Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
Vom Netzwerk:
innehatte. Auch Ardawan war nicht entgangen, dass König Gweregon die Fürsten bedrängte, in der bevorstehenden Auseinandersetzung mit dem Westreich Position zu beziehen. Schließlich waren es oft genug die Drachenritter, die der König als Überbringer seiner Botschaften einsetzte. Am nächsten Morgen schickte Ardawan einen Boten zur Residenz der Fürsten, um die Schriftrolle zu überbringen, die Calidor seinem Bruder mitgegeben hatte, und um im Namen Carilons um eine Audienz zu bitten. Der Bote kehrte bald mit der Nachricht zurück, dass die Fürsten den Drachentöter eine Stunde nach Mittag erwarteten. Die Ritter der Drachengilde genossen das Privileg, nicht selbst in den Gängen der Residenz darauf warten zu müssen, von den Fürsten empfangen zu werden. Dazu war ihre Aufgabe zu wichtig.
    Kurz nach Mittag machten sich Carilon und Seregon auf den Weg zur Burg im Westen der Stadt. Beide waren voll gerüstet, bis auf ihre Helme, die sie an ihren Gürteln befestigt hatten. Die Regeln der Gilde geboten den Drachenrittern, stets kampfbereit zu sein, solange sie sich im Drachenland aufhielten. Ihre Rüstungen bestanden aus dünnen Platten eines speziellen Stahls, dessen Zusammensetzung nur dem Schmied der Gilde bekannt war. Sie waren sehr leicht, denn ihr Hauptzweck war es, ihre Träger vor dem Feuer der Drachen zu schützen. Und dies taten sie nicht durch die Dicke des Materials, sondern durch geheimnisvolle magische Zeichen, die in jedes einzelne Teil der Rüstungen graviert waren. Trotzdem war der Kampf gegen einen Drachen auch für die Drachenritter ein hohes Risiko, das ihnen die uneingeschränkte Achtung der Menschen eintrug.
    Die beiden Ritter waren sich der bewundernden Blicke bewusst, als sie durch die Stadt marschierten – und es waren nicht wenige Menschen, denen sie begegneten. Die Bürger verließen sich auf die Gardisten, die einen Drachen schon von Weitem erspähen und die Kriegspfeifen blasen würden. Trotzdem war der lange Kampf gegen die Drachen nicht spurlos an der Stadt vorübergegangen. Viele Häuser wiesen Schäden auf, und manche erschienen völlig unbewohnbar. Einige dieser Gebäude waren offensichtlich schon seit langer Zeit dem Verfall preisgegeben – vielleicht schon seit dem Kommen der Drachen – und doch waren nicht alle beschädigten Häuser auch verlassen. Schäden an den Dächern waren oft nur notdürftig repariert worden, denn das Leben der Menschen spielte sich nun in den unteren Stockwerken ab. Die meisten Bewohner der Stadt schliefen in den Kellern ihrer Häuser, wo sie sich vor den plötzlichen Angriffen der Drachen sicher fühlten.
    Als Carilon und Seregon den alten Marktplatz überquerten, trafen sie nur wenige Menschen, denn der Markt war in die unterirdischen Lagerhallen der früheren Handelsgilde verlegt worden. Stattdessen hatte man in der Mitte des Platzes einen hohen Turm errichtet, auf dessen oberer Plattform mehrere Gardisten die Stadt überblickten.
    Bald hatten die beiden Ritter das Tor erreicht, das die Burg vom Rest der Stadt abgrenzte. Eine Reihe von weißen Fahnen wehte über den Zinnen des mächtigen Torturms, und zwischen ihnen hing ein einzelnes rostrotes Banner als Zeichen, dass die Fürsten immer noch die Hoheit von König Gweregon anerkannten. Carilon und Seregon konnten über der niedrigen Brustwehr die Köpfe der Gardisten erblicken, die dort Wache hielten. Links vom Tor stand ein weiterer Turm, dessen Zinnen teilweise zerstört waren. Dort hatte Fürst Sardoc gestanden, als er mit seinem Katapult und dem Glück des Mutigen als erster Mensch einen Drachen erlegt hatte. Man hatte die Schäden an dem Turm nie ausgebessert, denn sie sollten die Menschen der Stadt an die Schlacht mit den Drachen erinnern.
    Eine Brücke führte zum Stadttor der Burg, und die beiden Drachenritter überquerten sie ohne zu zögern. Unter sich sahen sie einen Erdhügel, unter dem der tote Drache begraben lag, der dort sterbend zu Boden gestürzt war. Zwischen den salutierenden Wachen hindurch gelangten die Ritter auf den Burghof, und sie lenkten ihre Schritte zu dem großen Herrschaftshaus an der Westmauer der Burg. Sie betraten das Gebäude und wurden von einem Bediensteten empfangen, der sie den Korridor entlang zu einer zweiflügeligen Tür führte. Ein Wachposten öffnete das massive Portal, und die beiden Ritter betraten einen Raum, der von flackernden Fackeln spärlich beleuchtet war. Sie befanden sich auf gleicher Höhe mit dem Burghof, doch der Raum war begrenzt von der

Weitere Kostenlose Bücher