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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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großen Willensanstrengung schaffte er es, seinen Weg fortzusetzen. Plötzlich ertönte ein leiser Ruf hinter ihnen, und Danira kam herangeeilt.
    »Ich komme mit euch«, sagte sie. »Goldschuppe wartet auf mich.«
    Unbefangen näherte das Mädchen sich den riesigen Wesen, und auch Deryn, der kurz stehen geblieben war, setzte seinen Weg fort. Ermutigt durch Daniras Furchtlosigkeit konzentrierte er sich wieder auf die Drachen, die nicht weit entfernt warteten. Der Nebel ließ alle Farben verblassen, nur vage war zu erkennen, dass die schuppige Haut der gewaltigen Wesen in den verschiedensten Tönen gefärbt war. Der Drache, auf den Loridan zusteuerte, war allerdings nur ein dunkler Umriss in dem leuchtenden Dunst – ein Umriss, der in seinen Ausmaßen alle anderen Drachen in den Schatten stellte. Erst als sie dicht vor Eisenklaue standen, konnte Deryn dessen zerklüftete Haut und die silbernen Augen erkennen.
    »Eisenklaue grüßt dich und heißt dich willkommen im Reich der Drachen«, sagte Selina, während Eisenklaue seinen Blick auf den fürstlichen Gesandten richtete. »Ich habe ihm bereits erklärt, dass du hier für die Menschen aus Car-Carioth sprichst.«
    »Danke«, erwiderte Deryn mit trockenem Mund, kaum fähig, das Zittern seiner Beine zu unterdrücken. Kein weiteres Wort brachte er hervor, und er fühlte sich töricht wie selten zuvor.
    »Eisenklaue sagt, dass du keine Furcht haben musst«, fuhr Selina fort, während sie eine Hand auf Deryns Arm legte. »Du wirst willkommen sein, wenn du das Volk von Car-Carioth hier in dieses Land führst. Doch die Menschen müssen Regeln befolgen, die die Drachen ihnen auferlegen werden.«
    »Welche Regeln sind dies?«, fragte Deryn, dem es endlich gelang, seine Stimme fest klingen zu lassen.
    »Die Drachen werden euch Land zuweisen, auf dem ihr leben könnt. Die Grenzen dieses Landes dürft ihr nicht überschreiten, denn die Drachen fürchten, dass auch der Wille des Bösen mit den Menschen hier Einzug halten wird.«
    »Diese Regel wollen wir befolgen.« Deryn hob seinen Blick, und er erschauderte erneut, als er die Macht in Eisenklaues Augen erkannte. »Doch das Land, das ihr uns gebt, muss weit genug sein, um uns zu ernähren. Wir brauchen Äcker, um die Früchte des Feldes wachsen zu lassen, und einen Zugang zur Küste, um die Fische des Meeres zu fangen. Und wir brauchen Holz, um Häuser zu bauen.«
    »Dies alles sollt ihr erhalten.« Selina drückte sanft Deryns Arm, und sie lächelte ihm zu. »Eisenklaue möchte von dir wissen, wie viele Menschen es sind, die den Schutz der Drachen suchen werden.«
    »Für den Anfang werden es einige hundert sein, vielleicht sogar tausend. Sollte Car-Carioth wirklich angegriffen werden, dann wird die Zahl der Flüchtlinge weiter zunehmen.«
    »Das Land im Norden ist weit, die Drachen wissen aber nicht, wie viele Menschen es ernähren kann, denn nur wenig von Ta-Iras Segen liegt auf ihm. Zumindest werdet ihr hier vor den Kreaturen des Feindes sicher sein, und eure Soldaten können ihre Schwerter niederlegen, um sich denen anzuschließen, die die Früchte des Feldes gewinnen.«
    »So soll es sein«, sagte Deryn. »Soldaten sollen zu Bauern werden, und Menschen und Drachen sollen Freunde sein.«
    »Ja, so soll es sein.« Selina sprach nicht weiter, doch noch einmal senkten Eisenklaues Augen sich auf Deryn herunter, der ahnte, dass dies das Ende seiner Audienz war. Rückwärts gehend entfernte er sich von dem Drachen, so wie er es vom Umgang mit König Gweregon gewohnt war. Erst in gebührendem Abstand wandte Deryn sich ab, um sich auf den Rückweg zum Lager zu machen. Immer noch zitterten seine Knie, während ein unbeschreibliches Gefühl der Freude ihn berauschte. Er war froh darüber, den Weg allein zurückzulegen, denn so konnte er sein Hochgefühl still auskosten, ohne mit jemandem reden zu müssen. Auf seinem Weg begegnete er Timon, der ihm entgegenkam, aber sie nickten sich nur kurz zu, beide vertieft in ihre eigenen Gedanken. Immer wieder unterbrach Deryn seinen Marsch, wandte sich zu den Drachen um, die nur noch undeutlich im Nebel zu sehen waren. Im Lager angekommen, zog Deryn sich in sein Zelt zurück, um in Ruhe über seine Erlebnisse nachzudenken. Niemand störte ihn, bis Loridan und Selina zur Mittagszeit von dem Gespräch mit den Drachen zurückkehrten.
    *
    Hungrig aß Loridan von dem dampfenden Fleisch, das seine Kameraden zubereitet hatten. Einige der Drachentöter hatten sich am Morgen zu einem Jagdausflug

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