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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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die für eine Weile in unserer Hand gewesen war. Von dort aus beschossen sie uns mit Bogen und Armbrüsten. Wir waren ohne Führung, und obwohl das Tor noch nicht wieder geschlossen war, wagten wir keinen Angriff mehr. Schmählich zogen wir uns zurück, doch die Feinde hatten noch nicht genug. Sie sandten ihre Dämonen hinter uns her, und viele von denen, die erschöpft oder verwundet durch die Nacht irrten, wurden getötet. Das ist nun zehn Tage her. Wir haben uns gesammelt und sind in unser Nachschublager zurückgekehrt, etwa fünf Meilen vor der Stadt. Von dort sind wir aufgebrochen, um dem König zu berichten.«
    »Ihr werdet euer Ziel bald erreichen«, sagte Sad Eldon. »In wenigen Tagen werdet ihr in der Stadt des Königs sein. Ihr sollt im Tempel eine Kerze anzünden, um Firion für eure glückliche Heimkehr zu danken.«
    »Das werden wir tun, Vater«, sagte der Soldat. »Wir werden dem Herrn danken für unsere Errettung.«
    »Ihr seid noch nicht errettet, denn der Krieg hat gerade erst begonnen. Bittet Firion um Gnade, denn die Welt steht am Rand des Abgrunds.«
    ***

Buch 6: Drachenfeuer
Prolog
    »Aeons Licht versinkt hinter dem Horizont«, sagte Eisenklaue, »doch sein Feuer brennt weiter in uns, auch in der Schwärze der Nacht. Wir sind die Hüter, und Aeons Wille ist unser Gesetz.«
    Der riesige schwarze Drache saß am Rand eines Felsplateaus und blickte aufs Meer hinaus, das von der Sonne in goldenes Licht getaucht wurde. Dicht bei ihm saß Goldschuppe, winzig im Vergleich zu Eisenklaue und dennoch aufrecht und stolz. Mehrere andere Drachen hatten sich auf dem Felsplateau versammelt, und aller Blicke waren nach Westen gerichtet. Gegen das leuchtende Gold des Himmels erschienen Eisenklaue und Goldschuppe als dunkle Silhouetten.
    »Seit kurzer Zeit brennt Aeons Feuer auch in dir, Goldschuppe«, fuhr Eisenklaue fort. »Du bist nun erwachsen nach dem Gesetz, das Aeon uns gegeben hat, und wir haben uns hier versammelt, um dich im Hohen Rat der Drachen zu begrüßen. Auch wenn du noch jung an Jahren bist, so liegen in dir all unsere Hoffnungen. Kein anderer Drache hat jemals solche Stärke bewiesen wie du, als du dich dem Zauber der Schwarzen Seelen widersetzt hast. Du bist nun erwachsen, und Aeons Auftrag und Segen liegen jetzt auch auf dir. Denn dies sind die Worte, die Aeon zu uns sprach:
    Das Feuer zu hüten euer ewiger Ruhm.
Das Böse zu bekämpfen eure ewige Pflicht.«
    Eisenklaue blickte kurz zur Sonne, die jetzt fast vollständig hinter dem Horizont verschwunden war. Dann hob er seinen Blick zum Himmel und ließ eine helle Feuerwolke aufsteigen. Goldschuppe folgte Eisenklaues Beispiel, und die Feuerwolke, die er erzeugte, war zwar kleiner doch nicht minder hell als die des großen Drachen. Die übrigen Drachen, vielleicht zwanzig oder mehr, stießen nun alle ihren feurigen Atem aus. Für einen Moment hing eine riesige Wolke hell leuchtender Gase über dem Plateau. Wenige Augenblicke nach dem Drachenfeuer verlosch auch die Sonne, und die Schatten der Dämmerung breiteten sich aus.

Das Licht der Sonne hatte gerade erst begonnen, den Himmel zu erobern. In den Straßen der Stadt herrschte noch das Zwielicht der Dämmerung, doch die Spitzen der hohen Türme leuchteten bereits in den Strahlen der Morgensonne, und die weißen Banner flatterten in einem frischen Wind. Eine große Zahl von Menschen hatte sich auf dem Marktplatz von Car-Carioth gesammelt. Viele Frauen und Kinder waren unter ihnen, aber auch alte Menschen und ein paar Soldaten in Kettenrüstungen, bewaffnet mit Speeren und Schwertern. Ein Gewirr von Stimmen lag über dem Platz, und auch ohne einzelne Worte zu verstehen, konnte man erahnen, dass Angst und Trauer die vorherrschenden Gefühle waren. Die Unruhe der Menschen hatte sich auch auf die wenigen Craith-Echsen übertragen, die inmitten der Menge standen. Die kräftigen Tiere waren vor große Wagen gespannt, auf denen sich Kisten und Säcke mit Vorräten stapelten. Alles war bereit für den Aufbruch – das Volk von Car-Carioth würde die Stadt verlassen, um vor Krieg und düsteren Prophezeiungen zu fliehen.
    Auf der Plattform des Aussichtsturms, der in der Mitte des Marktplatzes errichtet war, hatten die Fürsten der Stadt und ihre Familien sich versammelt. Neben dem alten Fürsten Fargis stand seine Frau Tanea, ergraut und gebeugt wie auch er. Ihre beiden Söhne waren bei ihnen, Fardalon und Fardhan, beide gerüstet und mit Schwertern gegürtet. Garwyn, der jüngste der Fürsten, befand

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