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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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Becher mit Wasser und verrührte die Mischung sorgfältig, um sie dann dem Verletzten einzuflößen. Eine Weile betrachtete der Heiler den bewusstlosen Fürsten, bevor er sich wieder Halfas zuwandte.
    »Sein Geist ist verloren in einem Reich, in das wir ihm nicht folgen können. Wenn der Trank wirkt, dann wird er seinen Weg zurück finden. Aber ich kann nicht sagen, wann das geschehen wird. Und ich kann nicht versprechen, dass es überhaupt geschieht.«
    »Dennoch danke ich Euch für Eure Bemühungen, denn ich hatte schon die Hoffnung verloren. Der Dämon war ein furchtbarer Gegner, und mehrere meiner Männer starben im Kampf gegen ihn. Ich möchte nicht auch noch den Fürsten verlieren.«
    »Ja, sie sind furchtbar, und ihre Kraft nimmt immer mehr zu. Auch wir haben Verluste erlitten, als wir uns gegen zwei dieser Wesen zur Wehr setzen mussten. Nur mit Mühe konnten wir sie schließlich überwinden. Einen der Dämonen erschlug Grimstan, ein Gefährte, den wir im Norden zurückgelassen haben. Den zweiten hat Danira besiegt. Sie führt eine mächtige Klinge.«
    »Dieses Mädchen hat einen Dämon erschlagen? Es fällt mir schwer, Euren Worten zu glauben.«
    »Und doch ist es so.« Mit einem Lächeln wandte Tirandor sich von dem Kapitän ab, um seine Utensilien wieder in seiner Tasche zu verstauen. »Es wäre gut, wenn die Nacht hindurch jemand neben Navaris wachen könnte, falls er zu Bewusstsein kommt. Morgen werden wir die Stadt verlassen, aber zuvor möchte ich noch einmal nach dem Fürsten sehen. Nun will ich gehen und den alten Geschichtenerzähler besuchen, vielleicht hat er Neuigkeiten aus dem Süden.«
    »Was schulde ich Euch für Eure Bemühungen?«, fragte Halfas.
    »Ihr schuldet mir nichts, doch wenn Ihr einen Krug Wein entbehren könnt, will ich ihn gerne annehmen – der Alte wird sich über einen guten Tropfen freuen.«
    »Ihr sollt ihn haben.« Der Kapitän reichte Tirandor die Hand. »Nur eine Bitte habe ich noch. Ich denke, es ist besser, wenn niemand in der Stadt etwas davon erfährt, dass der Fürst sich auf meinem Schiff befindet.«
    »Natürlich, nur meinen Gefährten will ich davon berichten, denn es ist eine Nachricht von großer Wichtigkeit für den Kampf, dem wir entgegenblicken.«
    Es war vollständig dunkel, als einer der Seeleute des Sturmvogels den Heiler zurück in den Hafen ruderte. Eine Laterne stand im Boot, und in ihrem Licht sah Tirandor, dass sein Begleiter trotz der finsteren Nacht in keiner Weise beunruhigt erschien. Er selbst war nicht leicht zu beeindrucken, doch die seltsame Beobachtung vom Abend kam nun wieder in seinen Sinn. Eine Lampe brannte an dem Anlegesteg, deren Lichtschein sich auf der glatten Oberfläche des Wassers im Hafenbecken spiegelte. Misstrauisch blickte Tirandor um sich, während sie langsam dem Ufer entgegenstrebten, auf jede Bewegung achtete er und auf jedes Geräusch. Er fühlte sich merkwürdig erleichtert, als sein Fuß das stabile Holz des Steges betrat. Besorgt blickte er dem kleinen schwankenden Licht hinterher, bis der Seemann sicher zum Sturmvogel zurückgekehrt war. Erst dann wandte Tirandor dem Meer den Rücken zu und schritt zielstrebig dem Ort entgegen, wo sie zuvor den Geschichtenerzähler getroffen hatten. Dieser saß noch an der gleichen Stelle, nun jedoch war er von einer kleinen Gruppe von Zuhörern umringt. Leise setzte Tirandor sich an den Rand des Kreises, von wo aus er der Stimme des alten Mannes lauschte.
    »Die Fische, die im Goldenen See leben, sind anders als die Fische, die ihr kennt«, sagte der Geschichtenerzähler. »Es gibt dort Fische, die zwei Köpfe besitzen, und solche, die mit Beinen über den Grund des Sees laufen. Der Fürst der Stadt war bekannt dafür, dass er gerne Fisch aß und die Fischer reich belohnte, die ihm ein besonders schmackhaftes Mahl bescherten. Eines Tages fand der Fischer Jonka in seinem Netz einen Fisch, dessen Schuppen über seinem Kopf einer goldenen Krone glichen. Und Jonka sprach zu sich selbst: ›Dies scheint mir der König der Fische zu sein. Ich will ihn dem Fürsten bringen, dann wird er mich reich belohnen.‹
    Und so geschah es – der Koch des Fürsten briet den Fisch und setzte ihn seinem Herrn zum Abendmahl vor. Der Fürst schnitt den Fisch auf und schnupperte an dem dampfenden, weißen Fleisch. Seine Stirn kräuselte sich, und die Höflinge, die ihn umstanden, hielten den Atem an. Erwartungsvoll blickten sie auf den Herrn der Stadt, der genauso großzügig wie auch grausam sein konnte. Es

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