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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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seinem Inneren heftige Gefühle tobten. Die Ängste und die Besorgnis, die sich in ihm angestaut hatten, waren nun in einen tiefen Hass gegen die Kreaturen gewandelt, die Danira verletzt hatten. Sein Blick richtete sich auf den nahen Berg, über dem wieder die gespenstisch leuchtende Rauchwolke hing. Er wünschte, sie könnten diesen Ort des Schreckens verlassen, derzeit war es jedoch zu dunkel, um sich durch das schwierige Gelände zu bewegen.
    »Sei ohne Sorge«, sagte Grimstan, der trotz seiner Verletzung aufgestanden war, um nach Danira zu sehen. »Ich habe den Dämon gespürt, als er den Berg verlassen hat. Er ist nach Süden geflohen, zurück zu dem Turm, nehme ich an. Und die Dunkelmenschen werden zu verängstigt sein, um uns anzugreifen.«
    Die Nacht verlief ohne Störungen, trotzdem war Loridans Schlaf nicht tief. Als Tamaric ihn zwischen Mitternacht und Sonnenaufgang weckte, damit er die Wache übernahm, war er froh, aus seinem sorgenvollen Halbschlaf gerissen worden zu sein. Sofort trat er zu Danira, die eng an Selina geschmiegt schlief. Ein wenig erleichtert setzte er sich an den Rand des Lagers und lauschte in die Dunkelheit hinaus. Alles blieb ruhig, bis Loridan beim Aufgang der Sonne seine Gefährten weckte.
    Während sie ihr rasches Morgenmahl einnahmen, sah Tirandor nach den beiden Verwundeten. Sorgfältig stellte er Grimstans rechten Arm mit einer Tuchschlinge ruhig, damit die tiefe Wunde in dessen Schulter besser heilen konnte. Der alte Mann ertrug die Schmerzen klaglos und war bereit, die Reise fortzusetzen. Daniras Arm zeigte blauschwarze Druckflecken, wo die Klaue des Dämons sie gequetscht hatte. Die schmale Wunde öffnete sich wieder, als der Heiler den Verband löste. Er bestrich sie erneut mit Salbe und legte einen frischen Verband an.
    Wenig später brachen sie auf, noch vor dem Mittag bemerkte Loridan allerdings, dass Danira sich offenbar nicht wohlfühlte. Sie saß mit geschlossenen Augen vor Selina im Sattel, und nur die Arme der jungen Frau schienen sie davor zu bewahren, vom Rücken des Craith zu rutschen. Der Ritter fing Selinas drängenden Blick auf und ließ die Gefährten zu einer Rast anhalten. Zum ersten Mal seit Tagen entzündeten sie ein Feuer, um Wasser zu erhitzen und sich eine warme Mahlzeit bereiten zu können. Nur Tamaric und Lardin ritten weiter, denn sie wollten das Gelände erkunden und nach Nahrung suchen.
    Während Tirandor die Heilmittel in seiner großen Tasche sichtete, trat Loridan besorgt an ihn heran.
    »Wisst Ihr, was Danira fehlt?«, fragte er.
    »Vielleicht hatte der Dämon ein Gift an seinen Klauen«, antwortete der Heiler. »Doch ohne etwas Näheres darüber zu wissen, kann ich nur Mutmaßungen anstellen. Sie hat Fieber, und dagegen werde ich ihr ein Mittel geben.«
    Bald kehrten Lardin und Tamaric mit einer großen Sandechse zurück, deren Fleisch sie zu einem üppigen Mahl zubereiteten. Auch Danira fühlte sich danach gestärkt und erholt.
    »Denkst du, dass du weiterreiten kannst?«, fragte Loridan, immer noch voller Sorge. »Ich würde dir gerne eine längere Rast gönnen, aber der Berg ist noch nahe, und ich fürchte, dass die Geschöpfe des Bösen ihn nun als Stützpunkt nutzen.«
    Tatsächlich dominierte der Berg immer noch den südlichen Horizont, eine drohende Masse grauen Felsgesteins. Die Rauchwolke, die aus seinem Gipfel in den Himmel stieg, verschleierte die Sonne zu einer bleichen Scheibe.
    »Ich werde es aushalten«, sagte Danira. »Auch ich wünsche mir, diesen Ort hinter mir zu lassen.«
    Sie bestiegen ihre Echsen und lenkten sie in zügigem Tempo nach Norden. Die Landschaft um sie herum änderte sich merklich. Die felsigen Ausläufer der Drachenberge gingen in ein grünes Hügelland über, das mit Sträuchern und vereinzelten Bäumen bewachsen war. Während sie weiterritten, zogen Wolken auf, aus denen bald ein leichter Regen auf sie herunterfiel. Trotzdem war es warm, denn der Beginn des Sommers war nahe, und die Tage waren merklich länger geworden.
    »Wir müssen halten«, sagte Selina schließlich. »Danira kann sich kaum noch aufrecht halten.«
    Sie fanden eine Gruppe von hoch aufragenden Sträuchern, zwischen denen sie Zeltbahnen aufspannten und eine Lagerstatt aus weichen Zweigen und Decken bereiteten. Selina blieb an Daniras Seite und hielt ihre Hand, während Tirandor ihre Stirn fühlte und ihren Puls ertastete.
    »Wie geht es dir?«, fragte er.
    »Mein Arm schmerzt immer mehr, und … mir ist so kalt.« Danira schloss die Augen.

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