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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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der Drachen genutzt, um nun ihrerseits die Stadt zu verlassen und in einem anderen Teil des Landes ihr Glück zu suchen. Die Fürsten der drei zerstörten Küstenstädte hatten jedoch beschlossen, gemeinsam Sardocs Nachfolge anzutreten und Car-Carioth am Leben zu erhalten. Man hatte allen Bauern, die blieben oder zurückkehrten, eigenes Land versprochen, und so war es gelungen, genügend Lebensmittel zu produzieren, um die geschrumpfte Bevölkerung der Stadt zu ernähren. Vieles hatte sich in dieser Zeit geändert – das Kunsthandwerk, für das Car-Carioth bekannt gewesen war, verlor an Bedeutung. Auch die Händler, die mit den Waren der Stadt Handel getrieben hatten, suchten sich andere Tätigkeitsbereiche. Stattdessen hatte die Gilde der Geschützbauer einen kometenhaften Aufstieg erlebt. Und die Drachengarde war ins Leben gerufen worden – Männer, die den Umgang mit diesen Geschützen bis zur Perfektion beherrschten. Es war eine gefährliche Aufgabe, denn selten hatten sie Gelegenheit zu einem zweiten Schuss. Nach und nach war die Bevölkerung wieder angewachsen, und immer mehr Geschütztürme bewachten das umliegende Ackerland. Angriffe auf die Stadt, deren Mauern von Geschützen strotzten, wurden selten. Allerdings wurden von Zeit zu Zeit Bauern oder Reisende auf dem offenen Land Opfer der Drachen. Und die Drachen sorgten dafür, dass sie nicht in Vergessenheit gerieten, indem sie gelegentlich über der Stadt kreisten und ihre durchdringenden Schreie ausstießen.
    Während die Bürger von Car-Carioth sich auf die Macht ihrer Geschütze und das Geschick der Drachengardisten verließen, war in Car-Tiatha die Gilde der Drachentöter entstanden. Möglich gewesen war dies nur durch den berühmten Schmied und Thaumaturgen Sarngrim, der die Rüstungen und Schwerter der ersten Drachentöter geschmiedet hatte. Und noch berühmter als Sarngrim war Gingarod geworden, der erste Ritter, der einen Drachen im Kampf besiegt hatte. Durch diese Entwicklung war es möglich geworden, nicht nur die Drachen zu bekämpfen, die sich in die Reichweite der Geschütze wagten, sondern an jedem Punkt des Reiches Jagd auf die Bestien zu machen. Letztlich blieb es aber immer die Entscheidung der Drachen, ob sie sich auf einen Kampf einließen oder nicht, denn bisher war es noch keinem Drachentöter gelungen, sich in die Lüfte zu schwingen und den Drachen in ihre geheimnisvolle Heimat im Norden zu folgen. Leider blieb auch die Zahl der Drachenritter immer klein, bedingt durch einen langsamen Nachschub an Rüstungen und die geringe Zahl geeigneter Kandidaten.
    Endlich hatten die beiden Drachenritter den Wachturm erreicht, über dessen Zinnen ein weißes Banner flatterte. Es zeigte einen Turm über dem drei Kronen hingen. Die Fürsten hatten damals ihre eigenen Farben abgelegt und für ihr gemeinsames Wappen die weiße Farbe gewählt. In dem Wachturm öffnete sich eine Tür, und ein Soldat der Drachengarde kam den Rittern mit freundlichem Lächeln entgegen. Die Rüstung des Gardisten bestand nur aus einem ledernen Brustharnisch, auf dem das silberne Drachenemblem prangte. Carilon und Seregon wussten, dass im Turm noch schwere Ledermäntel in einem Fass mit Wasser bereitlagen.
    Die Taktik der Gardisten war einfach: Wenn ein Drache sich näherte, spannten sie ihr Katapult und warteten, bis die Bestie in Schussweite war. Dann galt es, den rechten Moment abzupassen, um einen tödlichen Treffer zu erzielen. Falls der Schuss fehlging und der Drache sich weiter näherte, flüchteten die Gardisten in das Fundament des Turms. Die nassen Mäntel halfen zwar nur einen Augenblick, konnten aber doch den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten.
    Der Gardist geleitete die Ritter zu einer Rampe an der Seite des Turms, die zu einem unterirdischen Raum führte, groß genug, um die beiden Reittiere der Ritter zu beherbergen. Eine Leiter führte durch eine Luke nach oben auf eine Zwischendecke aus massiven Holzstämmen. Dort angelangt, hatte man Zugang zu einer Treppe, die an der Innenseite des Turms nach oben führte. Durch sein Zentrum verlief eine glatt polierte Holzstange, die vom Fundament bis hinauf auf die Aussichtsplattform reichte. Diese Stange erlaubte es den Gardisten, im Notfall in kürzester Zeit in Sicherheit zu gelangen.
    Die Drachenritter und der Gardist stiegen die Treppen nach oben, wo der zweite Wächter sie schon erwartete. Da die Gardisten ihre Pflicht nicht vernachlässigen durften, fand das Beisammensein auf der Plattform des Turms

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