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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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suchten. Mit deiner Magie hast du uns bereits einmal vor den Dienern des Bösen gerettet. Und doch erzählte mir Grimstan, dass du es bedauerst, im letzten Kampf kein Schwert geführt zu haben. Deshalb möchte ich dir dies schenken.« Der Ritter löste den langen Dolch von seinem Gürtel und reichte ihn dem Jungen.
    »Vielleicht vermag dieser Dolch dich einmal zu schützen, wenn einer deiner Zauber versagen sollte. Trotzdem solltest du dich mehr auf deine Magie verlassen als auf Klingen, denn du hast uns bewiesen, dass eine Kraft in dir steckt, die die Macht von vielen Schwertern aufwiegt.«
    Timon bedankte sich bei dem Ritter, und verlegen schob er den Dolch in seinen Gürtel, als Danira an ihn herantrat.
    »Ich hätte gerne mehr Zeit mit dir verbracht in den letzten Tagen«, sagte sie. »Aber ich war so durcheinander, seit Valkar starb. Und die Erlebnisse im Feuerberg haben alles noch schlimmer gemacht.«
    »Ja, auch ich war durcheinander – wegen Valkar, aber noch mehr war ich mit mir selbst beschäftigt. Ich war wohl kein angenehmer Gefährte in der letzten Zeit.«
    »Wenn wir uns das nächste Mal sehen, werden wir mehr Zeit füreinander haben«, sagte Danira. »Und die Schatten unserer Erinnerungen werden weniger quälend sein.«
    »Hoffentlich«, erwiderte Timon. »Meine Erinnerungen erwachen gerade erst. Ich frage mich, was sie mir bringen werden – ob ich immer noch der Timon sein werde, den du kennst, wenn wir uns wiedersehen.«
    »Deine Erinnerungen bringen uns Hoffnung.« Danira trat an Timon heran und umarmte ihn. »Ich werde dich erkennen, und ich werde dich mögen, egal was uns widerfahren wird.«
    Verlegen blickte der Junge hinter Danira her, als sie sich schnell abwandte, um zusammen mit Selina eine der Echsen zu besteigen.
    *
    Bald nachdem die sechs Reiter in der Dunkelheit verschwunden waren, kehrten die versammelten Drachenritter und die übrigen Gefährten in ihre Quartiere in Tarics Haus zurück. Schließlich stand nur noch Deryn gemeinsam mit den vier Soldaten aus Car-Carioth, die die Fürsten ihm als Geleitschutz mitgegeben hatten, auf dem Innenhof. Da er sich zu aufgewühlt fühlte, um an Schlaf zu denken, verabschiedete er sich von seinen Begleitern und wandte sich einer der Treppen zu, die in die oberen Stockwerke des Hauses führten. Im Licht einer kleinen Lampe suchte er sich einen Weg durch die Trümmer, bis er die Stelle fand, an der er mit Loridan gesessen hatte, als sie sich zum ersten Mal hier in Car-Elnath unterhalten hatten. Die Stadt lag im silbernen Licht Eril-Firions vor ihm, und von Zeit zu Zeit sah Deryn das Licht von Fackeln oder Lampen in den dunklen Fensteröffnungen anderer Häuser aufleuchten. Nächtliche Wanderer bewegten sich durch die Straßen der Stadt, mehr als er an den vergangenen Tagen beobachtet hatte. Auch wenn die Drachen verschwunden waren, hatten diese Menschen ihre alten Angewohnheiten noch nicht abgelegt. Oder sie lebten immer noch in der Sorge, dass die Drachen bald schon wiederkehren könnten.
    Deryn fragte sich, wie die Zukunft dieser Stadt wohl aussehen würde. Schon bald würden die Abenteurer, die nun heranströmten, feststellen müssen, dass sie Gold nicht essen konnten. Falls sie überhaupt Gold finden würden – schließlich hatten die Bewohner von Car-Elnath bereits Jahrzehnte damit zugebracht, die alten Ruinen nach Schätzen zu durchsuchen. Und vielleicht würde die Zeit der Plünderer ohnehin nicht mehr lange andauern, denn womöglich würde König Gweregon seine Aufmerksamkeit bald auf Car-Elnath lenken. Einstweilen gab es für die Drachenritter und ihre Verbündeten genügend Vorräte, denn sie hatten Grostans Lager gut gefüllt vorgefunden, und auch ein kleines Vermögen an Gold und Edelsteinen war ihnen in die Hände gefallen. Doch wie lange konnten die Vorräte reichen, wenn sich eine Flut von Flüchtlingen aus Car-Carioth in den Norden ergießen würde?
    Bedrückt und niedergeschlagen erkannte Deryn, dass er vielleicht vergeblich nach Car-Elnath gekommen war. Er hatte gehofft, dass Loridan ihm einen Weg zeigen könnte, die Bedrohung von Car-Carioth abzuwenden. Vor dem Krieg, der sich nun anbahnte, schien es jedoch keine Sicherheit zu geben. Nur eine Hoffnung war ihm noch verblieben: die Drachen. Loridan war nun auf dem Weg in den Norden, um die Verhandlungen mit diesen furchtbaren Geschöpfen einzuleiten. Deryn selbst sollte erst später folgen, wenn die Rune vollendet war und auch die verbliebenen Drachenritter ihn begleiten würden.

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