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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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uns dem Bösen stellen, wenn wir es besiegen wollen.«
    »Aber wo wird es Sicherheit geben? Wohin sollen sich die flüchten, die nicht kämpfen können?«
    »Das Böse wird vom Drachenland ausgehen«, sagte Grimstan. »Schon sind die Dunkelmenschen erwacht, die Dunklinge, die sich über Jahrhunderte in den Höhlen der Drachenberge versteckt hielten. Und wenn die Alten es schaffen, das Tor in die Dunkelwelt zu öffnen, werden Angoths finstere Wesen aus den Ruinen von Car-Angoth hervortreten, einer zerstörten Stadt weit im Süden. Im Westen und Osten des Landes wird es am längsten sicher sein, oder wer es wagt, mag auf dem Südkontinent Zuflucht suchen, oder im Nordosten, wo immer noch die Drachen das Land beherrschen.«
    »Wenn die Gefahr hier im Drachenland am größten ist, dann muss ich die Fürsten auf jeden Fall warnen«, sagte Deryn. »Ich werde also noch einige Tage hierbleiben und dann später versuchen, zu euch zu stoßen.«
    »Gut«, erwiderte Loridan. »Gehe morgen früh zu Ardawan und sprich mit ihm. Er wird dir sagen, welche Entscheidung wir getroffen haben und wo du uns finden wirst.«
    »Ich werde tun, was ich kann«, sagte Deryn. »Doch bevor wir uns trennen, erzähle mir noch, wie es deinen Reisegefährten ergangen ist. Und weißt du, wo Danira ist?«
    »Danira geht es gut, und bis auf Tan-Thalion, der von einem Dämon getötet wurde, sind alle wohlauf. Allerdings haben wir auch Sad Adan verloren. Wir dachten erst, er sei tot, nun jedoch vermuten wir, dass er uns verraten hat. Ich werde dir mehr darüber erzählen, wenn wir uns das nächste Mal sehen. Bis dahin, leb wohl.« Loridan griff nach Deryns Hand und drückte sie zum Abschied. »Und hüte dich vor Angbolds Männern – sie führen gewiss nichts Gutes im Schilde.«
    »Ich werde vorsichtig sein. Passt auch ihr auf euch auf!«
    *
    Aufgewühlt blickte Deryn den beiden Freunden hinterher, als sie sich abwandten und eine Richtung einschlugen, die sie weiter von dem Platz wegführen würde, auf dem die Menschenmenge sich zuvor vergnügt hatte. Den Soldaten schien es inzwischen gelungen zu sein, die Versammlung aufzulösen, denn die Stimmen vieler Menschen waren von der nahen Straße her zu hören. Als Loridan und Grimstan sich ein Stück entfernt hatten, trat plötzlich der fette Mann auf die Gasse, den Deryn schon zuvor gesehen hatte. Loridan streifte den Mann im Vorübergehen, und der Dicke sah ihm für einen Moment verwirrt hinterher. Die beiden Frauen, die den Mann begleiteten, waren an seine Seite getreten und versuchten kichernd, seine Aufmerksamkeit wiederzugewinnen, doch mit einem unwirschen Knurren schob er sie beiseite. Es entstand ein kleines Gerangel, bei dem eine der Frauen den Mann an den langen Haaren zog. Deryn erstarrte, denn trotz des spärlichen Lichts erkannte er, wie die blonde Perücke vom Kopf des Dicken rutschte und eine glänzende Glatze bloßlegte. Es war Grostan, der Richter von Car-Elnath! Und gleichzeitig erkannte Deryn, dass er diesen Mann wirklich schon zuvor am Hof der Fürsten gesehen hatte. Bei einem Empfang hatte der Dicke in einer Gruppe von Händlern gestanden, die in Car-Carioth hohes Ansehen genossen.
    Instinktiv drückte Deryn sich in eine dunkle Ecke, um nicht gesehen zu werden. Für einen kurzen Moment überlegte er, ob er hinter Loridan herlaufen und ihn warnen sollte, dazu hätte er jedoch an Grostan vorbeigehen müssen. Diesem gelang es endlich, die beiden Frauen mit Flüchen und ungeschickten Schlägen zu vertreiben, dann setzte er sich eilig in Bewegung. Er lief in eine andere Richtung als Loridan und Grimstan, also schien für die beiden keine unmittelbare Gefahr zu bestehen. Damit stand Deryns Entschluss fest – er würde Grostan verfolgen, um herauszufinden, was dieser vorhatte.
    Sie näherten sich wieder dem Platz, auf dem zuvor die Feier stattgefunden hatte. Das Feuer war inzwischen gelöscht worden, nur glühende Reste waren geblieben, aus denen Rauch in den dunkelblauen Himmel aufstieg. Noch immer hatten sich nicht alle Menschen zerstreut. Die hohe Zahl der Passanten, die in den Straßen unterwegs waren, erleichterte es Deryn, sein Opfer unbemerkt zu verfolgen. Grostan lenkte seine Schritte zielsicher durch die dunklen Straßen in den Südwesten der Stadt. Vor einem kleinen Haus blieb er stehen und klopfte ungestüm an ein Fenster. Es dauerte nicht lange, bis die Tür sich öffnete, und für einen Moment fiel Licht aus einem erleuchteten Raum auf die Straße hinaus. Als die Tür sich hinter

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