Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
Vom Netzwerk:
vorne, und mit seinem Schild und seinem Körper schirmte er Istaron ab. Die anderen Soldaten schlugen weiterhin auf den Dämon ein, trieben ihre Klingen wieder und wieder in den unmenschlichen Körper. Und dann fiel der Dämon und begrub den Fürsten unter sich. Noch im Sterben umfasste seine Klaue Istarons Kehle. Das Glühen, das den Körper des Dämons verzehrte, umfing auch den Fürsten, der leblos am Boden lag.
    *
    Die Sonne stand noch tief im Osten, doch im Hafen von Car-Danaan herrschte bereits eine rege Betriebsamkeit. Zahlreiche Fischer fuhren aufs Meer hinaus, um in den frühen Morgenstunden ihre Netze zum ersten Fang des Tages auszuwerfen. In ihren Kähnen zogen sie achtlos an dem Schiff vorbei, das nun schon seit Wochen im Hafen lag. Sie beachteten auch nicht das kleine Boot, das sich von dem Schiff löste und dem nahen Ufer zustrebte. Zwei Männer saßen darin – Halfas, der Kapitän des Sturmvogels, und Navaris, der Fürst von Car-Dhiorath. Als das Boot wenig später im Hafen anlegte, ging der Fürst als Erster an Land. Er schwankte ein wenig, als er mit einem großen Schritt aus dem Boot heraus auf den Landungssteg stieg. Sein linker Arm hing in einer Schlinge.
    »Es ist gut, endlich wieder festen Grund unter den Füßen zu haben«, sagte er.
    »Trotzdem wäre es besser gewesen, wenn Ihr Euch noch einen Tag geschont hättet.«
    »Nein.« Navaris legte eine Hand auf die Schulter des Kapitäns, der neben ihn getreten war. »Zu lange war ich untätig, und die Zeit drängt. Ich will die Fremden sehen, von denen Ihr mir erzählt habt.«
    »Sie hätten Euch auch auf meinem Schiff besucht«, murrte Halfas, während er vorausging, um den Fürsten durch den Hafen zu führen. An dem schleppenden Gang des Kapitäns war zu erkennen, dass sein rechtes Bein ihn immer noch schmerzte, und auch die Schritte des Fürsten waren langsam und bedächtig, so als müsste er sich erst wieder daran erinnern, wie man läuft. Viele Menschen waren im Hafen unterwegs, darunter auch einige Frauen, die ihre Männer zu den Booten begleitet hatten und nun auf dem Weg zurück in ihre Häuser waren. Eine junge Frau mit langem braunem Haar ging dicht neben den beiden Männern vorbei. Sie hob kurz ihren Kopf, um den Fürsten anzusehen, und Navaris schaute in ihre Augen. Sie war schön, doch ein erschreckter Ausdruck lag in ihrem Blick.
    »Ich hätte mir einen Spiegel von Euch geben lassen sollen«, murmelte der Fürst. »Ich muss furchtbar aussehen.«
    »Ihr seid gezeichnet von den Narben eines großen Kampfes. Ihr könnt sie mit Stolz tragen, bis sie verblassen und nur noch eine Erinnerung an eine Zeit der Dunkelheit sind.«
    »Ihr sprecht so, als ob Ihr noch an eine Rettung glaubt. Ich bin mir nicht so sicher, doch meine größte Sorge gilt im Moment meiner Stadt und meiner kleinen Tochter.«
    »Ich habe auch gezweifelt während der letzten Tage, aber nie habe ich die Hoffnung aufgegeben.« Halfas lachte leise. »Durch manchen Sturm habe ich mein Schiff geführt, und immer habe ich mein Ziel erreicht.«
    »Ich wünschte, ich hätte mehr Kapitäne wie Euch.« Navaris blickte in die Augen des Seemanns. »Wenn wir nach Car-Dhiorath zurückkehren und die Stadt noch nicht verloren ist, dann will ich Euch zum Admiral meiner Flotte machen.«
    »Wie werden sehen, was wir in Car-Dhiorath vorfinden«, sagte Halfas unverbindlich, dann zeigte er mit einem Arm nach vorne. »Seht, dort ist Tirandor – er kommt uns entgegen.«
    Wenig später standen sie dem Heiler gegenüber, und dieser verbeugte sich vor dem Fürsten.
    »Es freut mich, Euch wohlauf zu sehen«, sagte er. »Auch wenn Ihr besser noch einen Tag im Bett verbracht hättet.«
    »Auch ich freue mich, Euch zu sehen, Tirandor«, sagte der Fürst. »Aber ich habe gerade schon zu Halfas gesagt, dass ich nicht länger untätig verharren kann. Ich wollte Euch und Eure Gefährten treffen.«
    »Ich war gerade auf dem Weg, um nach Euch zu sehen.« Tirandor blickte prüfend in das Gesicht des Fürsten. »Die Geschwindigkeit Eurer Genesung erstaunt mich.«
    »Ich weiß, dass ich meine Gesundheit nur Euch verdanke. Es ist ein glückliches Geschick, das Euch in diese Stadt führte. Deshalb war ich auf dem Weg in Euer Quartier, um Euch persönlich zu danken. Und Halfas hat mir erzählt, dass Eure Begleiter vielleicht mehr über die Dämonen wissen, die mein Schiff und meine Stadt heimgesucht haben.«
    »Das ist wahr«, erwiderte Tirandor. »Gerne will ich Euch zu meinen Gefährten geleiten. Ihr werdet sie

Weitere Kostenlose Bücher