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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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war durchaus schon vorgekommen, dass er Fischer in den Kerker werfen ließ, wenn ihre Fische ihm missfielen. Vorsichtig kostete der Fürst ein kleines Stück des Fleisches. Nun verzog sich sein Gesicht zu einer Grimasse des Abscheus, und die Höflinge warfen mitleidige Blicke auf den Fischer, der zwischen ihnen stand. Der Fürst setzte an zu sprechen, dann allerdings riss er seine Augen auf und starrte voller Staunen auf seinen Teller. Und aus dem Kopf des Fisches zog er einen goldenen Ring hervor, der hell im Licht der Kerzen glänzte. Er erkannte sofort, dass es der Ring seines Vaters war, der vor vielen Jahren verloren gegangen war. Und da lachte der Fürst und sprach: ›Fürwahr, dieser Fisch schmeckt übler als alles, was ich bisher gegessen habe. Doch du, Fischer, sollst reich belohnt werden, denn du hast mir den Ring meines Vaters zurückgebracht.‹
    Und der Fürst tat, wie er gesagt hatte. Jonka erhielt ein neues Haus und ein neues Boot, und er lebte glücklich bis ans Ende seiner Tage. Noch heute ist seine Familie angesehen und wohlhabend. Doch auch der Fürst fand sein Glück wieder. Der Fluch, der sein Haus heimgesucht hatte, war gebrochen, als der Ring wiedergefunden war, und das Glück hat bis heute angehalten. Rhaillon, der jetzige Fürst im Goldenen See, besitzt noch immer den Ring, der einst verloren war. Zusammen mit ihm ist auch die ganze Stadt reich und zufrieden. Die Geschichte vom Ring des Fürsten geht also weiter, und vielleicht wird er eines Tages wieder verloren gehen, doch meine Erzählung ist hier zu Ende. Geht nun nach Hause, ihr Leute – dies war für heute meine letzte Geschichte.«
    Unbewegt blieb der alte Mann am Boden sitzen, während sein Publikum sich in den nächtlichen Straßen zerstreute. Als die Leute gegangen waren, blieben nur der Geschichtenerzähler und Tirandor zurück. Der Heiler reichte dem alten Mann den Weinkrug.
    »Es freut mich zu hören, dass es den Menschen der Seestadt gut ergangen ist«, sagte er.
    »Ja – die Stadt hat sich nicht verändert in den letzten Jahren.« Der Alte öffnete das Wachssiegel des Kruges mit geschickten Fingern und nahm einen Schluck von dem Wein, bevor er weitersprach. »Und doch liegt ein Schatten über dem Süden. Die Nomaden erzählen, dass Ul’ur wieder erwacht ist.«
    »Das sind schlechte Nachrichten. Und auch über dem Land im Norden liegt eine finstere Drohung. Wir sind hierhergekommen, um einen Mann zu finden, der im Kampf gegen diese Gefahr eine wichtige Rolle spielen wird. Vielleicht hast du ihn gesehen. Er ist ein Sänger. Vor vier Wochen ist er in Car-Gonaredh gelandet.«
    »Nein, ich habe deinen Freund nicht gesehen.« Der Alte schüttelte seinen Kopf. »Ich bin in den letzten Wochen durch das Öde Land gestreift und habe nur wenige Menschen getroffen.«
    »Es sind seltsame Zeiten. Auf den Landen des Nordens und des Südens liegt ein Schatten, und auch in dem Meer, das die beiden Kontinente trennt, tummeln sich fremdartige Wesen. Gerade heute habe ich eine Kreatur im Wasser des Hafenbeckens gesehen. Hast du auch eine Geschichte über die Wesen des Meeres?«
    »Nein. Nur wenig weiß ich über das Meer, und die Menschen des Südens wissen noch weniger als ich. Es steht geschrieben, dass Aeon das Meer mit den merkwürdigsten Wesen bevölkert hat, lange bevor Firion die Menschen erschuf.«
    »Ja, so steht es geschrieben.« Tirandor nahm einen Schluck aus dem Krug, den der Alte ihm gereicht hatte. »Ich hoffe, dass es wirklich ein Geschöpf Aeons war, das ich gesehen habe.«
    *
    Wolkenfetzen zogen über den Himmel, und nur von Zeit zu Zeit konnten die beiden Himmelswanderer ihr unwirkliches Licht über das Meer und die Stadt Car-Dhiorath ausgießen. Auch wenn nur wenige Fackeln und Lampen die Stadt und die Befestigungsanlagen beleuchteten, waren doch zahlreiche Männer auf den Mauern postiert. Grimmig schauten die Wachen zum Himmel empor, und fast begrüßten sie die Dunkelheit, die eintrat, wenn Eril-Angoths rotes Licht verdüstert wurde.
    Aus der Luft betrachtet, waren die Lichter der Stadt nur kleine Punkte, klein und funkelnd wie die Sterne am Himmel. Die beiden Dämonen kreisten in einer weiten Kurve über der Stadt, bevor sie tiefer sanken und dicht über die Dächer der Häuser hinwegzogen, ihre Augen hell glimmend in ihrem eigenen roten Licht. Mit wenigen Schlägen ihrer Flügel umrundeten die Wesen den hohen Turm des Palastes. Auch dort standen Wachen – verängstigte Männer, die voller dunkler Ahnungen zum

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