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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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Westen weithin überblicken. Fasziniert betrachtete Loridan die Drachen, die dort im Licht der untergehenden Sonne auf ihn warteten, ruhig wie Statuen, gemeißelt aus dem rohen Stein des Felslandes.
    Auch eine kleine Gruppe von Menschen hatte sich eingefunden. Voller Überraschung sah Loridan, dass neben Danira auch Herubald, Artan und Teris dort standen – nur Selina konnte er nicht entdecken. Sorge machte sich in ihm breit, dann jedoch blieb sein Blick an Eisenklaue hängen, der zwischen den anderen Drachen stand, alle anderen überragend. Seit ihrem ersten Treffen hatte Loridan den riesigen schwarzen Drachen nicht mehr gesehen, und dessen Anwesenheit war ein Anzeichen dafür, dass wichtige Entscheidungen bevorstanden. Als Feuerwind dicht bei der Gruppe der Menschen landete, ließ Loridan sich sofort von dessen Rücken gleiten, um an seinen Schwertbruder heranzutreten.
    »Herubald«, rief Loridan. »Was ist geschehen?«
    »Nichts ist geschehen.« Lächelnd fasste Herubald den Arm seines Schwertbruders. »Doch die Drachen haben eine Überraschung vorbereitet, und sie haben es Artan, Teris und mir gestattet, heute hier zu sein.«
    »Eine Überraschung?« Auch Loridan lächelte, als er die feierliche Freude auf dem Gesicht seines Schwertbruders sah, trotzdem standen noch immer Falten der Besorgnis auf seiner Stirn. Er wandte sich noch einmal zu Feuerwind um, der reglos hinter ihm stand, und mit seiner Hand berührte er den Hals des Drachen.
    »Ich danke dir für diesen Ritt, mein Freund – ich dachte mir schon, dass heute ein besonderer Tag ist. Ich wünschte, ich könnte deine Gedanken besser verstehen.«
    »Feuerwind sagt, dass sein Herz voller Freude darüber ist, dass er dich nicht getötet hat – damals, bei eurer ersten Begegnung.« Selinas Stimme kam von außerhalb des Rings der Drachen, und Loridan sah, dass sie an der Seite von Sonnenfeuer stand, wo er sie bisher nicht entdeckt hatte. »Er erklärt hier vor dem Hohen Rat, dass Kriegerherz von den Menschen sich als ein wahrer Sohn Firions erwiesen hat, dass kein Arg seine Seele befleckt, und dass er Freundschaft und Respekt für ihn empfindet.«
    Verwirrt und fasziniert zugleich sah Loridan zu, wie Selina gemeinsam mit Sonnenfeuer langsam auf ihn zuschritt. Auf ihrer Brust trug sie das Amulett, das zuvor an Goldschuppes Hals gehangen hatte, und die Rune leuchtete sanft im Licht der untergehenden Sonne. In Selinas Haar waren Blumen geflochten, die gelben und blassblauen Blüten der Kräuter, die auf den ausgedehnten Wiesen dieses Landes wuchsen. Loridan wollte etwas sagen, um Feuerwind für seine Worte zu danken, Selina legte jedoch einen Finger an ihre Lippen.
    »Sonnenfeuer sagt, dass sie hier mit Goldhaar von den Menschen vor den Rat der Drachen tritt. Dennoch will sie kein Urteil über mich abgeben, denn alle Drachen kennen mich und wissen, dass ich ihnen in Treue und Liebe verbunden bin.«
    »Was geht hier vor?«, fragte Loridan, als Selina neben ihm stand. Sie lächelte ihn an und blickte dann zu Eisenklaue empor.
    »Eisenklaue wünscht, dass wir vor ihn treten«, sagte sie und legte ihre Hand in die des Ritters. Gemeinsam gingen sie auf den schwarzen Drachen zu, und Loridan wandte sich noch einmal kurz zu Feuerwind und Sonnenfeuer um. Er sah, dass die beiden Drachen ihnen folgten, nur wenige Schritte hinter ihnen. Und noch etwas bemerkte er: Ein Leuchten am östlichen Horizont kündete vom Kommen Eril-Firions. Schnell wandte der Ritter sich wieder Eisenklaue zu, und eine Flut von Gedanken durchströmte ihn, als die silbernen Augen sich auf ihn richteten.
    »Dies sind die Worte, die Eisenklaue spricht«, sagte Selina. »Ich grüße euch, Goldhaar und Kriegerherz von den Menschen. Es ist euer Wunsch, den heiligen Bund zu schließen, der eure Seelen für alle Zeit verbindet. Es steht mir nicht zu, in diesen Dingen ein Urteil über euch zu fällen, denn ihr gehört zu Firion, und ich weiß nicht viel über das Wesen der Menschen. Nur das Herz von Goldhaar spricht zu mir, so wie das Herz eines Drachen, und ich sehe ihren Wunsch, diesen Bund einzugehen. Auch in Kriegerherz fühle ich die Liebe, die er für Goldhaar empfindet, obwohl sein Geist nicht zu meinem spricht. Doch diese Liebe genügt, um einen Bund darauf zu gründen, denn sie ist das edelste der Gefühle. So gebe ich euch also meinen Segen – vor dem Auge Aeons, das im Westen versinkt, und dem Auge Firions, das sich im Osten erhebt. Keinen Schwur verlange ich von euch, denn Schwüre sind uns

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