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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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gerunzelter Stirn blickte Loridan in die Richtung, die Grimstan ihm gewiesen hatte. »Dort brennt tatsächlich ein Feuer. Lass uns nachsehen, was dort vor sich geht.«
    Die beiden Männer folgten dem Lichtschein und gelangten bald zum Marktplatz, in dessen Mitte sich der gewaltige Aussichtsturm erhob. Schon von Weitem hörten sie die Klänge von Pauken und Sackpfeifen, die eine fröhliche Melodie spielten. Eine lärmende Menschenmenge hatte sich auf dem Platz versammelt und ein Feuer entzündet, dessen Licht die Fassaden der umstehenden Häuser erhellte. Weitere Menschen kamen aus allen Richtungen herbeigelaufen, und bald sahen sich Loridan und Grimstan in einer dichten Menschenmenge eingeschlossen, die in Richtung des Feuers drängte. Aus den Gesprächsfetzen, die die beiden Männer auffingen, wurde ihnen klar, was hier vor sich ging: Die Bürger der Stadt feierten die Befreiung von den Drachen. Loridan berührte Grimstans Schulter und bedeutete ihm mit einer Geste, dass er sich zum Rand des Platzes begeben wollte.
    »Es ist nicht sicher, näher an das Feuer zu gehen«, sagte er.
    Eine Weile verfolgten die beiden Männer das Treiben auf dem Platz, bis Loridan plötzlich einen Laut der Verwunderung ausstieß. Er hatte im Gedränge der Menschen ein bekanntes Gesicht entdeckt: Deryn! Schnell tauchte der Ritter wieder in die Menge ein und bahnte sich einen Weg zu seinem Freund. Deryns Überraschung hätte kaum größer sein können, als er Loridan erblickte, doch er schenkte dem Ritter nur ein kurzes Lächeln, bevor er sich nervös umschaute.
    »Wir müssen hier weg, schnell.« Er wollte Loridan mit sich ziehen, dieser zeigte jedoch in die entgegengesetzte Richtung.
    »Dort drüben wartet Grimstan auf mich«, sagte er.
    Zusammen näherten sich die beiden Freunde dem alten Mann, den Deryn ebenfalls nur flüchtig grüßte.
    »Schnell!«, drängte er. »Lasst uns in eine Seitenstraße gehen.«
    Erst als sie in eine ruhige Gasse eingebogen waren, umarmte Deryn seinen Freund und reichte Grimstan seine Hand.
    »Loridan, Grimstan, was führt euch nach Car-Carioth?«
    »Es ist ein seltsames Schicksal, das uns hierhergetrieben hat«, sagte Loridan. »Wir fliehen vor seltsamen Mächten der Finsternis, von denen wir glauben, dass sie in Car-Tiatha am Werk sind.«
    »Du meinst Angbold?«, fragte Deryn.
    »Ja, Angbold – und andere, die die gleichen Ziele verfolgen wie er. Aber was weißt du von Angbold?«
    »Nichts, außer dass Elea mich vor ihm gewarnt hat. Weißt du, wo sie ist?«
    »Nein«, antwortete Loridan. »Grimstan hat mir allerdings versichert, dass sie rechtzeitig fliehen konnte. Doch was ist mit dir? Was tust du hier, und warum bist du so nervös?«
    »Ich bringe eine Nachricht von Gweregon an die Fürsten. Du kannst dir denken, worum es geht: Sie sollen sich auf einen Krieg vorbereiten. Einige von Angbolds Soldaten haben mich begleitet, und sie sollen mich nicht mit dir zusammen sehen.«
    »Gut, dann lass uns von hier verschwinden.« Gerade als Loridan sich zum Gehen wandte, waren aus der Richtung, die er einschlagen wollte, Waffengerassel und Marschtritt zu hören. Sie drückten sich eng an die Wand eines Hauses, als eine Schar von Bewaffneten aufmarschierte. Es war eine Abteilung der Stadtwache, vielleicht ein Dutzend Mann, bekleidet mit weißen Waffenröcken, die das Wappen der Stadt trugen – den Turm mit den drei Kronen. Sie wurden begleitet von etwa genauso vielen Soldaten der Drachengarde. Zwei Offiziere führten den Zug an. Die Soldaten beachteten die drei Männer nicht und drängten weiter auf den Platz zu, wo sie bald auf die Menge der Feiernden stießen. Erste Rufe wurden laut, als die Soldaten sich ihren Weg durch die Menge bahnen wollten.
    »Gebt den Weg frei«, rief der Offizier. »Die Feier ist zu Ende, Leute. Geht nach Hause.«
    Eine Weile schauten Loridan und seine Gefährten den Soldaten hinterher, und sie hörten, wie die Rufe des Offiziers leiser wurden, als er tiefer in die Menschenmenge eindrang. Gleichzeitig waren in der Menge immer mehr Laute der Enttäuschung und des Unwillens zu hören. Trotzdem begann die Versammlung, sich langsam aufzulösen, und die Gefährten schlossen sich dem Strom der abziehenden Menschen an. Erst als sie sich ein gutes Stück von dem Platz entfernt hatten, lenkte Loridan seine Schritte hinter ein halb zerfallenes Haus, wo er stehen blieb. Es war düster dort, nur das letzte Licht des Abends sickerte aus dem Himmel in die enge Straße hinunter. Die Fenster der

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