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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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geweiteten Augen auf. Er nahm den Helm von seinem Kopf und hielt ihn betreten mit beiden Händen fest.
    »Der König ist tot«, sagte er. »Möge Firion sich seiner Seele erbarmen.«
    »Möge Firion uns allen gnädig sein«, murmelte der andere. »Denn das Ende ist nahe.«
    Und wie als Antwort auf die Worte des Soldaten begann Eril-Angoths Licht hell zu funkeln, und Schlieren von rotem Licht breiteten sich langsam über den Himmel aus.
    *
    Der Ruf einer Kriegspfeife klang über die Ruinen der Burg, als weit im Osten der Rand der Sonne sich rot glühend über den Horizont erhob. Auch im Westen war der Himmel noch rot gefärbt, wo Eril-Angoth gerade versunken war. Es schien, als würde sein blutrotes Licht gegen Aeons feurigen Schein ankämpfen. Nur wenige zerzauste Wolken fanden sich am Himmel, und der Tag versprach hell und sonnig zu werden. Das Signal war das Zeichen für die Soldaten, sich zum Aufbruch zu sammeln. Geschlafen hatte ohnehin kaum einer der Männer, denn direkt nach der Schlacht in der vergangenen Nacht hatte die Suche nach Verwundeten und Toten begonnen. Keiner machte sich die Mühe, die gefallenen Feinde zu zählen, denn die Leichen der Dunkelmenschen häuften sich vor den Mauern der Burg, und die Soldaten rührten sie nur an, wenn unter ihnen tote oder verwundete Kameraden lagen.
    Alle Aufmerksamkeit galt den Menschen, die in der Schlacht verwundet worden waren. Die Schwerverletzten waren in den alten Gewölbekeller gebracht worden, wo sie vor Wind und Wetter geschützt waren, denn offensichtlich würden sie viele Tage ruhen müssen, bevor sie wieder in der Lage waren zu reisen. Mehr als fünfzig waren in einem solch schlimmen Zustand, und es war ungewiss, wie viele von ihnen sich von ihren Wunden erholen würden. Die dreifache Zahl von Soldaten hatten Wunden davongetragen, die nicht lebensbedrohlich waren, aber dennoch so schwer, dass sie den bevorstehenden Marsch und die weiteren Kämpfe nicht durchhalten konnten. Und mehr als zweihundert Männer waren in der Schlacht getötet worden – viele von ihnen durch die grausamen Klauen der finsteren Dämonen. Unter denen, die verletzt zurückbleiben würden, war auch Sad Olgar. Er hatte sich mit seinen Begleitern in den Kampf gestürzt, und sein Kampfstab hatte unter den Dunkelmenschen für Angst und Schrecken gesorgt. Doch schließlich war eine Klinge an seinem Stab vorbeigekommen und hatte das Bein des Priesters durchbohrt.
    Etwa ein Drittel der Männer, die mit Calidor in Car-Osidia aufgebrochen waren, würde hier in der Burg zurückbleiben, wenn das Heer sich zum Abmarsch sammelte. Im ersten Licht des Morgens sprach Sad Eldon ein Gebet für die Gefallenen, dann nahmen die Soldaten eine kleine Mahlzeit zu sich. Die Sonne hatte sich noch nicht weit über den Horizont gehoben, als das Heer aufbrach. Die Soldaten waren bedrückt und schweigsam, während sie sich zu dem letzten Marsch in Bewegung setzten. Schwer lasteten die Schrecken der vergangenen Nacht auf ihnen, und der Gedanke an die Aufgabe, die vor ihnen lag, war noch bedrückender.
    Auch die fünf Auserwählten ritten schweigend nebeneinanderher. Timon trug einen Verband um seinen Kopf, doch seine Augen funkelten lebhaft, während das Heer sich stetig durch das hügelige Land bewegte. Keine Spuren wiesen darauf hin, ob es hier einmal Siedlungen oder feste Straßen gegeben hatte. Von Zeit zu Zeit stieß die Vorhut auf feindliche Späher, die zumeist ohne jede Gegenwehr flohen. Auch wenn aus dem Hinterhalt Pfeile auf die Soldaten abgeschossen wurden, machte man sich nur wenig Mühe, die versteckten Feinde zu verfolgen. Um jeden Preis wollte Calidor die Stadt des Bösen erreichen, solange die Sonne noch hoch am Himmel stand. Bis zum Mittag hatten sie eine weite Strecke zurückgelegt, und Calidor gönnte den Soldaten eine ausgiebige Rast. Viele der Männer warfen sich sofort auf den harten Boden, in der Hoffnung, zumindest ein wenig Schlaf zu finden.
    Der König lief unruhig auf und ab, ohne auch nur an Ruhe zu denken. Bald würden sie in Car-Angoth sein, und das Licht der Sonne würde ihre Feinde erzittern lassen – doch würden sie es auch schaffen, die Verteidiger zu überrennen? Bis zur Abenddämmerung musste die Stadt in seiner Hand sein, sonst wären alle Mühen vergebens gewesen. Lange Zeit sprach er mit Beranion und den verbliebenen Offizieren seines Heeres, obwohl er wusste, dass alle Planungen nicht viel wert waren. Keiner konnte sagen, was sie in der Stadt des Bösen vorfinden würden,

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