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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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belegt.
      
    Dämonen werden kommen,
aus der Schattenwelt befreit.
Dämonen werden kommen,
aus lang vergang’ner Zeit.
      
    Sie fürchten nur das Feuer,
von Aeon einst entfacht,
die Hüter soll’n euch dienen,
euch schützen in der Nacht.«
    »Ist das alles?«
    »Ja, das ist alles«, sagte Timon. »Und die Worte sind immer noch ein Rätsel für uns. Mit den Hütern sind vielleicht die Bewahrer gemeint – ein geheimer Bund, der das Wissen der Menschen erhalten will.«
    »Nein – die Drachen sind die Hüter.« Der schwarze Drache blickte auf Timon herunter, und seine silbernen Augen schimmerten geheimnisvoll. »Denn wir bewahren Aeons Feuer, das in uns brennt.«
    Selina verstummte, als Eisenklaue ruckartig seinen Kopf hob und sich den anderen Drachen zuwandte. Reihum sah er in die Augen seiner Gefährten, während die vier Menschen erstaunt warteten. Endlich wandte Eisenklaue sich wieder Timon zu, und Selina begann zu sprechen.
    »Zu deinen Gefährten habe ich gesagt, dass die Drachen an ihrem alten Auftrag festhalten werden, bis Aeon uns ein Zeichen gibt. Ich bin geneigt zu glauben, dass dies nun geschehen ist – denn in den Worten, die du uns gebracht hast, erkenne ich Aeons Weise, zu uns zu sprechen. Aber ich will mich erst mit meinen Brüdern und Schwestern beraten. Die Entscheidung, die wir treffen müssen, ist von großer Bedeutung.«
    »Sollen wir uns zurückziehen, während ihr euch beratet?«, fragte Timon.
    »Nein, ihr mögt hier warten, wenn es euch beliebt.« Der schwarze Drache wandte sich von dem Jungen ab, und dieser blickte zu seinen Gefährten hin, die noch immer dicht neben ihm standen.
    »Wieder überraschst du mich«, sagte Loridan zu Timon. »Du hast uns zuvor nicht erzählt, dass du dich an Eisenklaue erinnerst.«
    »Die Erinnerung kam erst, als ich ihn eben gesehen habe. Es wird sicher noch eine geraume Zeit dauern, bis ich wieder über alles Wissen verfügen kann, das ich einst besaß.«
    »Schon jetzt besitzt du so viel Weisheit, dass deine Worte die Drachen beeindrucken.« Loridan legte eine Hand auf Timons Schulter. »Willst du weiterhin das Wort führen, wenn die Drachen mit uns verhandeln werden?«
    »Ja, ich werde das Wort führen.« Das Angebot erfüllte Timon mit Stolz, doch tief in sich spürte er, dass Gerugrim ohnehin keine andere Regelung akzeptiert hätte. Ein Schwindel überkam ihn, während er seiner inneren Stimme lauschte, und für einen Moment fühlte er sich trotz seines neuen Wissens wieder wie ein unerfahrener Junge. Noch einmal sah er zu den Drachen, die nun einen Kreis gebildet hatten und in ihre lautlose Beratung vertieft waren.
    »Lasst uns einen Augenblick ruhen«, sagte er. »Mein Geist braucht ein wenig Zeit, um sich mit den neuen Erinnerungen vertraut zu machen.«
    Ohne eine Antwort seiner Gefährten abzuwarten, legte Timon sich ins Gras, das immer noch warm war von der Hitze des Tages, auch wenn das Licht der Sonne nun bald schwinden würde. Mit geschlossenen Augen verharrte er tief in sich gekehrt, und nur halb bewusst hörte er, dass seine Gefährten einige Schritte entfernt leise miteinander sprachen. Doch tief in ihm waren andere Stimmen, denen er neugierig lauschte – Stimmen aus der Vergangenheit, die von seinem früheren Leben erzählten.
    Als er seine Augen wieder öffnete, hatte die Nacht bereits den Himmel erobert. Nur ein schmaler Streifen rötlichen Lichts zeigte noch den Ort, wo die Sonne versunken war. Timon wusste nicht, was ihn aus seinem Halbschlaf aufgeschreckt hatte, doch als er um sich blickte, erkannte er nur vage Schemen in der Dunkelheit. Plötzlich flackerte Lichtschein auf, und er sah, dass Selina ihren Leuchtkristall in der Hand hielt. Sie löste sich aus Loridans Arm, neben dem sie auf dem Boden gesessen hatte, um sich zu erheben und den Drachen zuzuwenden.
    »Sie haben ihre Entscheidung getroffen«, sagte Selina. »Und sie bitten uns, vor sie zu treten.«
    Ohne ein Wort zu sprechen, richtete Timon sich auf und schritt langsam auf die Drachen zu. Zunächst waren sie nur riesige Umrisse gegen den Nachthimmel, bis Selinas Licht sie erreichte und ihre Augen zum Funkeln brachte.
    »Hört nun den Spruch des Rates der Drachen«, sagte Selina. »Die Taten der Menschen sind uns fremd, denn mehr als einmal haben sie die unterstützt, die sie vernichten wollen. Doch wir wurden nicht dazu geschaffen, die Menschen zu verstehen, sondern dazu, sie zu beschützen. Die Worte, die der junge Menschensohn uns gebracht hat, wollen wir als ein

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