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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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wenn er sie nicht nach Car-Tiatha mitgenommen hätte. Aber dann wären so viele Geschehnisse anders verlaufen: Grimstan hätte sich nicht entschlossen, noch einmal den Kampf gegen das Böse aufzunehmen. Auch Timon hätten sie nicht getroffen. Es musste Firions Wille gewesen sein, dass die Ereignisse sich so entwickelt hatten – also würde er Danira nun nicht sterben lassen. Dann kam ihm allerdings in den Sinn, dass auch ihr Zusammentreffen mit Valkar Firions Wille gewesen sein musste, und doch hatte es den Mann aus dem Süden nicht vor dem Tod bewahrt. Vielleicht versagten selbst Firions Pläne, sobald die Dämonen des Dunklen Herrn in das Geschehen eingriffen. Von düsteren Vorahnungen geplagt, schlief Loridan endlich ein.
    *
    Zwei Wochen hatte Carilon für die Reise nach Car-Osidia gebraucht. Die Schwertbrüder Tharcon und Engwyn begleiteten ihn, und mit ihnen ritt auch Briagon, der einer der Knappen der Drachengilde war.
    Die Reise war Carilon ungewöhnlich lang erschienen, denn seit seinem Eintritt in die Gilde war er nie so lange von Seregon getrennt gewesen. Doch sein Schwertbruder war immer noch zu schwach, um die lange Reise in den Westen anzutreten. In den dunklen Nächten und der Einsamkeit des Drachenlandes war Carilon froh darüber gewesen, drei wackere Begleiter an seiner Seite zu haben. Mehrmals hatten sie nachts das Gefühl gehabt, dass ihr Lager von feindlichen Augen beobachtet wurde, auch wenn sie ihre Gegner nie zu Gesicht bekommen hatten.
    Als die vier Reiter die Mauern von Car-Osidia erreichten, sah Carilon sofort, dass die Stadt sich auf einen Krieg vorbereitete. Arbeiter waren damit beschäftigt, die Befestigungsanlagen auszubessern, und mehr Wachen als gewöhnlich patrouillierten auf den Wehrgängen. Obwohl der Abend noch jung war, hatte man nur einen Flügel des großen Stadttors geöffnet, und die Torwachen traten erst zur Seite, als sie Carilon erkannten. Auf dem Weg in den Hof der Burg mussten die Reiter weitere Wachen passieren. Einer der Soldaten führte Carilon und seine Gefährten in das Wohngebäude, wo Calidor mit einer großen Gesellschaft die Abendmahlzeit einnahm.
    Eilig schritt Carilon zwischen den Tischen hindurch, an denen zahlreiche Gäste sich an gebratenen Echsen und Vögeln gütlich taten. Obwohl er hungrig von der Reise war, bemerkte er kaum den köstlichen Duft der Speisen. Als er sich der Tafel seines Bruders näherte, stellte er erfreut fest, dass Fürst Navaris von Car-Dhiorath zugegen war, der ein wichtiger Verbündeter in dem bevorstehenden Krieg sein würde. Navaris war nicht groß und erschien schlank, doch Carilon kannte den Ruf des Fürsten als gefürchteten Schwertkämpfer und hervorragenden Seemann. Sein Gesicht war sonnengebräunt, und seine Augen blitzten lebhaft, als er angeregt mit Calidor sprach.
    Die Unterhaltung in der Halle verstummte nach und nach, als alle Blicke sich den vier schwer gerüsteten Männern zuwandten. Erst jetzt bemerkte Carilon die Harfenklänge eines Musikanten, die zuvor in dem Stimmengewirr der Speisenden untergegangen waren. Endlich wurde auch Calidor der Ankömmlinge gewahr, und er sprang auf, um ihnen entgegenzutreten.
    »Carilon, endlich bist du zurück.« Die beiden Brüder umarmten sich herzlich. »Doch warum ist Seregon nicht bei dir?«
    »Er wurde verwundet. Doch sei unbesorgt, er ist auf dem Weg der Genesung.«
    Carilon löste sich aus den Armen seines Bruders, um sich der Königin zuzuwenden. Edina war aufgestanden und blickte Carilon lächelnd an. Ihr gewölbter Bauch war trotz ihres wallenden roten Gewandes deutlich zu erkennen.
    »Du wirst jedes Mal schöner, wenn mein Weg mich nach Car-Osidia führt«, sagte der Ritter. »Und ich sehe, dass auch euer Thronfolger wächst und gedeiht.«
    »Ja, er entwickelt sich.« Es entging Carilon nicht, dass Schwermut in den Worten der Frau mitklang. »Auch wenn es mir lieber wäre, wenn unserem Kind die Bürde dieses Thrones erspart bliebe.«
    »Dieser Thron ist tatsächlich eine Bürde«, sagte Calidor. »Doch lasst uns jetzt nicht die Freude über eure Ankunft trüben. Ihr sollt euch erfrischen und an unserem Mahl teilhaben. Danach wollen wir reden, denn deshalb ist auch Navaris zu uns gekommen. Es gibt viel zu besprechen.«
    Die drei Ritter und der Knappe ließen sich zu Unterkünften geleiten, wo sie sich umkleiden und waschen konnten. Calidor selbst begleitete seinen Bruder, und während dieser seine Rüstung ablegte, sprachen sie rasch über die Geschehnisse der letzten

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