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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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die Stadttore treten, unbewaffnet und mit Stricken um den Hals, um sich der Gnade des Königs zu unterwerfen.«
    »Und der Bote hat keinen Zweifel daran gelassen, dass der König in höchst ungnädiger Stimmung ist«, schnaubte Navaris. »Es könnte wirklich zu einem Gemetzel kommen.«
    »Ich kann nicht glauben, dass Gweregons Soldaten ein solches Urteil vollstrecken würden«, sagte Galadan. »Dies widerspricht der Berufsehre jedes ehrlichen Soldaten.«
    »Oh doch, ich denke sie würden es tun«, sagte Carilon. »Die Gerüchte, die in Car-Tiatha verbreitet werden, lassen kein gutes Haar an dir und deinen Untertanen. In den Augen der Soldaten sind alle Menschen in Car-Osidia gefährliche Verräter oder gar Zauberer und Geisterbeschwörer.«
    »Ich wünschte, es wäre so – dann wären Gweregons Truppen keine Gefahr für uns. Leider haben wir nur einen Zauberer unter uns. Könnt Ihr uns in diesem Kampf unterstützen, Tan-Ragnor?«
    »Kaum«, erwiderte der Zauberer, während er mit einer Hand durch seinen grauen Bart strich. »Ich kann diese Gerüchte nicht wahr machen, und auch sonst habe ich keine Magie, mit der ich ein Heer von Soldaten vertreiben könnte. Das Einzige, was ich Euch geben kann, sind Informationen. Zuweilen offenbaren sich mir Dinge, die weit entfernt vor sich gehen.«
    »Eure Weitsicht ist eine große Hilfe für uns, Tan-Ragnor«, sagte Calidor. »Euren Warnungen verdanken wir es, dass unserer Städte sich bereits jetzt auf einen Angriff vorbereitet haben.«
    »Ja«, sagte der junge Offizier. »Meine Männer stehen bereit, um ihre Klingen mit denen der Feinde zu kreuzen.«
    »Auch ich bin bereit«, sagte Navaris. »Ich habe meine schnellsten Schiffe mit Katapulten ausgerüstet, die Gweregons Flotte in Brand schießen werden, sobald sie sich in der Nähe von Car-Dhiorath zeigt.«
    »Ja, wir sind bereit für einen Krieg, den wir nicht wollen«, sagte Calidor. »Wir werden die Mauern von Car-Osidia verteidigen, und Car-Dhiorath wird sich auf See zur Wehr setzen. Aber ich werde deine Botschaft nicht vergessen, Carilon – den anderen Krieg, von dem du gesprochen hast. Wenn wir einen Weg finden, Gweregons Soldaten zur Umkehr zu bewegen, dann werden wir ihn nutzen. Nur ein Kampf, der nicht stattfindet, ist ein wirklicher Sieg.«
    »Zumindest werden die Soldaten, die von einem brennenden Schiff springen, Rüstung und Schwert von sich werfen«, sagte Navaris. »So können wir viele Soldaten gefangen nehmen oder in die Flucht schlagen, ohne Blut zu vergießen.«
    »Das ist wahr«, erwiderte Calidor. »Doch wenn Gweregons Truppen in unser Land einfallen, wird es zum Kampf kommen. Palaris hasst mich, denn einst begehrte er Edina, die nun meine Frau ist. Jeder Vorwand wird ihm recht sein, um Rache an mir zu nehmen. Wir können uns nicht darauf verlassen, dass er seinen Angriff auf Car-Osidia beschränkt. Vielleicht werden seine Truppen plündernd durchs Land ziehen, die kleinen Siedlungen zerstören und die Früchte unserer Äcker stehlen oder verbrennen. Wenn es dazu kommen sollte, werden wir ihnen im Feld gegenübertreten müssen. Und dann werden viele Menschen sterben, sehr viele Menschen.«
    *
    Loridan erwachte erst, als die Sonne bereits den Himmel erhellte. Sofort erhob er sich und wandte sich der Stelle zu, wo Danira lag, und zu seiner großen Freude sah er, dass das Mädchen sich aufgesetzt hatte und leise mit Selina sprach.
    »Danira, wie geht es dir?« Sobald er neben ihr war, fasste er ihre Hand, die sie ihm entgegenstreckte. Ihr Gesicht war immer noch blass, auf ihren Lippen lag jedoch ein mattes Lächeln.
    »Viel besser, glaube ich«, sagte sie. »Aber ich kann mich an die Nacht kaum noch erinnern, nur an meine Träume, und … ich war in einem schrecklichen Land, wo überall Dämonen waren.«
    »Jetzt bist du wieder bei uns«, sagte Loridan. »Ich bin so froh, dass es dir besser geht. Denkst du, dass du etwas essen kannst? Du musst wieder zu Kräften kommen.«
    »Ja, ich habe Hunger, und ich denke, ich könnte aufstehen, um mir etwas zu holen.«
    »Nein, ich werde dir etwas bringen. Wir wollen auf Tirandors Urteil warten, bevor du aufstehst. Wir hätten dir vorher mehr Ruhe gönnen sollen, jetzt werden wir hier rasten, bis du dich vollständig erholt hast.«
    »Tirandor hat die ganze Nacht bei Danira gewacht«, sagte Selina. »Er hat mich im ersten Licht der Dämmerung geweckt, und nun sollten wir ihn schlafen lassen.«
    Loridan ging los, um die Reste des gebratenen Fleisches vom Vortag zu holen.

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