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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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nur noch ein Element gibt, das mich interessiert. Ich suche das ewige Feuer und nicht das reine Wasser.«
    »Du solltest ein Wunder, das an deinem Wegesrand liegt, nicht leichtfertig missachten. Das reine Wasser ist etwas Heiliges. Willst du nicht näher herantreten, um es zu betrachten?«
    »Das Einzige, was ich mir von diesem See erhoffe, ist ein Schluck kühlen Wassers – falls es gestattet ist, davon zu trinken.« Trotz seiner widerwilligen Worte trat Jandaldon ein paar Schritte näher an die junge Frau heran. »Ansonsten gibt es hier nichts, was mich interessiert oder was einen zweiten Blick lohnen würde.«
    »Wirklich nicht?« Rhya wandte sich von dem glänzenden Wasser ab und sah in Jandaldons Augen. »Wir werden trotzdem eine Weile hierbleiben. Vielleicht siehst du doch noch etwas, das einen zweiten Blick lohnt. Aber falls dies das Einzige ist, was dich interessiert – es ist gestattet, das Wasser zu trinken. Und es ist auch gestattet, darin zu baden.«
    Rhya bückte sich, um ihre Schuhe auszuziehen, und als sie sich wieder erhob, lösten ihre Hände den Gürtel, der ihre Taille umschlang. Ihr leichtes Kleid umspielte lose fallend ihren Körper, als sie sich von Jandaldon abwandte und langsam in das Wasser des Sees hineinschritt. Jandaldon blieb am Ufer zurück, und sein Blick hing gefesselt am Rücken der jungen Frau. Ihr Kleid bedeckte ihre Beine nur bis zu den Knien. Bald waren ihre schlanken Waden im Wasser verschwunden, und der Saum des Kleides berührte die Oberfläche des Sees. Sie ging noch ein paar Schritte weiter und ließ sich auf die Knie sinken. Dann bückte sie sich noch tiefer hinunter, bis auch ihr Kopf untertauchte. Als sie sich wieder aufrichtete und dem Sänger zuwandte, klebte ihr nasses Kleid an ihrem Körper.
    »Willst du mir nicht folgen?«, fragte sie. »Ein Bad im heiligen Wasser ist etwas, das du nie vergessen wirst, egal, wie lange dein Leben noch dauern mag.«
    »Ich verstehe nicht, was dieser See für mich bedeuten soll. Wenn es hier etwas gibt, das ich nicht vergessen werde, dann ist es dein Anblick. Du bist sehr schön, Rhya.«
    »Es ist schön, dass du das sagst.« Rhya lachte leise. »Und dennoch ist es falsch. Der See ist in diesem Moment alles, was zählt. Du musst deinen Augen erlauben, ihn wirklich wahrzunehmen. Du musst in sein Wasser eintauchen, um es zu fühlen und zu schmecken. Du solltest auf den Klang seiner Wellen hören und den Duft seines Wassers riechen. Wirf deine Kleider von dir und folge mir.«
    »Aber …« Jandaldon stand unschlüssig am Ufer des Sees und blickte verlegen in Rhyas Augen.
    »Kein aber mehr.« Die Stimme der Frau war ernst. »Du magst weiterhin deinen Tod suchen, und ich habe gesagt, dass ich dich nicht daran hindern werde. Doch dieses Wasser hier ist heilig, und es vermag, deinen Körper und deine Seele zu reinigen. Denkst du nicht, dass du der Reinigung bedarfst, bevor du weiter deinen Tod suchst?«
    »Aber … ich kann nicht schwimmen.«
    »Du brauchst nicht schwimmen zu können – das Wasser ist nicht tief.« Rhyas Stimme war sanft, und keine Ungeduld war in ihr zu hören. »Und wenn es doch so wäre – hast du denn Angst, dass du ertrinken könntest?«
    »Schon einmal bin ich nur knapp dem Tod im Wasser entronnen. Es ist nicht die Art zu sterben, die ich mir wünsche.«
    »Du wirst nicht ertrinken. Also komm nun.«
    »Ich habe von einem See des reinen Wassers gehört, der sich zu einem Berg auftürmt. Warum ist dieser See flach wie alle anderen Seen?«
    »Spielt es eine Rolle? Dieser See ist, wie er ist, und so wird er auch bleiben. Also was hindert dich?«
    »Es ist nur … ich denke es ziemt sich nicht, dass wir beide hier gemeinsam baden.«
    »Warum sollten wir das nicht? Ich bin frei in meinen Entscheidungen. Bist du das nicht auch?«
    »Es kommt mir wie ein Verrat vor – an Jeslyn, meiner Liebe.«
    »Schwankt denn deine Liebe zu Jeslyn, wenn du hier mit mir zusammen bist?«
    »Nein … nicht wirklich.«
    »Dann komm jetzt zu mir. Das Wasser wartet auf dich.«
    Langsam legte Jandaldon sein Gewand und seine Schuhe ab, und nur noch mit seinen Hosen bekleidet ging er mit kleinen Schritten in den See hinein. Das Wasser war angenehm kühl in der drückenden Hitze des Sommertages. Jandaldons nackte Füße tasteten sich vorsichtig über den steinigen Grund des Sees auf Rhya zu.
    »Ist es nicht herrlich?«, fragte die Priesterin. Sie hatte sich im flachen Wasser hingesetzt und streckte Jandaldon einen Arm entgegen, doch der Sänger

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