Brüder der Drachen

diese Aufgabe wage.«
    »Soweit es den Zauber betrifft, wirst du auf dich allein gestellt sein«, erwiderte Grimstan. »Und du musst tun, was du für richtig hältst. Bei allen anderen Dingen werde ich dich unterstützen, wo ich nur kann. Gleich morgen werde ich mit Taric reden – er wird uns sagen können, wo wir eine geeignete Schmiede finden. Aber lass uns jetzt gehen, die anderen werden schon auf uns warten.«
    »Muss ich ihnen jetzt sagen, dass ich Gerugrim bin?«
    »Ja, das musst du.« Grimstan erhob sich und sah Timon erwartungsvoll an, bis auch dieser sich in Bewegung setzte. »Die anderen müssen erfahren, warum wir hierbleiben werden, wenn Selina, Danira und Loridan morgen aufbrechen.«
    *
    Fünf Reitechsen standen fertig bepackt auf dem Hof von Tarics Anwesen und erwarteten ungeduldig die Ankunft ihrer Reiter. Auch die drei Drachenritter, die nahebei warteten, schienen nervös und unruhig, denn die Reise sollte sie weit in den Norden führen, an die Grenze von Ländern, die kein Mensch zuvor betreten hatte. Einer der Ritter war Herubald, der fest entschlossen war, an der Seite seines Schwertbruders zu bleiben, solange die Drachen dies zulassen würden. Artan und Teris standen bei ihm, denn Eldilion hatte sie ausgewählt, um Loridan und die anderen nach Norden zu begleiten. Sie hatten sich bereits während des Abends von ihren Gefährten verabschiedet, und nun war die Nacht hereingebrochen. Die restlichen Drachenritter standen in der Nähe und verfolgten schweigend die letzten Reisevorbereitungen ihrer Kameraden, und auch Deryn, Tirandor und Gerric waren bei ihnen. Die Gefährten hatten beschlossen, ihre Reise im Schutz der Dunkelheit zu beginnen, denn immer noch befürchteten sie, dass feindliche Augen sie in Car-Elnath beobachteten.
    Loridan, Selina und Danira waren für ein letztes vertrauliches Gespräch zu Timon und Grimstan getreten. Selina trug nun ein Kleid aus einem blassgrünen Stoff, den sie in Grostans Lager gefunden hatten. Almina hatte das Kleid für sie genäht und dazu auch einen Reiseumhang aus grauem Leder.
    »Es fällt mir nicht leicht, euch zurückzulassen«, sagte Loridan zu Grimstan. »Aber wir sind hier ohnehin unnütz. Danira, Selina und ich – wir können nichts zu der Lösung des Problems beitragen, das euch beide hier noch festhält. Im Norden jedoch wartet eine Aufgabe auf uns, die nicht länger aufgeschoben werden kann: Wir müssen das Vertrauen der Drachen zurückgewinnen.«
    »Loridan verschweigt, dass ich der Hauptgrund für unseren eiligen Aufbruch bin«, sagte Selina mit einem Lächeln. »Denn ich fühle mich leer und verlassen, und es drängt mich, die Drachen wiederzusehen.«
    »Ich denke, es ist kein Fehler, wenn wir uns für eine Weile trennen«, erwiderte Grimstan. »Denn so wenig, wie ihr uns bei unserer Aufgabe hier in Car-Elnath unterstützen könnt, so wenig können wir bei den Verhandlungen mit den Drachen helfen. Und wir dürfen keine Zeit vergeuden – immer weiter führt uns dieses Abenteuer nun in den Norden, obwohl früher oder später der Süden unser Ziel sein muss. Dort ist die Stadt des Bösen, wo wir uns bis zur Konjunktion einfinden müssen. Und vielleicht noch weiter im Süden ist Jandaldon, den wir brauchen, falls sich nicht noch ein anderer Reiner findet.«
    »Das ist richtig«, sagte Loridan. »Und doch begleitet mich ein ungutes Gefühl bei dem Gedanken, dass ihr hier zurückbleibt.«
    »Im Moment droht uns hier keine Gefahr. Taric und seine Freunde sind auf unserer Seite, und die Drachenritter beschützen uns. Wir werden euch folgen, sobald Timon seinen Zauber vollbracht hat.«
    »Wir werden euch erwarten.« Loridan griff nach Grimstans Hand und drückte sie fest. »Schon immer ahnte ich, dass sich hinter deinem grimmigen Äußeren mehr versteckt als nur ein alter Krieger. Nun scheinst du der Einzige zu sein, der uns in dieser Zeit der Dunkelheit führen kann.«
    »Von anderen hängt mehr ab als von mir«, erwiderte Grimstan. »Du und Selina, Danira und Timon – ihr werdet in dem kommenden Kampf die wichtigste Rolle spielen.«
    Loridan trat nun auch an Timon heran und legte eine Hand auf dessen Schulter.
    »Auch in dich setzen wir große Hoffnungen. So wie wir scheinst du für den Kampf gegen das Böse auserwählt zu sein, und nun haben wir erfahren, dass das Wissen des größten Zauberers der letzten Jahrhunderte in dir ruht. Grimstans Vorhersage hat sich also erfüllt, und wir haben hier in Car-Elnath das Wissen gefunden, das wir so dringend