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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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Erst jetzt bemerkte er, wie hungrig er selbst war, denn seit dem Mittag des letzten Tages hatte er nichts gegessen. Trotzdem gönnte er sich nun nur einige Bissen, während seine Augen an Danira hingen, die mit offensichtlichem Appetit aß. Als Tirandor später zu ihnen trat, sprang Loridan auf und umarmte ihn überschwänglich, was den Heiler mit sichtlicher Verlegenheit erfüllte.
    »Es freut mich, dass ich von Nutzen sein konnte«, sagte er leichthin, doch auch seine Züge spiegelten die Erleichterung wider, die er empfand, als er Danira betrachtete. Behutsam löste er den Verband vom Arm des Mädchens, dann hellte seine Mine sich weiter auf. Nur eine bräunliche Narbe war von der Wunde zurückgeblieben, die dunklen Spuren der Quetschungen waren allerdings noch nicht verblasst.
    Obwohl es Danira viel besser ging, blieben sie den Rest des Tages an ihrem Lagerplatz. In der Nacht beobachtete Loridan, wie das Mädchen sich im Schlaf oft unruhig herumwälzte, offensichtlich von dunklen Träumen geplagt. Als sie am nächsten Tag ihre Reise fortsetzten, erschien Danira jedoch wieder fröhlich und lebhaft, insbesondere wenn sie mit Selina zusammen war. Alle Gefährten waren froh, dass sie endlich den Berg des Feuers hinter sich lassen konnten.
    Nun, da seine ständige Sorge um Danira verflog, wurde Loridan erst auf die niedergedrückte Stimmung aufmerksam, in der Timon sich befand. Von allen Gefährten schien es dem Jungen am schlechtesten zu gehen, obwohl er keine Verletzungen erlitten hatte. Der Ritter vermutete, dass er von Heimweh geplagt wurde, denn der Junge zeigte sich die meiste Zeit verschlossen und bedrückt. Auch die Hoffnung auf die baldige Ankunft in der Stadt der Geister konnte Timons düstere Laune nicht aufhellen, und er lenkte seine Echse meist in einigem Abstand von den übrigen Gefährten. Aber Loridan verließ sich darauf, dass Grimstan den Jungen im Auge behalten würde, denn nun fühlte er sich wieder mehr denn je für die Sicherheit der gesamten Gruppe verantwortlich.
    Stets bemühten sich Loridan und die vier anderen Drachenritter, einen sicheren Weg durch das Hügelland zu finden. Oft ritten zwei von ihnen als Kundschafter voraus, wenn das Gelände unübersichtlich war oder gefährlich erschien. Der Berg des Feuers rückte immer weiter in die Ferne, und an trüben Tagen verschwand er in Dunst und Wolken. In den kurzen Nächten entzündeten sie keine Feuer, um nicht die Augen ihrer Feinde auf sich zu ziehen. Immer noch weckte die Dunkelheit der Nacht in den Gefährten ein Gefühl der Beklemmung, und vor allem Danira litt unter einem unruhigen Schlaf. Auch die Wachposten, die sie aufstellten, richteten von Zeit zu Zeit unwillkürlich ihre Blicke zum Himmel, um Ausschau nach geflügelten Dämonen zu halten.
    In der dritten Nacht nach Daniras Genesung erblickten sie ein Feuer, vielleicht zwei Meilen von ihrem Lager entfernt. Auch in dieser Nacht hatten die Gefährten das Gefühl einer tödlichen Bedrohung, die an ihnen vorüberzog. Als sie am nächsten Tag zu dem fremden Lagerplatz kamen, bot sich ihnen ein Bild des Grauens. Sie fanden die Leichen dreier Männer, alle mit tiefen Wunden im Halsbereich. Die Kleidung der Toten ließ keinen Schluss auf ihre Herkunft zu, sodass die Gefährten nicht ergründen konnten, ob die Fremden aus Car-Elnath stammten, oder ob es Abenteurer waren, die die Stadt der Geister zu ihrem Ziel erkoren hatten.
    Nach einer eiligen Bestattung setzten die Gefährten ihren Weg fort. Die bösen Vorahnungen, die sie sonst vor allem bei Nacht heimsuchten, quälten sie nun auch im hellen Sonnenlicht des Tages. Das Böse, das sie in der Nähe der Ruinenstadt angegriffen hatte, das Böse, das Danira im Berg des Feuers aufgelauert hatte – es war ihnen weiterhin auf den Fersen. Die drei toten Männer waren ein deutliches Zeichen gewesen: Der Krieg hatte begonnen, und Thaur-Angoth griff nach der Macht über diese Welt. Was nützten ihnen Amulette und magische Waffen, wenn die meisten Menschen den Kreaturen des Bösen hilflos gegenüberstanden?
    An den letzten beiden Tagen, bevor sie Car-Elnath erreichten, hatten sie noch zweimal aus der Entfernung andere Reisende beobachtet, doch nie waren sie irgendwelchen Fremden näher gekommen. Der Verlauf der alten Straße zwischen Car-Carioth und Car-Elnath war unter Gras und Büschen kaum noch zu erahnen, und jeder Reisende wählte sich seinen eigenen Weg durch das grüne Hügelland. Die Berichte über das Verschwinden der Drachen, die in

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