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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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konnte seine Enttäuschung nicht verbergen, als er sah, dass der Deckel immer noch geschlossen war.
    »Ich dachte, ich hätte es geschafft«, sagte der Junge. »Aber es hat nicht funktioniert.«
    »Vielleicht doch.« Grimstans Hand griff nach dem Kästchen, und der Deckel löste sich ohne Widerstand ab. Das Innere des Behältnisses war mit weichem, weißem Stoff ausgekleidet, zwischen dessen Falten ein Stein in blauem Licht glitzerte. Der Kristallsplitter war unregelmäßig geformt und etwa so groß wie Timons Daumen. Mit einem Finger strich der Junge über die kantige Oberfläche, doch schnell zog er seine Hand wieder zurück.
    »Er fühlt sich merkwürdig kalt an«, sagte er.
    »Ja, er ist kalt«, erwiderte Grimstan, nachdem auch er den Stein vorsichtig berührt hatte. »Dies muss der Blaue Stein sein, das wichtigste Artefakt der Magiergilde, deren Oberhaupt Tan-Thalion gewesen ist.«
    »Ich kenne den Blauen Stein«, sagte Timon. »Ich habe ihn selbst einmal besessen. Ich frage mich, ob Tan-Thalion jemals seine wahre Bedeutung erkannt hat.«
    »Kennst du sie denn?«
    »Ich habe diesen Stein besessen, und ich habe ihn verwendet.« Für einen Moment schwieg Timon. »Aber ich weiß nicht mehr, wofür ich ihn nutzte und ob ich seine ganze Natur je ergründen konnte, denn es liegt ein großes Geheimnis in diesem Stein.«
    »Ja, dieser Stein ist etwas Besonderes«, erwiderte Grimstan, und er lachte leise. »Ich fühle seine Macht, und ich ahne seine Bedeutung. Ich frage mich, wie dieser Stein in Gerugrims Hände gelangt ist. Und noch mehr ist es ein Rätsel, wie er nach der Zerstörung von Car-Elnath nach Car-Tiatha gelangt ist – falls er noch in Gerugrims Besitz war, als die Drachen kamen.«
    »Ich bin mir nicht sicher«, sagte Timon. »Denkst du, der Stein kann uns helfen, unsere Probleme zu lösen?«
    »Ich denke nicht, dass er uns dabei helfen kann, die beschädigte Rune neu zu schmieden. Dieses Problem musst du lösen, bevor auch wir Car-Elnath verlassen können. Trotzdem ist es bemerkenswert, dass die Magiergilde von Car-Tiatha einen solchen Schatz besessen hat. Ich hatte immer gedacht, dass der Blaue Stein nur eine Legende sei.«
    »Vielleicht werde ich mich noch an weitere Einzelheiten erinnern, was diesen Stein betrifft.« Nachdenklich runzelte Timon die Stirn. »Doch ich werde mich bemühen, meinen Geist zuerst nach den Kenntnissen zu durchsuchen, die wir brauchen, um die Rune zu erneuern. Alles Wissen, das ich über die Runen habe, verdanke ich ein paar lückenhaften Schriften, die ein Mann namens Tarbalas mir gab. Er war es auch, der den Bund der Bewahrer gründete. Vielleicht haben die Bewahrer in den letzten hundertfünfzig Jahren mehr über die Runen herausgefunden?«
    »Nein«, sagte Grimstan. »Wir wissen nicht viel über die Runenmagie, und ich denke auch nicht, dass die Bewahrer des Südens mehr darüber gelernt haben. Ohnehin sind sie nun zu weit weg, als dass wir sie befragen könnten.«
    »Wir müssen also mit dem Wissen auskommen, das wir nun zur Verfügung haben.« Timon strich angestrengt nachdenkend über seine Stirn. »An einiges erinnere ich mich: Eine Rune kann nur zu ganz bestimmten Stunden geschmiedet werden, wenn die Sonne und Eril-Firion gleichzeitig am Himmel stehen. Doch Eril-Angoths Licht darf in dieser Zeit der Schöpfung nicht das Metall der Rune berühren.«
    »Das sind schwierige Bedingungen«, sagte Grimstan. »Die beiden Himmelslichter stehen nun eng beieinander, und nur wenige Minuten hebt sich der eine über den Horizont, ohne dass sich auch der andere bei ihm zeigt.«
    »Ja, die Bedingungen sind schwierig. Dennoch ist die Lage nicht aussichtslos, denn die Kraft der Thrya-Rune ist noch erhalten – wir müssen ihr nur die richtige Form wiedergeben. Aus der Seth-Rune, deren Macht erloschen ist, werde ich ein Stück heraustrennen, um die Thrya-Rune damit zu vervollständigen. Aber es wird nicht leicht sein, die Stücke aneinanderzufügen. Wir müssen die Rune in einem Schmiedefeuer erhitzen, denn es ist ein besonderes Silber, und nur bei hoher Temperatur wird es sich vereinen. Wenn sie allerdings zu stark erhitzt wird, könnte die Rune schmelzen, und ihre Macht würde für immer dahin sein. Und dann gilt es, den rechten Zeitpunkt abzupassen und die richtigen Worte zu sprechen. Ich bin mir über die Worte des Zaubers noch nicht im Klaren – und auch hier könnte ein Fehler alles zunichte machen. Ich denke, ich sollte noch ein paar Tage darüber nachsinnen, bevor ich mich an

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