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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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Euch.« Loridan reichte den Ring, den Grimstan ihm gegeben hatte, an Melia weiter. Die alte Frau nahm ihn entgegen und hielt ihn dicht vor ihre Augen.
    »Es ist zu dunkel für meine schwachen Augen, um etwas zu erkennen«, sagte sie. »Meine Finger ertasten jedoch den fünfeckigen Stein, und ich ahne, welchen Schatz ich in meiner Hand halte. Irre ich mich, oder ist es tatsächlich der Ring des Gründers?«
    »Er ist es, und in bitterer Not kommt er zu Euch. Wir brauchen Eure Hilfe, und wir brauchen Jandaldon. Ihr sagtet, er wurde verschleppt – gibt es denn keine Hoffnung, ihn lebend wiederzusehen?«
    »Bis vor Kurzem hätte ich gesagt, dass es keine Hoffnung gibt. Doch wer weiß, was vier Erwählte bewirken können, die die magischen Runen mit sich tragen? Aber ich will Euch die Geschichte von Ul’ur erzählen – dann mögt Ihr selbst entscheiden, ob Ihr noch hofft.«
    »Wir wollen Eurer Geschichte gerne lauschen«, sagte Loridan. »Sollen wir uns nicht setzen? Denn ich ahne, dass es keine kurze Geschichte sein wird.«
    »Ja, wir wollen uns setzen«, sagte Melia. »Lasst uns nur ein paar Schritte gehen, hinter diesen Felsen. Die Geschichte, die ich erzähle, ist düster genug – es ist nicht nötig, dass Eril-Angoths Licht auf uns scheint, während wir hier beisammensitzen.«
    Loridan reichte der alten Frau seinen Arm, um sie über den unebenen Boden zu dem Ort zu führen, den sie ihm gewiesen hatte. Tirandor hatte eine Decke gegriffen, die er für Melia auf dem Boden ausbreitete, und Loridan half ihr dabei, sich zu setzen. Dort saßen sie beisammen im blassen Licht der Sterne.
    »Es ist lange her, dass dieser Kontinent verwüstet wurde«, begann die alte Frau. »Fast vierhundertmal haben sich seitdem Winter und Sommer abgewechselt, trotzdem wissen wir einiges von dem, was damals geschehen ist. Und noch viel früher beginnt die Geschichte, die ich Euch erzählen will. Das Zeitalter der Schöpfung liegt nun im Dunkeln, und es begann damit, dass Aeon die Kontinente aus den Tiefen des Meeres erhob. Damals, so sagen die ältesten Überlieferungen, waren das nördliche Land und das Land des Südens noch verbunden. Und seinen drei ältesten Kindern gab er den Auftrag, das Land mit Leben zu füllen. Ta-Ira war es, die die Pflanzen erschuf, doch dann zog sie sich zurück, und wir wissen nicht, wohin sie sich wandte. Nachdem das Land auch mit Tieren bevölkert war, erschuf Firion die Menschen, und er gab ihnen den Südkontinent als ihr Reich. Einige Zeit später ahmte Thaur-Angoth ihn nach, indem er eigene Wesen ins Leben rief, denen er das Land im Norden gab.
    Für lange Zeit lebten die Menschen in Frieden, unbehelligt von den Geschöpfen des Thaur-Angoth. Es vergingen Jahrhunderte des Glücks, in denen die großen Städte dieses Landes entstanden. Gelehrsamkeit und Kunst standen in hohem Ansehen, und die Menschen versuchten, die Geheimnisse dieser Welt zu erkunden. Obwohl auch Thaur-Angoths Kreaturen sich vermehrten und Städte bauten, fehlte ihnen jedes Streben nach Wissen und Verbesserung. Und so gab Thaur-Angoth ihnen einen neuen Auftrag: Er lehrte sie das Schmieden von Waffen und schickte sie in den Süden, um die Menschen anzugreifen. Es begann ein langer Krieg, in dem immer neue Scharen der Dunklinge den Weg in den Süden nahmen und die Städte der Menschen überfielen. Anfangs waren Firions Geschöpfe überrascht, doch bald hatten auch sie das Kriegshandwerk erlernt, und die Dunklinge drohten zu unterliegen.
    Da war Thaur-Angoth zornig, und er erschuf Dämonen aus der Materie seines göttlichen Reiches. Er errichtete ein Tor in der Hauptstadt seiner Kreaturen auf dem nördlichen Kontinent, und so gelangten die Dämonen in diese Welt. Zunächst wirkten sie im Verborgenen und leiteten die niederen Kreaturen des Bösen in ihrem Kampf an. Aber auch dies war nicht genug, und die Menschen behielten die Oberhand. Nun sandte Thaur-Angoth die Dämonen auf den Südkontinent, damit sie den Widerstand der Menschen brechen sollten. In dieser Stunde der Not griff Aeon selbst in den Kampf ein, damit Firions Menschen nicht vernichtet würden.
    Aeon, der Erste und Einzige, schickte die Drachen, um die Stadt der Dämonen und das Weltentor zu vernichten, und er trennte die beiden Länder durch das Meer der Tränen. Aus der Vernichtung der Stadt entkamen nur die, die wir die Alten nennen – Schwarze Seelen, die das Erbe des Bösen in diese Welt brachten. Sie mischten sich unter die Menschen des Südens, und schließlich gelang es

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