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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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Außenmauer der Burg, die keine Fenster besaß.
    An einem langen Tisch residierten die drei Fürsten, nebeneinander auf hochlehnigen Stühlen sitzend, und hinter ihnen stand ein vierter Stuhl auf einem erhöhten Podest. Es war Sardocs Thron, wie die beiden Ritter wussten, und über ihm hing der Schädel des Drachen, den der Fürst getötet hatte. Etwas abseits, an der schmalen Seite des Tisches, saß ein kleiner, magerer Mann in einem braunen Gewand. Das Licht einer Kerze beleuchtete sein hageres Gesicht und glänzte in seinen unsteten Augen. Vor ihm lagen ein Stapel Pergamente und eine Schreibfeder.
    Fargis, der älteste der drei Fürsten, saß in der Mitte des Tisches. Nur ein schmaler Kranz grauweißer Haare war ihm geblieben, seine Bewegungen und sein Blick jedoch waren lebhaft, als er den Rittern bedeutete, sich zu setzen. Carilon und Seregon verbeugten sich vor den Fürsten und nahmen dann auf den beiden Stühlen Platz, die in der Mitte des Raumes für sie bereitstanden.
    »Wir haben die Botschaft von König Calidor zur Kenntnis genommen.« Fürst Fargis griff nach der Schriftrolle, die vor ihm lag, ließ sie aber gleich wieder zurück auf den Tisch sinken und wandte sich zu dem Schreiber um.
    »Ich denke, Eure Tinte sollte nun trocken sein, Wingald. Wir brauchen Euch im Moment nicht mehr.«
    Alle Blicke wandten sich dem hageren Mann zu, der mit verkniffenem Gesichtsausdruck seine Pergamente zusammenkramte und mit einer knappen Verbeugung den Raum verließ. Erst als die Tür sich hinter dem Schreiber geschlossen hatte, ergriff Fargis wieder das Wort.
    »Carilon, Ihr seid der Bruder von König Calidor. Ist Euch der Inhalt des Schreibens bekannt?«
    »Ja«, erwiderte Carilon. »Calidor bittet Euch um Unterstützung, falls es zum Kampf mit König Gweregon kommt.«
    »Ihr solltet wissen, dass Car-Carioth immer noch der Krone Gweregons untersteht. Die Jahrzehnte der Isolierung haben manchmal zu Unstimmigkeiten geführt, zwischen dem König und uns gibt es jedoch keine Probleme, die auf dem Schlachtfeld ausgetragen werden müssten. Unsere Stadt hat einhundertfünfzig Jahre lang den Drachen getrotzt. Wir denken nicht daran, sie jetzt zu gefährden, wenn auch durch Verhandlungen eine Lösung gefunden werden kann.«
    »Eure Verhandlungen drehen sich nicht zufällig um die Lieferung von Geschützen an König Gweregon?«, unterbrach Carilon den Fürsten.
    »Wie wir unsere Probleme lösen, geht Euch nichts an.« Fargis’ Stimme klang ärgerlich, doch Fürst Garwyn, der zu seiner Rechten saß, legte ihm beruhigend die Hand auf den Arm. Garwyn war der jüngste der drei Regenten, etwa so alt wie die beiden Ritter, und als einziger der Fürsten trug er eine Rüstung, auf der das Emblem der Drachengarde prangte. Sein Gesicht war glatt rasiert und sein braunes Haar kurz geschnitten.
    »Carilon, wir kennen uns schon lange«, sagte Garwyn. »Und ich kenne auch Calidor – besser als meine beiden Gefährten hier. Deshalb hat Calidor das Schreiben auch an mich gerichtet. Er hat uns gebeten, dir die Lage zu verdeutlichen, weil es ihm selbst nicht gelungen ist. Wir haben durchaus Verständnis für eure Sorgen, aber wenn Gweregon tatsächlich auf einen Krieg aus sein sollte, wären wir die Ersten, die seine Wut zu spüren bekämen. Und ein Kampf wäre sinnlos. Unsere Gardisten sind für einen normalen Krieg nicht ausgebildet. Wir könnten kaum die Hälfte von ihnen mit vernünftigen Rüstungen und Schwertern ausstatten. Das spielt aber keine Rolle, denn wir wollen nicht gegen Gweregon kämpfen. Und Calidor will das auch nicht. Gweregon hat seine Fehler, dennoch ist er kein Drache, den es zu erschlagen gilt. Calidor hat mich in seinem Brief gebeten, dir das zu sagen.«
    Seregon legte eine Hand auf den gepanzerten Arm seines Kameraden, der betrübt den Kopf hängen ließ. »Du weißt, dass er recht hat, Carilon. Gib die Hoffnung nicht auf, denn noch ist die Lage nicht aussichtslos. Viel hängt jetzt davon ab, was Tan-Thalion bei seiner Reise ausrichtet. Wir werden mit ihm reden, sobald wir in Car-Tiatha sind.«
    »Ja, wir werden eine Lösung finden.« Carilon hob seinen Kopf mit entschlossenem Gesichtsausdruck und wandte sich an Fürst Fargis. »Es tut mir leid, dass ich Euch verärgert habe, Fürst. Bitte verzeiht meine Unbeherrschtheit.«
    »Schon vergessen, junger Freund.« Der alte Fürst zeigte ein Lächeln. »Und wir können Euch beruhigen – wir haben König Gweregon die Idee mit den fahrbaren Geschützen ausgeredet. Diese Idee

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