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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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ausgiebigen Bad in dem kühlen Wasser fühlte der Ritter sich nun frisch und erholt.
    Am Vortag hatte Feuerwind es gestattet, dass Loridan sich auf seinen Rücken setzte, um gemeinsam eine weite Strecke über die verlassene Landschaft zu fliegen. Heute schien der Drache jedoch kein Verlangen danach zu verspüren, den Ritter auf seinem Rücken zu tragen. Es war schon Nachmittag gewesen, als sie den See erreicht hatten, und seitdem hatten sie stundenlang miteinander geredet. So zumindest bezeichnete es Loridan in seinen Gedanken, denn es waren nur wenige Informationen ausgetauscht worden. Lange Zeit hatten sie nur beieinandergesessen und sich angesehen. Obwohl Loridan vermutete, dass der Drache zu ihm sprach, empfand er nur vage Gefühle, die vielleicht von Feuerwind zu ihm übersprangen.
    Ein wenig vermisste Loridan seine Gefährten, vor allem Selina fehlte ihm und auch Herubald, sein Schwertbruder. Herubald, Artan und Teris waren in dem Lager zurückgeblieben, das sie am Fuß des Hügels errichtet hatten, von dem aus sie zwei Tage zuvor die Drachen erblickt hatten. Nur noch abends kehrte Loridan in das Lager zurück, um bei den Gefährten zu schlafen; die Tage verbrachte er mit Selina und den Drachen.
    Die Zuneigung, die Danira innerhalb so kurzer Zeit zu Goldschuppe entwickelt hatte, erstaunte Loridan, und mehr noch verwunderten ihn die Gefühle, die er selbst inzwischen für Feuerwind empfand. Als sie am Vortag gemeinsam durch die Lüfte geflogen waren, hatte er eine tiefe Vertrautheit zu dem Drachen entwickelt. Schon einmal war Loridan zuvor auf einem Drachen geritten, als Schwarzauge ihn und Selina zum Schwarzen Turm gebracht hatte, damals war allerdings die Dämmerung schon weit fortgeschritten gewesen. Als er im hellen Sonnenlicht von Feuerwinds Rücken aus auf die Landschaft weit unter sich hinuntergeblickt hatte, den Wind in seinem Gesicht, da hatte er sich wild und frei gefühlt wie nie zuvor.
    Doch auch den heutigen Tag hatte Loridan genossen. Während er wieder aufmerksam in die Augen des Drachen blickte, bemerkte er plötzlich, dass Feuerwind den Kopf schräg legte und aufmerksam auf etwas zu lauschen schien. Die Geste erschien Loridan merkwürdig menschlich, und er lächelte still, als der Drache seinen langen Hals emporreckte und nach Südwesten blickte. Der Ritter fragte sich, ob Feuerwind tatsächlich etwas hörte, oder ob er im Geist dem Ruf eines anderen Drachen lauschte. Etwas Bedeutungsvolles schien sich zu ereignen, denn ein ernster und feierlicher Ausdruck lag in Feuerwinds Augen, als er seinen Blick wieder Loridan zuwandte.
    »Wenn ich nur wüsste, was du mir sagen willst.« Der Ritter lächelte den Drachen an, während dieser seine Beine anwinkelte, sodass sein massiger Körper auf den grasbewachsenen Boden sank.
    »Willst du mich noch einmal auf deinen Flügeln durch die Lüfte tragen?«
    Der Drache bestätigte Loridans Vermutung durch ein Nicken seines mächtigen Kopfes. Kurz zögerte der Ritter noch, verwundert über diese erneute allzu menschliche Geste, dann kletterte er mühelos auf Feuerwinds Rücken. Mit beiden Armen klammerte er sich an den schuppigen Hals, als der Drache sich mit gewaltigen Flügelschlägen in die Luft erhob. Loridan war froh, dass er seine Rüstung und sein Schwert im Lager zurückgelassen hatte, denn so konnte er das Beben der gewaltigen Muskeln unter sich spüren, während seine Arme fühlten, wie heißes Blut durch den Hals des Drachen pulsierte. Schnell gewannen sie an Höhe, und vor ihnen, weit im Westen, spiegelte sich die tief stehende Sonne in den Weiten des Meeres. Verwundert stellte Loridan fest, dass Feuerwind offenbar nicht das Lager der Menschen ansteuerte. Eine Bewegung an seiner Seite ließ den Ritter aufschrecken, und er sah einen Narvi, der parallel zu ihnen flog und die Nähe des Drachen offenbar nicht fürchtete. Der rot gefiederte Kopf des Vogels wandte sich Loridan zu, doch dann, mit einer kleinen Bewegung seiner Flügel, kippte er zur Seite und strebte in raschem Flug dem Boden entgegen.
    Bald lag der felsige Küstenstreifen unter ihnen, der zerklüftet und rau zum Meer hin abfiel. Als Feuerwind nach kurzer Zeit mit weit ausgebreiteten Schwingen tiefer ging, erkannte der Ritter, dass etliche Drachen dort versammelt waren. Sie standen in einem Halbkreis, so wie auch einige Tage zuvor, als sie zum ersten Mal die Menschen begrüßt hatten. Von dem Plateau, über dem Feuerwind noch eine Schleife flog, konnte man das Land im Osten und die See im

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