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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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ignorierte ihre einladende Geste und setzte sich ebenfalls ins Wasser, einige Schritte von ihr entfernt.
    »Nun erzähle mir von Jeslyn«, sagte Rhya. »Du sagtest, sie hätte dich verlassen, um sich einem König hinzugeben. War das so?«
    »Nun, verlassen ist vielleicht nicht das richtige Wort, denn ich habe sie nie besessen. Aber alles, was sie zuvor für mich empfunden hat, schien zu Ende, als der König sie umwarb.«
    »Was hat Jeslyn für dich empfunden? Hat sie es dir je gestanden?«
    »Nun, nicht direkt gestanden«, sagte Jandaldon. »Sie hat es mir gezeigt. Sie hat mich angelächelt.«
    »Warst du oft mit ihr zusammen?«
    »Nein, ich habe sie meist nur aus der Ferne gesehen. Nur einmal habe ich es gewagt, mich ihr zu nähern. Ich habe ein Lied gesungen ihr zu Ehren, unter dem Fenster ihrer Kammer, als sie noch im Palast ihres Bruders in Lornmund lebte. Und da hat sie zu mir hinuntergeblickt und gelächelt – bevor die Wachen mich vertrieben.«
    »Und du hast nie mit ihr gesprochen?«
    »Nein, aber seit diesem Tag habe ich keine andere Frau mehr angesehen.«
    »Ich hatte das Gefühl, dass du mich eben angesehen hast.«
    »Nun … ich …« Jandaldon schwieg errötend.
    »Es tut mir leid«, sagte Rhya. »Ich wollte dich nicht verwirren. Ich achte deine Liebe zu Jeslyn, denn es ist eine reine Liebe. Und doch ist durch sie auch ein Schatten auf deine Seele gekommen, denn sie hat dazu geführt, dass du dir den Tod wünschst. Kein Mensch sollte das Leben, das Firion ihm geschenkt hat, achtlos davonwerfen. Und wenn er es dennoch tut, dann sollte er sich vorher von seiner Schuld reinwaschen, damit er nicht als Sünder vor Firions Thron tritt.«
    »Es ist noch eine andere Schuld, die auf mir lastet. In der Hoffnung, den Tod zu finden, habe ich etwas getan, mit dem ich vielleicht anderen geschadet habe. Ich habe selbst nicht verstanden, was ich angerichtet habe. Aber das war der Grund, warum ich aus dem Norden geflohen bin.«
    »Auch diese Schuld kann dir vergeben werden, denn du hast nicht in der Absicht gehandelt, anderen zu schaden.«
    Mit diesen Worten erhob sich die junge Frau, um an Jandaldon heranzutreten. Wieder streckte sie ihm ihre Hand entgegen, und dieses Mal folgte der Sänger der Einladung. Er erhob sich aus dem kühlen Wasser und legte seine Hand in die der Priesterin. Bereitwillig ließ er sich tiefer in den See hineinführen, bis das Wasser an seine Brust reichte.
    »Tauche nun unter in das Wasser dieses Sees, denn es vermag dich zu reinigen.« Rhya legte eine Hand auf Jandaldons Kopf und drückte ihn sanft nach unten, doch der Sänger widersetzte sich ihrem Druck.
    »Aber wenn das Wasser mich von meiner Schuld reinigt – und meine Schuld ist es, sterben zu wollen, dann …« Jandaldons Worte gingen unter, als Rhya ihn mit sanfter Gewalt umstieß und seinen Kopf unter Wasser drückte.
    *
    »Es war ein harter Kampf«, sagte Loridan. »Zwei Dämonen führten unsere Gegner an, und sie töteten zwei unserer Gefährten. Tan-Thalion war einer von ihnen, und der andere war Valkar, der Mann aus dem Süden. Er kam zu uns, um den Kampf gegen Thaur-Angoths Kreaturen aufzunehmen, denn er gehörte zum Bund der Bewahrer. Schließlich konnten wir die Dämonen doch besiegen. Grimstan tötete einen von ihnen, den anderen erschlug Danira, denn sie ist beherzt und mutig, und sie besitzt ein Schwert, in dem geheimnisvolle Kräfte wirken. Seit diesem Kampf waren wir ständig auf der Flucht. Erst nach Car-Carioth, dann nach Car-Elnath, und schließlich kamen wir hierher, um die Hilfe der Drachen zu erbitten.«
    Erwartungsvoll blickte Loridan in die Augen des Drachen, während er sich fragte, ob Feuerwind irgendetwas von seinen Worten oder wenigstens von seinen Gefühlen verstanden hatte. Der Ritter und der Drache saßen beisammen am Ufer eines kleinen Sees, dessen klares Wasser im Licht der Abendsonne glitzerte. Den ganzen Tag hindurch war Loridan mit Feuerwind unterwegs gewesen, ohne einem anderen Menschen oder Drachen zu begegnen. Schon am Morgen waren sie aufgebrochen, und sie hatten den langen Weg zu diesem See zu Fuß zurückgelegt. Loridan fragte sich, ob der Drache seinen Wunsch nach einer Abkühlung verstanden und ihn deshalb zu diesem Ort geführt hatte. Sie waren allerdings vom Beginn ihrer Wanderung an immer in die gleiche Richtung gelaufen, was Loridan vermuten ließ, dass der See von Anfang an das Ziel des Drachen gewesen war. Es war ein heißer Tag, und der Fußmarsch war mühselig gewesen, doch nach einem

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