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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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Wochen. Wenig später kehrten die vier Drachentöter in saubere Hausgewänder gekleidet in die Halle zurück. Der König geleitete die Gäste an seine Tafel, an der er gemeinsam mit Edina die erhöhten Stühle an der Kopfseite einnahm. Carilon und Briagon bat er, sich an die Längsseite des Tisches zu setzten, direkt neben der jungen Königin. Ihnen gegenüber hatte bereits Fürst Navaris Platz genommen, und die Plätze neben diesem wies der König Tharcon und Engwyn zu. Bald waren die vier Männer mit Wein und Speisen versorgt, denen sie hungrig zusprachen. Calidor und Carilon tauschten während des Essens nur einige belanglose Neuigkeiten aus, denn Edina saß zwischen ihnen, und Carilon merkte schnell, dass der König in ihrer Gegenwart nicht über die ernste Lage reden wollte. An der anderen Seite des Tisches befragte Navaris die beiden Ritter über das Verschwinden der Drachen und lauschte neugierig ihren Erzählungen.
    Als alle gesättigt waren, hob Calidor die Tafel auf, um sich mit Carilon und Fürst Navaris in die Vertrautheit der kleinen Halle zurückzuziehen. Die übrigen Gäste ließen sie in der Obhut der Musikanten und der Schankknechte zurück.
    Bald waren sie in der kleinen Halle versammelt, wo zwei weitere Männer zu ihnen stießen. Erfreut reichte Carilon Tan-Ragnor die Hand, dem er schon als Kind gerne bei seinen Zauberkunststücken zugeschaut hatte. Nun war der einst braune Bart des Hofzauberers ergraut und hatte eine stattliche Länge erreicht. In seinem langen Mantel aus dunkelblau schimmerndem Stoff bot er einen würdevollen Anblick, auch wenn er kaum älter als fünfzig Jahre sein mochte.
    Auch den zweiten Mann grüßte Carilon herzlich, denn es war Galadan, der Hauptmann der Truppen von Car-Osidia. Der junge Offizier besaß schwarzes Haar, das auf seine breiten Schultern reichte, und ein kurzer Bart umrahmte sein Gesicht. Wie es seine Gewohnheit war, trug er Kettenrüstung und Schwert – Carilon konnte sich nicht entsinnen, ihn jemals ohne diese Attribute gesehen zu haben. Als die Männer Platz genommen hatten, ergriff Calidor das Wort, die Augen auf seinen Bruder gerichtet.
    »In meinem Brief an die Fürsten von Car-Carioth hatte ich geschrieben, dass König Gweregon kein Drache sei, den es zu erschlagen gilt. Inzwischen sehe ich die Dinge anders, denn unser Onkel scheint von Wahnsinn ergriffen zu sein, oder unter dem Einfluss einer bösen Macht zu stehen. Er ließ einen Boten töten, den ich zu ihm gesandt hatte, um meine Unterwerfung anzubieten. Nur den Kopf des armen Mannes schickte Gweregon zurück, und er ließ mir ausrichten, dass mir das gleiche Schicksal zukommen wird, egal ob ich mich ergebe oder kämpfe. Nun ist mir klar, dass er Krieg will – um jeden Preis.«
    »Ja, er will Krieg«, erwiderte Carilon. »Entweder er, oder die, die hinter ihm stehen. Es ist Thaur-Angoths Wunsch, dass die Menschen sich bekriegen sollen, und Gweregon ist nur ein Werkzeug, das seinen Willen erfüllt. Die Gerüchte, die ihr hier in Car-Osidia gehört habt, sind wahr: Die Drachen haben das Land verlassen, und nun kann Gweregon seine Truppen in den Krieg schicken. Schon vor Wochen hat er sein Volk zu den Waffen gerufen. Bald werden sich seine Armeen in Bewegung setzen.«
    »Aber was können wir nun noch tun, um diesen Krieg zu verhindern?«, fragte Calidor.
    »Ich fürchte, wir können nichts tun«, erwiderte Carilon. »An Gweregon kommt niemand mehr heran. Und selbst wenn es gelänge, ihn zu töten, würde sich nichts ändern. Angbold würde weiterhin Befehle erteilen, im Namen des Königs oder im Namen des Thronfolgers. Doch der Krieg mit Gweregon ist nur das erste unserer Probleme. Thaur-Angoths Dämonen suchen das Land heim, und die Diener des Bösen greifen nach dieser Welt. Car-Osidia und Car-Dhiorath müssen ihre Soldaten bereithalten, um für Firion in den Krieg zu ziehen. Und auch die anderen Fürsten des Westens müssen bereit sein.« Carilon blickte in Navaris’ Augen. »Wenn der Sommer seinem Ende zugeht, steht uns vielleicht ein Kampf bevor, der über das Schicksal von uns allen entscheidet.«
    »Wir können nur einen Krieg auf einmal führen«, sagte Calidor. »Wenn Gweregons Armee das Drachenland durchschreitet, dann müssen wir kämpfen, auch wenn wir es nicht wollen. Denn eine Kapitulation kommt nicht mehr in Frage. Gweregons Bote hat uns ausrichten lassen, dass der König nicht nur meinen Kopf fordert – auch aus jeder der großen Städte sollen fünfhundert Männer als Geiseln vor

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