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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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aufgemacht, und sie waren mit reicher Beute zurückgekehrt. Für die gemeinsame Mahlzeit hatten sie sich unter freiem Himmel getroffen, denn keines der Zelte war groß genug, um die Schar der Ritter und ihre Gefährten aufzunehmen. Ihre heutige Zusammenkunft glich einem Festmahl, denn es war ein Tag, der neue Hoffnungen gebracht hatte. Loridan freute sich für Deryn, der nun einen Zufluchtsort für die Bewohner von Car-Carioth gefunden hatte. Es würde sich zeigen müssen, was sich aus diesem Neuanfang entwickelte, und ob die Menschen für dieses Wagnis wirklich bereit waren. Der Drachentöter prostete seinem Freund mit einem Becher Wein zu, und dieser erwiderte die Geste mit einem Lächeln.
    Insgeheim allerdings hing Loridan auch düsteren Gedanken nach, denn er ahnte, wie schwach der neue Hoffnungsschimmer war. Wenn das Böse nach der Herrschaft über diese Welt griff, dann wären es nicht nur die Menschen aus Car-Carioth die Schutz brauchten. Er fragte sich, wo Elea und Aldaron jetzt sein mochten und der kleine Tialan. Dann wanderten seine Augen zu Selina, die dicht bei ihm saß und mit Danira sprach. Ausgerechnet für die Menschen, die er am meisten liebte, sollte es keine Sicherheit geben, denn sie würden gemeinsam der Gefahr entgegenreisen. Er seufzte leise und zwang sich, seine Gedanken wieder auf die näherliegenden Sorgen zu lenken. Ein weiteres wichtiges Ereignis stand nun bevor, denn nach der Mittagsmahlzeit wollte Eldilion sich mit Eisenklaue treffen, um endlich Frieden mit den Drachen zu schließen. Wie dieses Gespräch verlaufen würde, war nicht abzusehen, denn zu viele Tote waren auf beiden Seiten zu beklagen, bei den Drachen genauso wie bei den Drachentötern. An dem gemeinsamen Mahl hatte Eldilion sich nicht beteiligt, und schließlich erhob sich Loridan, um nach dem Gildenmeister zu sehen.
    Er fand Eldilion in seinem Zelt, gekleidet in seine schimmernde Rüstung und den schwarzen Umhang mit dem silbernen Symbol der Gilde. Um die Hüften trug er seinen Schwertgurt, und in der Scheide steckte sein altes Schwert, mit dem er viele Kämpfe gegen die Drachen gefochten hatte. Verwundert betrachtete Loridan seinen Gildenmeister, denn die übrigen Ritter hatten Valkars Rat befolgt und trugen gewöhnliche Schwerter an ihren Gürteln, nur Eldilion hatte sich offensichtlich nicht von seiner Waffe trennen wollen.
    »Du wirst das Schwert nicht brauchen«, sagte Loridan, »denn die Drachen sind nun unsere Freunde.«
    »Und doch fühle ich mich ohne diese Waffe nur wie ein halber Mensch«, antwortete Eldilion. »Ich werde meinen einstigen Feinden nicht wie ein Gefangener oder ein geschlagener Gegner gegenübertreten.«
    »Aber bitte sei vorsichtig und sage nichts Unüberlegtes. Eisenklaue ist uns freundlich gesonnen, trotzdem ist die Macht, die er ausstrahlt, beängstigend.«
    »Ich habe mehr Drachen gegenübergestanden als du, in meinen langen Jahren als Drachentöter«, sagte Eldilion mit ernster Miene, dann jedoch lächelte er. »Sei ohne Sorge, ich werde keine Dummheiten machen. Also lass uns gehen.«
    Gemeinsam mit Selina machten sie sich auf den Weg zu dem Treffpunkt, wo die Drachen immer noch dicht beieinander lagerten, so wie sie sie verlassen hatten. Loridan erschauderte, als sich Eisenklaues silberne Augen auf ihn richteten, funkelnd im hellen Licht der Sonne. Eine Flut von Gefühlen suchte ihn heim, und er glaubte, neu erwachtes Misstrauen im Blick des Drachen zu spüren. Besorgt sah er zu Eldilion hinüber, denn er befürchtete, dass der Gildenmeister sich bedroht fühlen könnte und seine Waffe ziehen würde. Dieser erwiderte den Blick des Drachen jedoch voller Ruhe. Ein erleichtertes Lächeln stahl sich auf Loridans Lippen. Nicht umsonst war Eldilion zum Meister der Gilde berufen worden, denn er war bekannt für seine Unerschrockenheit und seinen Mut im Angesicht tödlicher Gefahren. Die Anspannung fiel völlig von Loridan ab, als Selina zu sprechen begann.
    »Eisenklaue grüßt euch«, sagte sie. »Und er fragt, warum der oberste der Drachenritter in seinen Waffen vor ihn tritt.«
    »Auch ich grüße euch«, sagte Eldilion. »Ich trete hier vor euch als Meister der Drachengilde, und diese Rüstung und dieses Schwert gehören zu meinem Amt. Nun bin ich gekommen, um Frieden mit euch zu schließen. Wenn ihr in diesen Frieden einwilligt, dann will ich Rüstung und Schwert für immer ablegen.«
    »Ich spüre die Macht des Bösen an dir.« Eisenklaue senkte seinen mächtigen Kopf so weit herunter, dass

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