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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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ihm näherte. Der Dämon schlürfte weiter, während sein Blick nun auf den einsamen Soldaten gerichtet war. Dann erst betrachtete er den Dolch genauer. Ein seltsames Licht ging von der gewellten Klinge aus – ein Licht, dessen Farbe keinen natürlichen Ursprung haben konnte. Offenbar eine magische Waffe!
    Beunruhigt ließ der Dämon sein schlaffes Opfer zu Boden sinken und wandte sich dem furchtlosen Menschen zu. Sofort ging er zum Angriff über, doch seine vorschnellende Klaue traf ins Leere. Der Soldat hatte sich blitzschnell geduckt, dann sprang er nach vorne, und der Dolch bohrte sich in die Brust des Dämons. Ein glühender Schmerz fraß sich ausgehend von der Wunde durch seinen ganzen Körper.
    *
    Grimstan trat einen Schritt zurück, als die Kreatur wild um sich schlagend in die Knie sank, den Dolch immer noch in der Brust. Seine ganze Aufmerksamkeit galt dem immer noch gefährlichen Gegner; kaum nahm er zur Kenntnis, dass direkt über ihm eine Schar von Dunklingen den Wall erklommen hatte. Nur das laute Kommando, das Calidor rief, drang in sein Bewusstsein:
    »Zum westlichen Wall!«
    Schnell zog der alte Mann sein Schwert aus der Scheide hervor. Mit beiden Händen schwang er die Klinge und trieb sie in den Hals des Dämons. Noch einmal holte er aus, dann gelang es ihm, den Kopf der Kreatur vom Körper zu trennen. Der Dämon sank zu Boden, und schon im Fallen begannen seine Konturen sich in einem roten Glühen aufzulösen.
    Als Grimstan sich umsah, erkannte er Calidors Leibwachen und weitere Ritter, die an ihm vorbeiliefen und die Mauer erklommen, um den Wall zurückzugewinnen. Der Kampf ging weiter, doch für eine Weile zauderten die Dunkelmenschen, und wieder gelang es den Verteidigern ihre Gegner zurückzutreiben. Und dann ertönte aus dem dunklen Nachthimmel ein grausamer Schrei. Wie als Antwort auf diesen Ruf zogen die Dunkelmenschen sich plötzlich zurück, und der Lärm der Schlacht endete abrupt.
    Erleichtert nutzte Grimstan die Kampfespause, um seinen Dolch wieder an sich zu nehmen, der das Dahingehen des Dämons schadlos überstanden hatte. Gerade als er sich wieder erhob, trat Calidor auf ihn zu. Die Kleidung des Königs war besudelt mit Blut, ebenso wie die blanke Klinge, die er in der Hand hielt.
    »Das war eine wackere Tat«, sagte Calidor. »Doch Ihr führt eine seltsame Waffe.«
    »Sie wurde für diesen Zweck geschaffen, vor sehr langer Zeit«, sagte Grimstan.
    »Ich hoffe, dass ich Euch einmal belohnen kann für alles, was Ihr für uns getan habt. Nun bleibt allerdings wenig Zeit für Worte des Dankes – ich denke, dass der Kampf noch nicht vorüber ist.«
    »Nein, er ist noch nicht vorüber. Uns ist nur eine kurze Pause vergönnt.«
    Calidor nickte stumm und wandte sich ab. Schon ertönten die Kommandos der Heerführer, die sich bemühten, die Verteidiger neu zu formieren. Eilig lief der König zu der Bresche in der Mauer, wo der Kampf am heftigsten getobt hatte. Viele Tote lagen hier verstreut, doch eine Handvoll Ritter hatte bis zuletzt den Durchgang verteidigt. Beranion war unter ihnen, und er bot einen erschreckenden Anblick. Sein einst farbenfroher Überwurf war zerrissen und getränkt mit Blut. Eine der Panzerplatten, die seine Schulter schützten, hatte sich gelöst und hing schief herunter.
    »Große Taten habt Ihr mit Euren Männern hier vollbracht«, sagte Calidor. »Seid Ihr verwundet?«
    »Nur ein Kratzer.« Die Augen des Fürsten funkelten wild. »Ich kann kaum erwarten, dass es weitergeht.«
    »Ja, es wird weitergehen. Und daher sollen Eure Männer sich nun zurückziehen, denn sie müssen sich ausruhen. Und alle Verwundeten sollen in Sicherheit gebracht werden.«
    »Ich werde mich darum kümmern.« Der Fürst nickte. »Doch wer soll hier die Stellung halten?«
    »Ein Teil meiner Männer ist noch frisch, sie sind auf dem Weg hierher. Eilt nun – keiner weiß, wie viel Zeit uns bleibt.«
    Calidor hastete weiter, um allen Männern Mut zuzusprechen, und seine Miene wurde immer ernster, als er erkannte, wie viele seiner Soldaten bereits gefallen waren. Aus allen Richtungen waren Schreie von Sterbenden und Verwundeten zu hören, dazwischen die Rufe der Offiziere, die sich bemühten, die Ordnung der Streitmacht aufrechtzuerhalten.
    Endlich fand der König Galadan, der eine Schar von Armbrustschützen zur Kernburg führte. Aus einer Kopfwunde sickerte Blut über das Gesicht des Heerführers.
    »Galadan, Ihr seid verwundet.«
    »Es ist nicht schlimm.« Träge schüttelte der Offizier

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