Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
Vom Netzwerk:
Dort im Norden würde sich in einigen Tagen vielleicht das Schicksal der Menschheit entscheiden. Wenn die Drachen ihr sagenumwobenes Reich den Menschen öffnen würden, dann gäbe es wenigstens eine sichere Zuflucht, die den Mächten des Bösen verschlossen war. Doch Deryn wusste, dass Loridan sich keine großen Hoffnungen machte – zu oft hatten die Menschen die Drachen nun schon verraten. Und auch wenn es Loridan gelänge, das Vertrauen der Drachen zurückzugewinnen – würden die Menschen von Car-Carioth tatsächlich Schutz suchen bei den Wesen, gegen die sie einhundertfünfzig Jahre lang gekämpft hatten?
    Betrübt schüttelte Deryn den Kopf, als plötzlich eine Bewegung seine Aufmerksamkeit weckte. Zwei Reitechsen näherten sich, und Deryn vermutete, dass eine Patrouille der Drachenritter von einem Erkundungsritt zurückkehrte. Eril-Firions Licht war hell genug, um zu erkennen, dass auf einer der Echsen zwei Reiter saßen. Neugierig geworden, machte Deryn sich auf den Rückweg zum Innenhof, um zu erfahren, wer die Ankömmlinge waren. Er brauchte eine Weile für seinen Weg, denn die Gänge und Treppen des Hauses waren teilweise zerfallen oder mit Trümmern blockiert.
    Als Deryn den Hof erreichte, hatte auch Taric sich bereits eingefunden, um die Reiter zu begrüßen. Es waren zwei Drachenritter, und bei ihnen stand ein dritter Mann, der offensichtlich verwundet und entkräftet war. Sein Gesicht war bedeckt mit Schmutz und Blut. Erst als Deryn näher herangetreten war, stellte er verwundert fest, dass er den Mann kannte. Durodan war es, der schweigsame Jäger, der ihn bei seiner ersten Reise nach Car-Elnath durch die weiten Wälder von Earwain geführt hatte.
    »Durodan«, rief Deryn. »Was ist Euch widerfahren?«
    Für einen Moment schaute der erschöpfte Mann den königlichen Gesandten mit gerunzelter Stirn an, bis endlich ein Funke des Erkennens in seinen Augen leuchtete.
    »Soldaten des Königs«, sagte er schließlich. »Sie machen Jagd auf Gesetzlose.«
    »Du kannst uns gleich bei einem Krug Bier mehr darüber berichten«, sagte Taric. »Vorher sollst du dich erfrischen, und wir wollen nach deinen Wunden sehen.«
    »Ich habe keine ernsten Wunden davongetragen.« Durodans Stimme zeugte von seiner Müdigkeit. »Alles, was ich brauche, ist Wasser, etwas zu essen und ein wenig Schlaf.«
    »Das alles sollst du erhalten«, erwiderte Taric. »Und während du isst, kannst du uns von deinen Abenteuern erzählen.«
    Taric sprach ein paar Worte zu den Drachenrittern, bevor er den Jäger die Treppe zu seinem Wohnbereich hinunterführte. Mit einem Wink lud er Deryn ein, sich der Gesellschaft anzuschließen. Bald hatte sich eine kleine Gruppe von Männern in dem unterirdischen Raum versammelt – Eldilion und Ardawan waren unter ihnen und einige andere Männer, die Deryn schon öfter in der Nähe von Taric gesehen hatte. Auch Grimstan und Tirandor hatten sich eingefunden.
    Als Durodan sich wenig später gewaschen und in saubere Kleidung gehüllt zu ihnen gesellte, staunte er über die hochrangigen Gäste, die ihn erwarteten. Der Jäger erschien zunächst verlegen, doch Taric trat an ihn heran und legte eine Hand auf seine Schulter.
    »Du brauchst dich nicht zu sorgen«, sagte er. »Diese Ritter sind unsere Freunde, und nicht länger stehen sie im Dienst des Königs. Du kannst offen vor ihnen reden.«
    Durodan setzte sich an den Tisch, an dem die anderen Männer bereits Platz genommen hatten, auch wenn er sich in seiner Haut immer noch nicht wohlzufühlen schien. Seine Hand griff nach dem Krug, den Taric ihm reichte.
    »Es ist jetzt vier Tage her«, begann er nach einem tiefen Zug. »Ein paar Freunde und ich, wir hatten in den Wäldern gejagt. Wir waren auf dem Weg zum Walddorf, um einen Teil unserer Beute einzutauschen. Da hörten wir Kampfeslärm und Schreie. Es waren Soldaten des Königs – sie brannten das Dorf nieder, und jeder, der Widerstand leistete, wurde getötet. Aber sie haben auch wehrlose Menschen getötet, einfach so.
    Ein paar der Dorfbewohner versuchten, in unsere Richtung zu fliehen, und die Soldaten verfolgten sie auf Reitechsen. Sie beschossen die Fliehenden mit Armbrüsten, und ich sah, wie eine Frau getroffen wurde. Wir überlegten nicht lange und legten die Pfeile auf die Sehnen. Sieben Männer waren wir, doch obwohl wir alle gute Schützen sind, schickte unsere Salve nur zwei der Reiter zu Boden. Unsere Jagdpfeile sind nicht dafür gemacht, Rüstungen zu durchschlagen. Wir schossen noch einmal,

Weitere Kostenlose Bücher