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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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statt. Erst jetzt reichten sich die vier Männer die Arme und begrüßten sich.
    »Wir sind einander schon einmal begegnet«, sagte der erste Gardist. »Mein Name ist Perildor. Bist du nicht der Neffe von König Gweregon und Bruder des neuen Königs des Westreiches?«
    Carilon verzog das Gesicht zu einem säuerlichen Grinsen. »Du irrst dich nicht, Freund. Carilon ist mein Name, und dies ist mein Schwertbruder Seregon. Und auch ich erinnere mich an dich. Das letzte Mal, als wir uns trafen, kam Rauch aus deinem Turm und dein Haar war versengt.«
    »Ja, der Drache hatte uns ziemlich eingeheizt, nachdem unser Bolzen ihn nur angekratzt hat«, sagte der zweite Gardist. »Mercon ist mein Name.«
    »Ihr hattet gut gezielt«, sagte Seregon. »Aber die Panzerung des Drachen war besser. Schade, dass wir unsere Schwerter nicht an ihm erproben konnten.«
    »Ja, schade, dass der Drache geflohen ist«, scherzte Mercon. »Wir haben nicht oft die Gelegenheit euch Wunderknaben bei der Arbeit zuzusehen. Wir hätten gerne gewusst, ob die ganzen Gerüchte über euch wahr sind.«
    »Wann ist eure Schicht hier zu Ende?«, erwiderte Seregon. »Wenn ihr heute Abend in die Gardenschenke kommt, können wir vielleicht ein paar der Gerüchte bestätigen, vor allem was unsere Wirkung auf Frauen betrifft.«
    »Leider haben wir erst morgen Abend wieder frei. Euer Glück, denn so habt ihr vielleicht heute wirklich Chancen bei den Frauen.« Perildor trat zu den anderen heran, und er trug einen Korb mit Brot und einen Weinkrug in seinen Händen.

Zwischen der Drachengarde von Car-Carioth und den Drachentötern aus Car-Tiatha bestanden schon immer gute Beziehungen. Es war Tradition, dass Ritter der Drachengilde auf dem Weg in die Stadt an einem der Wachtürme Halt machten, um dort die Gastfreundschaft der Garde zu genießen. Obwohl Carilon und Seregon den ganzen Tag im Sattel verbracht hatten und sich danach sehnten, ihre Rüstungen abzulegen und ein Bad zu nehmen, genossen sie ihre Rast bei Brot und Wein in der Gesellschaft ihrer Kameraden. Die Männer unterhielten sich angeregt, kaum gestört durch den Umstand, dass die Blicke der Gardisten oft über den Himmel schweiften.
    Wichtigstes Gesprächsthema waren natürlich die jüngsten Erfolge im Kampf gegen die Drachen, wobei öfter die Verluste von Kameraden zu beklagen waren, als man über das Erschlagen von Drachen berichten konnte. Auch jetzt erzählte Perildor von zwei gefallenen Kameraden, die nach einem Fehlschuss versucht hatten, ihr Geschütz nochmals zu spannen und einen zweiten Schuss zu wagen. Der Drache war allerdings zu schnell gewesen, und sein Feuerstoß hatte die beiden Gardisten getötet, die sich zu spät zur Flucht entschlossen hatten. Insgesamt waren in den letzten zwei Wochen vielleicht fünfmal die Katapulte der Wachtürme ausgelöst worden, kein Drache war jedoch erlegt oder auch nur ernsthaft verletzt worden. Die beiden Drachenritter konnten auch nicht über größere Erfolge berichten. Ein paar Begegnungen mit Drachen hatte es gegeben, es war jedoch zu keinen Kämpfen auf Leben und Tod gekommen. Der letzte Sieg über einen Drachen durch Herubald und Loridan lag nun mehr als ein Vierteljahr zurück. Nach dem Austausch dieser Neuigkeiten wechselten die beiden Gardisten einen kurzen Blick, dann ergriff Perildor das Wort.
    »Carilon, wir alle hier sind Kämpfer und sollten uns vielleicht nicht in die Geschäfte von Königen und Fürsten einmischen. Aber unser gemeinsamer Feind macht uns zu Brüdern, deshalb will ich offen zu dir sein. Uns ist ein Gerücht zu Ohren gekommen, das für dich von Interesse sein könnte. Ein Bote aus Car-Tiatha hat neulich eine Nachricht an die Fürsten überbracht. Der König wünscht, einen oder mehrere Geschützbaumeister aus Car-Carioth in seine Dienste zu nehmen. Vor allem sucht er jemanden, der ihm transportable Geschütze konstruiert. Wir wissen nicht, was die Fürsten geantwortet haben. Eigentlich sollten wir wohl von der ganzen Sache nichts wissen, denn ich nehme an, dass es etwas mit den Kriegsplänen des Königs zu tun hat. Vielleicht könnt ihr in der Stadt mehr herausfinden.«
    »Danke, Freund.« Carilon reichte dem Gardisten die Hand. »Es ist gut, dies zu wissen. Vielleicht können wir im Gespräch mit den Fürsten etwas mehr erfahren, wenn wir die richtigen Fragen stellen.«
    *
    Noch am Abend ihrer Ankunft in Car-Carioth hatten Carilon und Seregon ein langes Gespräch mit Ardawan geführt, der dort das Amt des Gildenoberhauptes

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