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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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Ihr Gesicht spiegelte die Qualen wider, die sie litt.
    »Sollen wir Euer Amulett anwenden?«, fragte Loridan, der hinter dem Heiler stand.
    »Ihr könnt es versuchen. Es wird die Lage zumindest nicht schlimmer machen.«
    Sofort kniete Loridan sich neben das Mädchen, und er zog die magische Rune hervor, die in einem sanften Licht zu glühen begann. Er legte das magische Symbol auf Daniras Brust und bedeckte es mit seiner Hand. Das Leuchten der Rune verstärkte sich, strahlte zwischen den Fingern des Ritters hindurch, dann verblasste es wieder zu einem rötlichen Schein. Danira bäumte sich auf und schrie. Hastig nahm Loridan die Rune von ihr, während er hilflos zu Tirandor blickte. Mit ernster Miene schüttelte dieser seinen Kopf, dann suchte er sich einen Platz unter der zweiten Zeltbahn, die inzwischen aufgespannt worden war. Eilig begann er damit, verschiedene kleine Döschen vor sich aufzureihen und in einem kleinen Tiegel eine Mischung zuzubereiten. Ungeduldig verfolgte Loridan jede seiner Bewegungen, er blieb jedoch in einigem Abstand, um den Heiler nicht bei seiner Arbeit zu stören. Endlich füllte Tirandor seine Mixtur in eine kleine Tonflasche, die er sorgfältig verkorkte, bevor er sich erhob und zu dem Ritter trat.
    »Es ist der Trank aus der Frucht des Inglaar-Baumes – das stärkste Heilmittel, das ich kenne.«
    »Und wenn es versagt?«, fragte Loridan.
    Tirandor erwiderte den Blick des Ritters, sein hageres Gesicht verriet tiefe Besorgnis, doch er sagte nichts. Zusammen gingen sie zu Danira hin, die mit geschlossenen Augen dalag und leise stöhnte. Bei dem Mädchen saß Selina, die den beiden Männern bekümmert entgegenblickte. Sofort beugte der Heiler sich über Danira, um ihr den Trank einzuflößen.
    »Trink das«, sagte er. »Es ist ein mächtiges Heilmittel aus dem Land im Süden.«
    Das Mädchen öffnete kurz die Augen und versuchte, sich aufzurichten, sank aber sofort wieder entkräftet zurück.
    »Wir dürfen sie in der kommenden Nacht nicht allein lassen«, flüsterte Tirandor. »Ruft mich später, falls ich einschlafen sollte.«
    Loridan und Selina blieben neben dem Mädchen, während die Sonne sich langsam dem Horizont näherte. Der Heiler hatte sich ein wenig abseits hingesetzt und kramte in seiner großen Tasche herum. Der Trank schien Danira tatsächlich einen erholsamen Schlaf zu schenken, ihr Atem wurde ruhig und kräftig, und ihr Fieber ließ nach. Als es dunkel wurde, legte Selina sich auf Loridans Drängen hin zur Ruhe. Sie hatten es nicht gewagt, auch bei Nacht ein Feuer brennen zu lassen, und so waren sie bald von völliger Finsternis umgeben. Nur von Zeit zu Zeit enthüllte der Ritter Selinas Kristall, um in Daniras Gesicht zu blicken, das unverändert bleich erschien. Im Lauf der Nacht wurde ihr Schlaf immer unruhiger, und als Tirandor später zu ihnen kam, stand Schweiß auf ihrer Stirn, und sie wand sich in Fieberkrämpfen.
    »Der Inglaar-Trank hat versagt«, murmelte er tonlos. »So wie auch der Zauber der Rune. Aber tief in meiner Tasche habe ich noch etwas gefunden, das ich fast schon vergessen hatte. Es ist eine Heilpflanze aus dem Süden, die ich schon lange mit mir herumtrage, ohne sie je verwendet zu haben. Man sagt, dass sie Menschen hilft, die von Ul’ur berührt wurden – und wenn es stimmt, dass dieser seine Macht von Thaur-Angoth bezieht, dann hilft sie vielleicht auch gegen den Einfluss der Dämonen. Ich hoffe, dass sie ihre Kraft noch nicht verloren hat.«
    »Könnt Ihr das Mittel jetzt in der Dunkelheit bereiten?«
    »Ich habe es bereits vorbereitet, im letzten Licht des Tages – so gut ich es vermag, denn das Rezept ist mir nur vage bekannt. Spendet mir Licht, und ich werde tun, was ich kann.«
    Im Schein des Zauberkristalls setzte Tirandor eine kleine Flasche an Daniras Lippen und flößte ihr den neuen Trank ein, dann löste er den Verband von ihrem Arm und wusch die Wunde mit der gleichen Tinktur. Den Rest, der verblieb, goss er über seine Hände und benetzte damit Daniras Wangen und ihre Stirn.
    »Versucht nun zu schlafen«, sagte er zu Loridan, »und ich werde wachen.«
    Für eine Weile blieb der Ritter noch neben Danira sitzen, hoffend, dass sich ein erstes Zeichen der Besserung einstellen würde. Erst als er spürte, wie die Müdigkeit ihn zu übermannen drohte, wandte er sich schließlich ab und bettete sich zur Ruhe. Trotzdem wollte der Schlaf nicht kommen, und düstere Gedanken suchten ihn heim. Er fragte sich, was aus Danira geworden wäre,

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