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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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die harten Muskeln bis auf den Knochen. Endlich erlahmte die Gegenwehr des Dämons, und er sank kraftlos auf den Planken zusammen. Sofort waren die wenigen Seeleute über ihm, die noch in der Lage waren, eine Waffe zu führen. Doch die Männer wichen erschreckt zurück, als sie sahen, wie ein gespenstisches Glühen von dem bewegungslosen Körper ausging.
    Zunächst trat das Leuchten nur aus den zahlreichen Wunden des Dämons hervor, dann breitete es sich aus, so als würde der Körper von innen heraus von einem Feuer verzehrt. Rauch stieg auf, als der furchtbare Leichnam sich auflöste, und bald war er gänzlich verschwunden, so als sei er nie da gewesen. Die Seeleute standen immer noch reglos, gelähmt von dem grauenvollen Schauspiel, als die laute Stimme des Kapitäns sie aufschreckte.
    »Ihr habt brav gekämpft, Männer, doch nun tut Eile not. Bringt die Verwundeten unter Deck, bevor der Sturm über uns kommt. Firion möge uns allen gnädig sein, denn ohne Mast und Segel liegt unser Leben allein in seiner Hand.«
    Schon hatte der aufkommende Sturm das Meer aufgewühlt, und der Sturmvogel tanzte wild auf den Wellen. Ohne Segel war das Schiff nicht zu manövrieren, hilflos war es den tosenden Elementen ausgeliefert. Der Sturm wurde von Minute zu Minute schlimmer, während die Seeleute sich bemühten, die Schäden an Mast und Segeln notdürftig zu beheben, um dem Sturmvogel wieder Leben einzuhauchen. Noch einmal öffnete sich die Wolkendecke, und Eril-Firions Licht beleuchtete das wogende Meer. Dann sah Halfas die feindliche Flotte – zehn Schiffe waren es oder mehr. Sie kamen aus einer geschützten Bucht hervor und nahmen Kurs nach Südosten, weg von der Küste, die ihnen im Sturm zum Verhängnis werden konnte.
    War der Angriff also gescheitert, bevor er richtig begonnen hatte? Halfas sah jedoch, dass die Schiffe hoch im Wasser lagen – was immer ihre Ladung gewesen sein mochte, sie hatten sie bereits irgendwo gelöscht. Doch wie hatte es geschehen können, dass diese Schiffe so nahe an Car-Dhiorath herangekommen waren? Auf dem Bergmassiv, das zwischen dieser Bucht und Car-Dhiorath lag, waren Wächter postiert, die die Stadt hätten warnen müssen. Mit einem grimmigen Kopfschütteln malte Halfas sich aus, was mit den Wachposten geschehen war – gegen einen überraschenden Angriff aus dem nächtlichen Himmel wären sie ohne Chance gewesen. Nun war es zu spät, um die Stadt zu warnen – er und seine Männer würden all ihre Kraft benötigen, um selbst zu überleben. Die feindlichen Schiffe verschwanden in der Dunkelheit, als die Wolkendecke sich wieder schloss, und wenig später brach der Regen über sie herein. Selbst Halfas, der wackere Kapitän, hatte bald jede Orientierung verloren. Er wusste nur noch, dass der Sturm sie nach Osten trug.
    Erst als nach Stunden der Irrfahrt der Morgen hereinbrach, sahen die Seeleute, dass Land nahe war – gefährlich nahe. Immer noch tobte der Sturm, und das trübe Licht des beginnenden Tages zeigte ihnen die regenverhangene Küste des Nordkontinents. Nicht weit vor ihrem Bug schwammen Schiffstrümmer auf dem aufgewühlten Wasser. Eilig befahl Halfas ein Wendemanöver, doch es war bereits zu spät. Ein heftiger Schlag erschütterte das Schiff, als es auf einem Riff aufsetzte. Ein lautes Knirschen war zu hören, dann hob die nächste Welle den Sturmvogel über die Untiefe hinweg. Weiter trieb der Sturm das beschädigte Schiff voran, immer weiter durch das aufgepeitschte Wasser des Meeres der Tränen.
    *
    Gemeinsam ritten Rhya und Jandaldon auf dem kräftigen Craith der Priesterin, der keine Probleme damit hatte, das Gewicht der beiden Reiter zu tragen. Nach Süden und Osten hatte sie der Fluss durch eine karge Landschaft geführt, in der nur wenige Anzeichen einer früheren Besiedelung sichtbar waren. Oft hatte Jandaldon an die alten Legenden gedacht, die er in den Schenken von Car-Gonaredh gehört hatte – Legenden, die von der Zeit berichteten, als der Fluss die Lebensader des alten Reiches war. Fruchtbares Land war dies einst gewesen, wo Bauern ihre weiten Felder bestellt hatten, um die großen Städte mit Nahrung zu versorgen. Jetzt war das Land genauso verlassen und leer wie die Städte. Schon Car-Gonaredh hatte Jandaldon an Car-Elnath erinnert – obwohl das Hafenviertel noch lärmend und lebendig erschien, erfüllt von dem Betrieb der Seeleute und Fischer, war der Rest der Stadt dem Zerfall preisgegeben.
    Und nun hatte Jandaldon gemeinsam mit Rhya eine weitere

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