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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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geben.«
    *
    Die Sonne berührte bereits die fernen Berggipfel, die den westlichen Horizont beherrschten, als Loridan und Grimstan sich dem Stadttor von Car-Carioth näherten, gemeinsam auf einer Echse reitend. Beide waren in braune Umhänge gehüllt, die Kapuzen hatten sie über ihre Köpfe gezogen. Einige Landarbeiter, die von ihrer Feldarbeit zurückkehrten, wanderten ebenfalls den Torweg entlang, beladen mit Harken und anderen Geräten.
    Die Mauer der Stadt war rissig, ihre Zinnen waren teilweise zerstört, und auch die Brücke, die über den Wehrgraben auf das Tor zuführte, erschien morsch. Nur eine schmale Pforte war in einem Flügel des mächtigen Tores geöffnet, um die Passanten durchzulassen. Zwei junge Soldaten mit weißen Umhängen standen neben dem Durchgang, in eine leise Unterhaltung vertieft. Sie beachteten kaum die Menschen, die sich durch die schmale Pforte drängten, doch als die beiden Reiter die Brücke erreichten, traten sie nach vorne.
    »Seid gegrüßt«, sagte einer von ihnen. »Was führt Euch nach Car-Carioth?«
    »Der Wunsch nach einer Mahlzeit und einem Trunk«, sagte Loridan. »Wir sind nur auf der Durchreise auf dem Weg in den Osten.«
    »Habt Ihr … habt Ihr unterwegs Drachen gesehen?«, fragte der zweite Soldat.
    »Nein, in Lornmund erzählt man sich, dass die Drachen verschwunden seien, sonst hätten wir uns nicht hierhergewagt.«
    »Dann seid willkommen in Car-Carioth«, sagte der erste Soldat. »Ihr seid die ersten Reisenden, die wir hier sehen – außer der Gesandtschaft des Königs, die kürzlich eingetroffen ist.«
    »Sind sie noch in der Stadt?«, fragte Loridan.
    »Ja.« Die Wächter öffneten einen Torflügel, der sich quietschend in seinen Angeln bewegte, um die beiden Reiter einzulassen. Das Licht der tief stehenden Sonne konnte die Mauern von Car-Carioth nicht mehr überwinden, und in den engen Straßen war die Dämmerung bereits hereingebrochen. Die Bewohner der Stadt begannen, die Fenster ihrer Häuser mit stabilen hölzernen Läden zu verschließen.
    »Ich weiß einen Ort, wo wir die Echse unterbringen können«, sagte Loridan und lenkte den Craith in eine schmale Seitenstraße, wo eine steile Rampe hinunter zu einem unterirdischen Lagerraum führte. Wenig später waren die beiden Männer zu Fuß in den Straßen der Stadt unterwegs, und der Drachentöter übernahm die Führung durch das Gewirr der eng beieinanderstehenden Häuser. Über der Schulter trug er einen Sack, der zuvor auf dem Rücken der Echse festgezurrt gewesen war.
    In den Gassen fanden sich überall Spuren des Zerfalls – heruntergefallene Dachschindeln, Steine und verkohlte Dachbalken. Es dauerte nicht lange, bis sie das hoch aufragende Gebäude erreichten, in dem der Bund der Drachentöter seine Niederlassung hatte. An einer Ecke des Gildenhauses blieb Loridan stehen und zog eine Schriftrolle aus seinem Mantel, die er Grimstan gab.
    »Ich bleibe hier stehen, bis du wiederkommst«, sagte er.
    Grimstan gab nur ein Brummen von sich, als er das Schriftstück entgegennahm und zur Vorderseite des Gebäudes ging. Das große eiserne Tor war geschlossen, doch als der alte Mann den Klopfer betätigte, öffnete sich eine kleine Klappe, und ein Wächter blickte heraus.
    »Was wünscht Ihr?«, sagte der Mann.
    »Ich bringe eine Botschaft für Ardawan.« Grimstan hielt die Schriftrolle an die Klappe, sodass der Wächter sie sehen konnte.
    »Wünscht Ihr, die Botschaft persönlich zu übergeben?«
    »Nein – aber es ist eine dringende Nachricht. Sie muss dem Meister sofort überbracht werden.«
    »Ich werde mich darum kümmern«, sagte der Wächter und nahm die Schriftrolle entgegen, die Grimstan ihm durch die Klappe hindurchreichte.
    »Das wäre erledigt«, sagte Grimstan, als er wieder vor Loridan stand. »Was wollen wir nun tun?«
    »Ich habe Ardawan gebeten, sich in einer Stunde mit mir zu treffen. Bis dahin können wir noch ein wenig durch die Stadt spazieren.«
    »Hmm«, sagte Grimstan. »Dies ist keine sehr erfreuliche Stadt. Die Menschen verkriechen sich in ihre Häuser, und bald werden die Straßen dunkel und leer sein.«
    »Licht gibt es in dieser Stadt nur an versteckten Plätzen«, sagte Loridan. »Trotzdem sollten wir diese Orte meiden, denn ich möchte nicht, dass jemand mich erkennt.«
    »Ja, wir wollen im Dunkeln bleiben«, sagte Grimstan. »Aber mir scheint, dass diese Stadt nicht ganz so dunkel ist, wie wir angenommen haben. Siehst du den Feuerschein dort?«
    »Ja, ich sehe ihn.« Mit

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