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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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Feuer, wo sie mit Danira gesessen hatte, und sie trat auf Loridan zu, um ihn zu umarmen.
    »Was habt ihr gefunden?«, fragte sie.
    »Nichts. Wir sind nur bis zum Saum des Waldes geritten – weiter haben wir uns nicht gewagt. Es ist ein unheimlicher Ort.«
    Die beiden Ritter führten ihre Craiths zum Rand des Lagers, wo drei weitere Echsen angebunden waren. Es war nicht leicht gewesen, in Car-Danaan genügend Reittiere zu finden, und daher teilten sich Selina und Danira eine der Echsen, so wie sie zuvor auch gemeinsam auf dem Rücken von Sonnenfeuer geritten waren. Träge und beschwerlich erschien ihnen nun ihre Reise im Vergleich mit dem rasenden Flug der Drachen. Zwei Tage lang waren sie von Car-Danaan aus nach Süden geritten, durch eine Landschaft, die kahl und unfruchtbar war. Auch der Wald versprach keine Besserung, denn schon von Weitem hatten sie erahnt, dass dieser genauso leblos war wie der Rest des Landes.
    »Was wisst Ihr über diesen Wald, Tirandor?«, fragte Herubald, als er an das Lagerfeuer herantrat und sich in den Kreis der Gefährten setzte. »Gibt es denn nichts Lebendiges in diesem Land?«
    »Ich weiß nicht viel«, sagte der Heiler. »Ich war einmal hier, oder zumindest in der Nähe dieser Landschaft. Dieser Wald ist tot, das ist richtig, und er erstreckt sich in einem breiten Gürtel von Westen nach Osten. Wenn wir ihn durchwandern, werden wir die alte Hauptstadt erreichen – den Ort, der auch das Zentrum der Katastrophe gewesen sein soll, die einst das Reich der Menschen verwüstete. Das Land ist dort weniger leblos als hier, dennoch wird es Euch nicht gefallen. Die Stadt ist zerstört, und kaum ein Stein steht noch auf dem anderen. Ein Gebiet weiter Moore und Sümpfe ist Car-Lanadhon nun geworden, wo schleimige Kreaturen sich unter den Steinen und in tiefen Tümpeln tummeln. Allerdings gibt es dort eine Vielfalt von Pflanzen, wie ich sie selten auf all meinen Reisen erlebt habe. Eine lange Zeit habe ich damit verbracht, diese Gewächse zu studieren.«
    »Unsere Echsen waren unruhig, als wir den Saum des Waldes erreichten«, sagte Loridan. »Wisst Ihr etwas über Raubtiere, die in dieser Gegend leben?«
    »Nun, man sagt, dass es hier Tarth-Echsen geben soll, die größer und gefährlicher sind als die, die wir aus dem Norden kennen. Doch ich habe nie ein solches Tier zu Gesicht bekommen. Alle Tarth-Echsen, die ich gesehen habe, unterschieden sich kaum von denen des Nordens.«
    »Aber habt Ihr nicht auch einmal ein anderes Wesen erwähnt – eine gefährliche Bestie, die durch das Land des Südens streift?«
    »Ja«, sagte Tirandor. »Ich habe Euch von einem solchen Wesen erzählt, doch ich hielt es nur für eine Legende, die an den Feuern der Nomaden erzählt wird. Ul’ur ist der Name, den sie ihm gegeben haben. Das bedeutet der Schatten in der alten Sprache, die hier immer noch von manchen Menschen gesprochen wird. Es ist eine düstere Legende, denn Ul’ur ist eine Kreatur der Nacht, die die Menschen hasst. Ich will nun nicht mehr darüber berichten, denn es ist eine Geschichte, die man besser bei Tage erzählt.«
    »Ja, es ist eine dunkle Geschichte.« Die Gefährten schauten sich erschreckt um, denn die Stimme war von außerhalb ihres Kreises gekommen. Loridan und Herubald sprangen auf, ihre Hände auf den Griffen ihrer Schwerter. Am Rand des Feuerscheins sahen sie drei Gestalten, die sich ihnen leise genähert hatten. Auch die restlichen Gefährten erhoben sich und blickten beunruhigt in die Dunkelheit hinaus.
    »Und doch will ich Euch von Ul’ur erzählen«, fuhr die Stimme fort. Erst jetzt erkannten die Gefährten, dass es eine alte Frau war, die zu ihnen sprach. Sie trat ein paar Schritte näher, und das Licht des Feuers glänzte auf ihrem grauen Haar und in ihren gütigen Augen. Ihre Hand strich wie in Gedanken über ihre faltige Wange und blieb dann für einen Moment auf ihrem Kinn ruhen. Die beiden Männer, die hinter ihr standen, waren jung und kräftig und trugen kurze Schwerter an ihren Gürteln.
    »Ihr seid willkommen an unserem Feuer, wenn Ihr in Frieden kommt«, sagte Herubald, während er einen Schritt nach vorne trat, doch Loridan fasste die Schulter seines Schwertbruders und hielt ihn zurück.
    »Ja, Ihr seid willkommen«, sagte er und strich mit einem Finger über Wange und Nase, so wie er es von Grimstan gelernt hatte.
    »Ein glückliches Treffen ist dies«, sagte die Frau und wandte sich zu ihren Begleitern um. »Geht nun zurück zu den anderen und sorgt euch nicht.

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