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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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nächtlichen Himmel hinaufblickten. Obwohl sie die Dämonen nicht sahen, die in schnellem Flug an ihnen vorüberzogen, kam ein Schauder über sie, und instinktiv richteten sich ihre Blicke auf die unsichtbaren Schatten. Weiter flogen die Dämonen, über die Wälle der Stadt hinaus, in Richtung auf das Zeltlager der Belagerer. Auch dort blickten die Wachen beunruhigt zum Himmel hinauf, doch sie erahnten kaum die Schatten, die in rasendem Flug vor den funkelnden Sternen vorüberzogen. Ohne ihre Geschwindigkeit zu verringern flogen die Dämonen weiter, in gerader Linie auf das Zentrum des Lagers zu. Und während die Wachen noch unschlüssig berieten, ob sie einen Alarm auslösen sollten, hatte der erste Dämon das Zelt des Fürsten erreicht. Er fegte die hoch aufragende Standarte beiseite, die über dem Zelt wehte, dann zerrissen seine Klauen die schweren Stoffbahnen als seien sie dünnes Papier.
    Fürst Istaron erwachte jäh, als er das Reißen des Stoffes hörte, und im gleichen Augenblick ertönte schon ein Pfeifensignal, ein schriller Ruf, der laut durch das Lager hallte. Schreie ertönten, Alarmrufe, Laute des Entsetzens und dann der erste Schmerzensschrei. Eilig erhob sich der Fürst von seinem Lager. Auch im Schlaf trug er eine leichte Kettenrüstung, und sein Schwert lag stets neben ihm. In diesem Moment wurde eine Zeltbahn zurückgeschlagen, und ein schwer gerüsteter Gardist trat herein, eine Laterne in seiner Hand.
    »Fürst Istaron, Ihr müsst fliehen! Schnell!«
    »Nein, wir können unsere Kameraden nicht im Stich lassen.« Eindringlich blickte der Fürst in die Augen des Mannes, die nur als schwaches Funkeln durch den Sehschlitz seines Helms sichtbar waren. »Wer sind die Angreifer?«
    »Ich … weiß es nicht. Er muss aus der Luft gekommen sein.«
    Istaron seufzte – der Hauptmann seiner Garde hatte ihn dazu überredet, die Nächte nicht in seinem eigenen Zelt zu verbringen, doch nun würde er den tapferen Männern zu Hilfe eilen, die an seiner statt dort ausgeharrt hatten. Entschlossen griff der Fürst nach seinem Helm, dann trat er vor das Zelt, wo bereits zwei weitere Gardisten auf ihn warteten.
    Immer noch ertönten Schreie und die Geräusche eines Kampfes. Das benachbarte Zelt, über dem die Standarte des Fürsten geweht hatte, war in sich zusammengesunken. Hinter den Stoffbahnen zeichneten sich hektische Bewegungen ab, und Schreie von Verwundeten oder Sterbenden erklangen. Auch wenn immer noch unklar blieb, wer die Angreifer waren, ließ ein plötzliches Gefühl des Grauens den Fürsten für eine kurze Weile zögern. Im ganzen Lager wurden nun Kriegspfeifen geblasen.
    »Vorwärts!« Mit lauter Stimme rief der Fürst zu den Soldaten hin, die sich nur langsam und ängstlich dem Ort des Kampfes näherten. »Kameraden sind in Not.«
    Er wandte sich selbst dem Zelt zu, als von den herannahenden Männern Rufe des Entsetzens laut wurden. Im letzten Moment gewahrte er einen Schatten, der kurz das Licht der Sterne verdunkelte. Während er noch versuchte, dem Angriff zu entgehen, streifte ihn eine grausame Klaue, die direkt aus dem Himmel auf ihn heruntergestoßen war. Seine eigene Ausweichbewegung und der Schlag ließen ihn zur Seite taumeln und auf die Knie sinken. Als er sich umwandte und mühsam wieder aufrichtete, offenbarte das helle Sternenlicht ihm die Gestalt seines furchtbaren Gegners. Noch heller als das Licht der Sterne war das Glühen der grausamen Augen. Schon griff der Dämon wieder an, fegte Istarons Schwert beiseite, und seine zweite Klaue schoss nach vorne. Die spitzen Krallen bohrten sich durch den Ringpanzer in die Schulter des Fürsten. Istaron stürzte zu Boden, dann endlich beleuchtete der Schein von Fackeln die Zelte, und mehrere Soldaten drängten heran, bewaffnet mit langen Schwertern. Der Dämon beugte sich herunter, um den Fürsten zu töten, seine Klaue ausgestreckt nach dem Hals seines Opfers. Im letzten Moment wälzte Istaron sich zur Seite, und die scharfen Krallen bohrten sich in die schon verletzte Schulter. Erst jetzt waren die Soldaten an den Dämon herangetreten, aber dessen weit ausladende Schwingen behinderten ihren Angriff. Schließlich schnitten sie sich durch die ledrigen Flughäute hindurch, und dann hieben ihre Schwerter auf das furchtbare Wesen ein. Der Dämon beachtete nicht die Angreifer, deren Waffen ihm tiefe Wunden beibrachten. Mit einer Klaue hielt er den Fürsten fest, die andere hob sich zum tödlichen Hieb. Im letzten Moment stürzte einer der Ritter nach

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