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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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Sonnenlicht zwischen den Ruinen der Häuser hindurch, auf Straßen, in denen sich Steine und andere Trümmer häuften.
    »Glaubst du, Danira mag mich nicht mehr?«, fragte er schließlich.
    »Doch, sie mag dich«, antwortete Grimstan. »Sonst wäre sie nicht so besorgt um dich.«
    »Besorgt? Aber warum denn?«
    »Du hast dich in den letzten Tagen sehr zurückgezogen, seit dem Kampf bei der Ruinenstadt. Du bist auch Danira aus dem Weg gegangen.«
    »Es gab nicht viel Zeit zum Reden«, sagte Timon. »Wir waren ständig unterwegs.«
    »Ist es der Kampf, der dir nicht aus dem Kopf geht?« Grimstan blieb stehen, um dem Jungen ins Gesicht zu sehen. »Du hast noch nie gesehen, wie Menschen getötet wurden, ist es nicht so?«
    »Ja – aber das ist es nicht alleine. Ich habe dabeigestanden, als Tan-Thalion getötet wurde, ohne etwas zu tun. Die anderen müssen mich für einen Feigling halten. Sogar Danira hat ein Schwert geführt, und sie hat den Dämon getötet.«
    »Rede keinen Unsinn«, sagte Grimstan. »Du hast uns alle gerettet durch deinen Zauber.«
    »Ich habe doch nur getan, was du mir gesagt hast.« Timon setzte sich wieder in Bewegung und ging ziellos weiter. »Ich habe Tan-Thalion beobachtet und mir die Worte seines Zaubers gemerkt. Und als er … als er getötet wurde, fiel sein Kristall genau vor meine Füße. Ich habe ihn genommen und den Zauber nachgesprochen, so wie es auch Tan-Thalion getan hatte.«
    »Nein, das hast du nicht. Dein Zauber war anders als der von Tan-Thalion. Und auch die Worte, die du gesprochen hast, waren nicht die gleichen.«
    »Vielleicht habe ich etwas falsch gemacht.« Ungeduldig zuckte Timon mit seinen Schultern. »Es war immerhin das erste Mal, dass ich gezaubert habe.«
    »Nein, du hast nichts falsch gemacht. Im Gegenteil – dein Zauber war sogar mächtiger als der von Tan-Thalion.«
    »Es könnte doch ein Zufall sein. Vielleicht habe ich nicht alle Silben des Spruches richtig betont, und deshalb war die Wirkung anders.«
    »In dieser Angelegenheit glaube ich nicht an Zufälle«, sagte Grimstan. »Du hast den Spruch nicht anders betont. Du hast andere Worte gesprochen – die richtigen Worte, die selbst Tan-Thalion nicht kannte.«
    »Aber wie kann das sein? Ich habe die Magie nicht studiert. Ich bin kein Zauberer.«
    »Kein Zauberer? Hmm …« Erneut sah Grimstan den Jungen nachdenklich an. »Hast du eigentlich inzwischen mehr über die Dinge herausgefunden, die du in Tan-Thalions Tasche gefunden hast?«
    »Nein – das Kästchen konnte ich immer noch nicht öffnen, die Tafel mit der Inschrift bleibt ein Rätsel für mich, und die restlichen Dinge in der Tasche sind nichts Besonderes: die Tatzen der Eisechse, die Federn des Urvo, zerriebene Drachenschuppen und so weiter.«
    »Interessant«, sagte Grimstan. »Wiese denkst du, dass diese Dinge nichts Besonderes sind?«
    »Nun, ja.« Timon zögerte. »Es sind Materialien für einfache Elementarzauber. Sogar die Drachenschuppen sind nicht übermäßig schwer zu bekommen.«
    »Für einen Jungen deines Alters weißt du überraschend viel über Elementarmagie. Aber anscheinend weißt du immer noch wenig darüber, welche Kenntnisse und Kräfte in dir schlummern. Hast du die Tafel mit der Inschrift bei dir?«
    »Ja, hier ist sie.« Timon griff in Tan-Thalions Tasche, die er sich umgehängt hatte, und zog die kleine Knochentafel hervor; ihre goldene Einfassung schimmerte im Licht der Sonne. Misstrauisch sah der Junge sich um. Sie hatten in den Straßen und den Trümmerfeldern viele Schatzsucher gesehen, und es mochte gefährlich sein, einen so kostbaren Gegenstand offen zu zeigen. Verstohlen hielt er die Tafel Grimstan hin, dieser machte allerdings keine Anstalten, sie entgegenzunehmen.
    »Hast du inzwischen eine Idee, was die Inschrift bedeuten könnte?«, fragte der alte Mann.
    »Nein.« In Gedanken versunken ging Timon weiter, die Tafel immer noch in der Hand. »Trotzdem wird die Gewissheit immer stärker in mir, dass ich die Tafel kennen müsste, dass ich sie früher schon einmal gesehen habe.«
    »Gut«, sagte Grimstan. »Vielleicht wirst du alles besser verstehen, wenn wir am Ziel unserer Wanderung angekommen sind.«
    »Aber wohin gehen wir eigentlich?«, fragte Timon.
    »Ich weiß es nicht. Du bist die ganze Zeit vorausgegangen, und ich bin dir nur gefolgt.«
    »Warum lässt du mich vorausgehen?« Verwirrt blieb Timon stehen. »Ich habe keine Ahnung, wo wir hier sind.«
    »Das muss sich noch erweisen«, sagte Grimstan. »Hast du nicht

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