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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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erledigen – wir suchen nach Spuren eines alten Magiers, der einmal in dieser Stadt gelebt hat. Aber darüber weiß Grimstan mehr zu berichten als ich.«
    »Ja, wir suchen nach einem alten Magier«, sagte Grimstan. »Vielleicht besitzt er die Macht, das letzte der Amulette neu zu schmieden, das wir noch für den Kampf gegen das Böse benötigen.«
    »Bisher hast du nur davon geredet, dass wir nach alten Aufzeichnungen oder Artefakten suchen wollen.« Verwundert blickte Loridan den alten Mann an. »Nun glaubst du also schon, dass wir den legendären Gerugrim selbst finden?«
    »Vielleicht werden wir das.« Grimstan zeigte sein grimmiges Lächeln. »Wir müssen nur an der richtigen Stelle suchen.«
    ***

Buch 4: Drachenblut
Prolog
    Die Höhle war erfüllt von der grollenden Stimme des Berges. Tief unten in einer Spalte brodelte ein leuchtender See aus geschmolzenem Gestein, der die Decke der Höhle in ein rötliches Licht tauchte. Die Luft war zu heiß, als dass ein Mensch sie hätte atmen können – doch das Wesen, das am Rand der Spalte stand, war kein Mensch. Eine lange Zeit blickte der Engel unbeweglich hinunter auf die brodelnde Glut. Endlich breitete er seine Arme aus, und seine schlanke Gestalt erhob sich in die Luft. Genau über die Spalte schwebte er und folgte ihrem Verlauf, wo sie die Wand der Höhle durchbrach. Obwohl ihn heiße Dämpfe umgaben, die aus dem Abgrund heraufstiegen, setzte der Engel seinen Weg unbeirrt fort. Die Spalte führte ihn weiter, weg vom Zentrum des Berges, und schließlich erreichte er eine Höhle, in der die Luft kühler war.
    Offenbar hatte hier ein Kampf stattgefunden, denn mehrere Wesen lagen leblos am Boden. Der Engel sank herunter und beugte sich über eine der Kreaturen, um sie näher zu betrachten. Eines von Thaur-Angoths ersten Kindern war es, getötet durch das Feuer eines Drachen. Auch die anderen Wesen, die hier lagen, waren von der gleichen Art. Das überirdisch schöne Gesicht des Engels verriet keine Regung, als er die verunstalteten Leichen betrachtete. Dann weckte ein dunkler Fleck auf dem Boden die Aufmerksamkeit des Himmelsboten, und er kauerte sich nieder, um mit dem Finger über den feuchten Stein zu streichen. Erst jetzt war ein Anzeichen von Bekümmerung auf den Zügen des Engels zu sehen, denn er erkannte, dass es Drachenblut war, das hier vergossen wurde.

»Wohin wollt ihr?« Danira lief hinter Grimstan und Timon her in den Durchgang, der aus dem Innenhof von Tarics Haus hinaus in die Ruinen von Car-Elnath führte.
    »Nur ein kleiner Spaziergang«, sagte Timon und schaute verlegen zu Grimstan auf, der jedoch schweigsam blieb. Seit fünf Tagen waren die Gefährten jetzt in der Stadt der Geister, und bisher hatte es noch keine Gelegenheit für Spaziergänge gegeben. Erst an den letzten beiden Tagen waren die Kämpfe abgeklungen, bei denen die meisten von Grostans Männern entwaffnet und vertrieben oder getötet worden waren – nur von dem Richter selbst fehlte jede Spur.
    »Fein, ich komme mit«, sagte Danira. »Ich kann euch alles zeigen. Was wollt ihr zuerst sehen? Den Palast? Oder den Hafen?«
    »Ich … ich weiß nicht so recht.« Timon wich dem Blick des Mädchens aus. »Eigentlich wollten wir nur ein bisschen reden, Grimstan und ich.«
    »Reden? Warum redet ihr nicht hier miteinander?« Mit gerunzelter Stirn sah Danira den Jungen an.
    »Wir wollten ungestört sein. Grimstan meint, er könnte mir jetzt mehr über den Zauber sagen, der an mir haftet.«
    »Ungestört?« Daniras Blick umwölkte sich. »Ich verstehe – ich bin also überflüssig.«
    »Nein, Danira … bitte …« Hilflos blickte Timon hinter dem Mädchen her, das enttäuscht davonstapfte, doch Grimstan fasste ihn sanft an der Schulter und sagte nur ein Wort.
    »Komm!«
    Die Berührung ließ Timon zusammenzucken, und er trottete betrübt hinter dem alten Mann her. Als sie durch das Tor traten, drehte er sich noch einmal um, doch Danira war nicht mehr zu sehen. Auch während der letzten Tage hatte er kaum Gelegenheit gehabt, mit ihr zu sprechen. Ständig war sie mit Selina zusammen, und die meiste Zeit schienen sie über Drachen zu reden. Danira schien ihren früheren Hass tatsächlich überwunden zu haben, denn nun empfand sie zumindest Goldschuppe gegenüber freundschaftliche Gefühle.
    Während Grimstan und Timon schweigend nebeneinander hergingen, blickte der Junge staunend um sich. Bei ihrer Ankunft in der Stadt war es dunkel gewesen, und nun schritt er zum ersten Mal im hellen

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