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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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und wieder fielen zwei Soldaten aus ihren Sätteln. Immerhin ließen sie nun von den Fliehenden ab, um ihre Fußsoldaten zu alarmieren und uns zu verfolgen. Es war nicht schwer, ihnen zu entkommen. Wir kennen alle Wege und Verstecke in den Wäldern, und wir mussten uns nicht mit schweren Rüstungen abplagen. So versuchten wir, ihnen ein weiteres Mal einen Blutzoll abzufordern, obwohl sie nun vorsichtiger waren. Die meisten trugen große Schilde, und es war kaum möglich, bei diesen eine verwundbare Stelle zu finden. Andere waren mit Armbrüsten bewaffnet, und zwei von uns wurden getroffen. Einer starb, den anderen konnten wir in Sicherheit bringen. Seitdem beobachten wir die Soldaten aus dem Verborgenen, und nur wenige Male haben wir noch unsere Bogen sprechen lassen, wenn wir Spähtrupps antrafen, die sich weit von der Hauptstreitmacht entfernt hatten. Ich trennte mich schließlich von meinen Kameraden, um hierherzukommen – denn wir nehmen an, dass die Stadt der Geister das Ziel der Soldaten ist.«
    »Weißt du, wie viele es sind und wann sie hier ankommen werden?«, fragte Taric.
    »Es sind mehr als hundert«, antwortete Durodan. »Sie marschieren nicht sehr schnell, denn nun führen sie Verwundete mit sich. Vielleicht konnten meine Kameraden ihren Marsch weiter verzögern. Aber ich denke, dass sie spätestens übermorgen hier ankommen werden.«
    »Übermorgen?« Eldilion runzelte die Stirn. »Das lässt uns nur noch wenig Zeit. Was denkt Ihr, Taric? Werden die Menschen hier bereit sein, die Stadt innerhalb eines Tages zu verlassen?«
    »Die meisten wären dazu bereit, wenn es erforderlich sein sollte.« Taric zögerte. »Loridan hat mir einiges über die Dinge erzählt, die uns bevorstehen. Wenn die Drachenritter den Kampf aufnehmen gegen die, die unser Land bedrohen, dann werde ich an ihrer Seite stehen. Und ich denke, dass viele andere sich uns anschließen werden.«
    »Danke, Taric«, sagte Eldilion. »Es mag tatsächlich dazu kommen, dass wir kämpfen müssen. Wir sind hier, weil Grimstan und Timon eine Aufgabe zu erfüllen haben. Sobald diese Aufgabe vollbracht ist, werden wir die Stadt allerdings verlassen. Mit unseren vereinten Kräften können wir vielleicht eine Schlacht gewinnen, auf Dauer wird Car-Elnath allerdings nicht gegen die Macht des Königs ankommen.«
    »Wird Eure Aufgabe bis übermorgen erfüllt sein?« Taric richtete seine Frage an Grimstan, der der Unterredung bislang schweigend beigewohnt hatte.
    »Nein, wir werden noch einige Tage brauchen«, sagte Grimstan. »Wenn wir die Stadt nun verlassen müssten, könnten wir unsere Aufgabe vielleicht niemals vollenden.«
    »Es wird also zum Kampf kommen«, sagte Taric. »Ich und meine Freunde werden an der Seite der Drachenritter kämpfen.«
    »Nochmals danke ich Euch, Taric«, sagte Eldilion. »Doch wenn es möglich ist, wollen wir einem Kampf aus dem Weg gehen. Es ist eine Schande, dass der König nicht weiß, welch wackere Männer hier in dieser Stadt leben.«
    »Nein, das weiß er nicht«, erwiderte Taric. »Aber er wird es erfahren, wenn seine geschlagenen Soldaten blutend vor seinem Thron erscheinen.«
    *
    In Gedanken versunken stand Jandaldon an die Reling des Schiffes gelehnt, auf dem er die letzten zehn Tage verbracht hatte. Nach Osten ging sein Blick, wo nicht weit entfernt die Küste des Südkontinents zu sehen war. Ihre Fahrt hatte sie nur wenige Tage über offenes Meer geführt, denn Halfas hatte sein Schiff auf geradem Kurs nach Süden gelenkt, und schon am vierten Tag ihrer Reise hatten sie das alte Land zum ersten Mal erblickt. Die folgenden Tage waren sie immer in Sichtweite der Küste geblieben und ihrem Verlauf gefolgt – nach Westen zunächst und dann nach Süden. Zwei Tage lang hatte ein gewaltiger Sturm sie vor sich hergetrieben und ihnen jegliche Kenntnis ihrer genauen Position geraubt. Auch in der Nacht hatte der Sturm gewütet, und es war ihnen nicht möglich gewesen, vor Anker zu gehen. Halfas hatte das Schiff aufs offene Meer gelenkt, um zu vermeiden, ohne Sicht und Orientierung an der Küste zu zerschellen.
    In dieser Nacht hatte Jandaldon ein fernes Glühen am Horizont gesehen, und er hatte sich gefragt, ob dies bereits eines der Wunder des Südkontinents war – das ewige Feuer, das brannte, ohne sich zu verzehren. Aber der Sänger war sich nicht einmal sicher gewesen, ob das alte Land überhaupt in der Richtung lag, in der er das Leuchten gesehen hatte. Erst am folgenden Tag hatte der Sturm sich gelegt, und Halfas

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