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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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ihnen, die Türme zu bauen, die die Drachen vertrieben. Nun stand auch der Norden ihnen wieder offen, und dort, in der Stadt des Bösen, fanden sie die Trümmer des Tores. Sie nahmen die magischen Steine mit sich, die gebraucht werden, um das Tor zur göttlichen Welt zu öffnen. Und dann begannen sie, ein neues Tor zu errichten, hier in diesem Land, doch das führte zur Katastrophe. Sie konnten die Macht der Dimensionssteine nicht bändigen, und die Kräfte, die freigesetzt wurden, breiteten sich unkontrolliert über den Kontinent aus. Das Gefüge der Elemente zerriss, und die Gesetze der Natur wurden neu geschrieben. Große Wunder gibt es seitdem in diesem Land – Feuer und Wasser, Stein und Luft, und das Eis, das nie schmilzt.
    Allerdings erwachte auch ein Schrecken an diesem Tag. Das Tor war geöffnet worden, für den winzigen Teil eines Augenblicks, und ein Teil von Thaur-Angoths bösem Willen kam in unsere Welt. Die reinen Elemente kondensierten um den Geist der Finsternis zu einem Körper, wie kein Mensch ihn zuvor gesehen hatte. Und das ist Ul’ur, der Schatten. Wenige Menschen haben ihn erblickt und konnten danach über das berichten, was sie gesehen hatten. Man sagt, dass Ul’ur nur zur Zeit der Konjunktion Gestalt annehmen kann, wenn Thaur-Angoths Kraft stärker wird, und alle Kreaturen des Bösen sich regen. Das Licht der Sonne tötet ihn nicht, so wie es die Dämonen der Finsternis tötet – und es kann ihn nicht einmal beleuchten, weshalb er bei Tag nur wie ein Schatten erscheint. Bei Nacht ist seine Macht am größten, und dann ist sein Anblick von großem Schrecken. Ihm sind wir begegnet, und es war unser Verhängnis. Er riss Jandaldon mit sich und noch andere unserer Gefährten. Er verschwand im Dunst der Sümpfe, die die alte Stadt im Süden umgeben.«
    »Das heißt, Jandaldon lebte noch, als Ihr ihn zuletzt gesehen habt?«, fragte Tirandor.
    »Ja«, antwortete Melia. »Ich glaube, dass er lebte. Doch welche Bedeutung mag das heute noch haben? Es sind vier Tage vergangen, seit er verschwunden ist.«
    »Ich bin mir sicher, dass er noch lebt«, sagte Selina. »Ich spüre es. Wir müssen ihn finden.«
    »Nun, da Ihr hier seid, mag es vielleicht noch eine Aussicht auf Rettung geben.« Die alte Frau seufzte hörbar. »Ich denke, wenn Ihr mit Jandaldon vereint wäret, dann könnte die Macht Eurer Runen sogar Ul’ur herausfordern – ohne ihn ist es allerdings ein tödliches Wagnis. Hoffnung zumindest gibt es, denn eine Legende besagt, dass Ul’ur seine Vernichtung in sich trägt, auch wenn keiner weiß, wann dies geschehen soll. Vielleicht ist Jandaldon Teil dieser Legende, wer weiß? Aber Ul’urs Vernichtung ist nicht unsere Aufgabe – einzig Jandaldons Leben ist es, das nun zählt. Wenn Jandaldon stirbt, welche Hoffnung besteht dann noch? Unsere eigentliche Mission wäre gescheitert, und Thaur-Angoth würde unsere Welt in Besitz nehmen.«
    »Ist das denn wirklich sicher?«, fragte Danira. »Sind denn die Alten nicht schon mehrfach gescheitert, als sie ihre Pläne durchführen wollten?«
    »Ja, schon mehrfach sind sie gescheitert«, bestätigte Melia, »doch dies waren keine Zufälle. Der erste Versuch der Alten führte zur Verwüstung dieses Landes, denn sie hatten den falschen Ort für ihren Zauber gewählt. Sie haben aus ihrem Fehler gelernt und versuchen seitdem, das Weltentor in Car-Angoth zu errichten. Während des Rituals liegt dort der mächtigste der fünf Dimensionssteine. Bei ihrem nächsten Versuch wurden die Alten allerdings durch die Runenschmiede überwunden, und dies ist nun mehr als zweihundert Jahre her. Doch heute gibt es keine Runenschmiede mehr. Nur das letzte Mal, als die Alten scheiterten, mag der Zufall eine Rolle gespielt haben. Zwei der Türme hörten auf zu arbeiten, und die Drachen verwüsteten erneut das Heiligtum der Alten in Car-Angoth. Nun ist es gleichgültig, ob dies ein Zufall war oder nicht – wir können nicht hoffen, dass wieder etwas Ähnliches geschieht.«
    »Aber wie sollen wir Ul’ur herausfordern?«, fragte Loridan. »Wir wissen fast nichts über die Runen, die wir bei uns tragen.«
    »Ich kenne die magischen Worte, die die Kräfte der Runen entfesseln.« Noch einmal seufzte Melia. »Ich selbst bin allerdings keine Erwählte und weiß nicht, ob ich eine der Runen kontrollieren kann. Trotzdem will ich es wagen, wenn wir Ul’ur gegenübertreten müssen. Es sind nicht nur Worte, die die Wirkung der Runen freisetzen. Euer Geist muss die Rune beherrschen

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