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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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wünschte, ich könnte mit einer erfreulicheren Botschaft in den Westen reiten. Der drohende Krieg gegen das Ostreich ist schon eine schwere Last für Calidor – doch wie sollen wir gegen Gweregon bestehen und auch noch gegen die Mächte ankämpfen, die die ganze Welt bedrohen?«
    »Ja, wir müssen Calidor warnen«, bestätigte Eldilion. »Ich hatte bereits ein Schreiben an ihn aufgesetzt, nun allerdings muss ich vieles von dem, was ich geschrieben habe, noch einmal überdenken. Aber wenn sogar Angbold und vielleicht noch andere Offiziere in dunkle Machenschaften verstrickt sind, ist es besser, wenn du, Carilon, überhaupt keine schriftlichen Nachrichten bei dir trägst. Falls Angbolds Soldaten dich durchsuchen, sollen sie keinen Hinweis darauf finden, dass wir von seinem Verrat wissen. Und auf jeden Fall solltest du nicht alleine nach Westen reiten. Wenn du noch einen Tag länger hier verweilen willst, dann werde ich dir ein paar Männer schicken, die dich begleiten sollen.«
    »Gerne will ich dieses Angebot annehmen«, sagte Carilon. »Auch wenn die Drachen nun verschwunden sind – es mag nicht ratsam sein, das Drachenland alleine zu durchstreifen.«
    »Gut.« Eldilion nickte befriedigt. »Und noch etwas will ich tun, bevor ich in den Norden aufbreche. Ich werde eine Nachricht an Fürst Istaron schicken, der einen Teil der königlichen Truppen anführen wird. Er war immer ein gerechter und umsichtiger Mann – vielleicht kann ich ihn dazu bringen, ein wenig über diesen Krieg nachzudenken.«
    *
    Eine Kompanie Soldaten in den rostroten Umhängen der königlichen Truppen war auf dem Burghof in Marschformation angetreten. Alle waren mit Panzern aus gehärtetem Leder gerüstet und trugen kurze Schwerter an den Gürteln. Zusätzlich waren sie mit Stoßspeeren bewaffnet, deren stählerne Spitzen im Licht der Morgensonne glänzten. Die Soldaten trugen nur leichtes Marschgepäck, denn der größte Teil der Verpflegung war auf Packtiere geladen worden, die in einer Ecke des Burghofs versammelt waren und unruhig an ihren Zügeln zerrten. Auch eine Anzahl von Berittenen stand zum Aufbruch bereit, gerüstet mit Ringpanzern und mit langen Schwertern und Speeren bewaffnet.
    Angbold schritt zusammen mit einem hochgewachsenen Mann, der den grünen Kragen eines Unteroffiziers trug, die Front der Soldaten ab. Der Einäugige inspizierte die Ausrüstung der Männer, und von manchen ließ er sich Schwert oder Speer zeigen. Erst als sie den Rand des Burghofs erreicht hatten, wandte er sich seinem jungen Begleiter zu, und seinem aufmerksamen Auge entging nicht, dass der selbstsichere Blick des schwarzhaarigen Mannes nur aufgesetzt war.
    »Du hast deine Soldaten gut ausgebildet, Hengis«, sagte er. »Hundert Fußsoldaten und fünfzehn Reiter – eine ordentliche Streitmacht, auch wenn es weniger Männer sind, als ich mir wünschen würde. Die Nachrichten über die Drachenritter beunruhigen mich. Sie haben an den letzten beiden Tagen alle die Stadt verlassen, durch verschiedene Tore und zu verschiedenen Zeiten. Schon als der Schmied der Drachengilde vor einigen Tagen tot aufgefunden wurde, schöpfte ich Verdacht. Die Flucht der Ritter ist ein Eingeständnis ihrer Schuld. Sie stecken also mit Calidor und seinen finsteren Verbündeten unter einer Decke. Wenn du auf dem Weg irgendwelchen Drachenrittern begegnest, musst du sie als Feinde betrachten.«
    »Glaubt Ihr denn, dass die Drachenritter auch nach Norden reiten?«, fragte Hengis.
    »Ich bin mir nicht sicher.« Für einen Moment stockte Angbold und beobachtete mit gerunzelter Stirn, wie Sad Serion die Front der Soldaten abschritt, die linke Hand zum Zeichen des Segens erhoben, während seine Rechte die Männer mit den getrockneten Samen des Firion-Baumes bestäubte. »Vielleicht werden sie sich nach Car-Elnath wenden.«
    »Car-Elnath?«, fragte Hengis mit furchtsam erhobener Stimme. »Aber das ist auch unser Ziel.«
    »Ja, das ist es. Schon seit Jahrzehnten reisen die Drachenritter jedes Jahr einmal in diese Stadt, und ich zweifle nicht daran, dass sie dort einen geheimen Schlupfwinkel besitzen. Wahrscheinlich haben sie auch Verbündete unter den Gesetzlosen, die die Stadt bevölkern. Euer Auftrag ist es, ihnen diesen Rückzugsort zu nehmen.«
    »Und was sollen wir tun, wenn wir die Stadt von Drachenrittern besetzt finden?« Die Miene des jungen Soldaten verriet seine zunehmende Furcht.
    »Sei ohne Sorge. Meine Fürsorge wird dich auf diesem Feldzug begleiten, auch wenn ich nicht selbst

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