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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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Craith-Echsen angebracht waren. Nur für Sturmangriffe wurden diese genutzt, denn sie bargen auch eine Gefahr für die eigenen Soldaten. Wenig später hatte das Heer sich zum Abmarsch gesammelt. Offenes Land lag vor ihnen, in dem die Armee schnell vorankommen würde. Calidor überwachte sorgfältig die Aufstellung der Reiter, denn er erwartete, dass ihnen jederzeit eine feindliche Streitmacht gegenübertreten konnte. Die schwer gerüsteten Ritter bildeten die Vorhut, und einige flankierten die lange Marschkolonne der Fußsoldaten. Die Auserwählten waren umgeben von den Drachenrittern.
    Es dauerte kaum zwei Stunden, bis die ersten zerstörten Häuser der Stadt vor ihnen lagen. Der Schwarze Berg thronte dunkel und bedrohlich über dem Trümmerfeld. Calidor ließ seine Craith-Echse stoppen, und für eine Weile blickte er nachdenklich und schweigend zu den zerfallenen Ruinen. Noch einmal sah er zu Beranion hinüber, in dessen Augen die Kampfeslust funkelte.
    »Es gibt nicht mehr viel zu sagen.« Calidor lächelte müde. »Wir kennen nicht die Wege und Straßen dieser Stadt, wir wissen nur, dass der Fuß dieses Berges unser Ziel ist. Der Weg dorthin wird sich finden, doch wir werden ihn mit Speeren und Schwertern freikämpfen müssen.«
    »Dann lasst uns dies tun.« Beranion zog sein Schwert aus der Scheide hervor, dessen lange Klinge im Licht der strahlenden Sonne glänzte. Calidor folgte seinem Beispiel und wandte sich zu dem Heer um.
    »Männer von Car-Osidia!«, rief er. »Männer der Westmark! Ritter der Drachengilde und alle anderen, die sich hier als Feinde des einen Feindes versammelt haben. Die Stunde des Schicksals ist gekommen. Vor uns liegt eine Stadt voller grausamer Geschöpfe, doch die Sonne scheint auf unseren Klingen, und die Herzen unserer Gegner werden zittern. Auf nun zu großen Taten, denn von uns hängt das Schicksal der Welt ab!«
    Der junge König steckte sein Schwert wieder in die Scheide und ließ sich von einem seiner Ritter einen Speer reichen. Dann setzte die Armee sich in Bewegung. Die Ritter fächerten sich zu einer breiten Reihe auf, ihre Speere ragten empor wie ein Wald von kahlen Bäumen. Langsam rückten sie vor, denn sie wollten die Fußsoldaten nicht hinter sich lassen. Es war nun zu erkennen, dass die gesamte Stadt ein riesiges Trümmerfeld war. Kaum hoben sich die Reste der Gebäude über den Schutt hinaus, der auch die ehemaligen Wege und Plätze bedeckte. Immer näher kamen sie an die Ruinen, immer noch war kein Feind in Sicht.
    Doch plötzlich erklang vor ihnen der harsche Klang einer Kriegspfeife – ein tiefer Ton, gefolgt von einem hohen. Schnell verklang dieses Signal, und dann – nach einer erwartungsvollen Stille – setzte ein ohrenbetäubender Lärm ein. Hunderte Kehlen stimmten einen grausamen Kriegsschrei an, Hunderte Waffen klopften gegen Schilde oder schlugen gegen die verkrüppelten Mauern der Stadt. Überall in den Ruinen tauchten die unmenschlichen Fratzen der Dunkelmenschen auf. Die Reittiere der Ritter scheuten vor dem großen Getöse der Verteidiger, schon wandten sich die ersten zur Flucht.
    Da stieß Beranion einen gewaltigen Ruf aus, während er sein blitzendes Schwert über seinem Kopf schwenkte. Sein Hauptmann hob eine Kriegspfeife an die Lippen und blies ein lang gezogenes Signal, einen Ton, der so hoch war, dass er in den Ohren der Menschen schmerzte. Alle Reitechsen der Ritter der Westmark hoben ihre großen Köpfe und stießen einen schrillen Kampfschrei aus – eine schaurige und beängstigende Melodie.
    Calidor lächelte grimmig – auch wenn sein Reittier nicht ausgebildet war, sich an dem Craith-Schrei zu beteiligen, so tänzelte es doch ungeduldig in Erwartung der Schlacht. Und das Ritual der Westmark zeigte Wirkung. Auch aus der Entfernung glaubte Calidor, die Angst der Dunkelmenschen zu spüren. Ihr Lärmen war verstummt, und starr blickten sie der Streitmacht der Menschen entgegen.
    Als die Schlachtreihe sich erneut in Bewegung setzte, trieb Calidor seine Echse voran, um nicht hinter Beranion zurückzufallen. Die Ritter seiner Leibgarde blieben an seiner Seite, die Schilde erhoben, die Speere zum Stoß bereit. Der König fühlte die Erschütterungen, als ein Pfeil seinen Schild traf und ein weiterer von seiner Rüstung abprallte. Zu beiden Seiten ertönten Schmerzensschreie von Menschen und Echsen, dann hatten sie den Rand des Trümmerfeldes erreicht.
    Die Überreste der Häuser hemmten die Wucht des Ansturms, und sofort waren die Reiter auf
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