Brüder der Drachen
sickerte aus einer breiten Wunde in seiner Brust, etliche gefiederte Pfeile schauten aus seinem Körper hervor, und in seiner Seite steckte immer noch Gerrics Schwert. Der Dämon ließ Galadans leblosen Körper zu Boden sinken und breitete seine Schwingen aus, um sich in die Luft zu erheben. Da war erneut der Klang der Armbrüste zu hören. Mehrere Bolzen trafen die Brust des Dämons, einer drang in seinen Hals, ein weiterer zerschmetterte eines der rot glühenden Augen. Mit einem wütenden Schrei sank die Kreatur zu Boden, dann war Calidor bei ihm. Das Schwert des Königs bohrte sich durch den unmenschlichen Körper, der schon begann, sich in Feuer und Rauch aufzulösen.
Mit dem Tod des letzten Dämons schwand auch die Kampfeslust der Dunkelmenschen schnell dahin. Sie zauderten und wandten ihren Gegnern den Rücken zu, um in die Dunkelheit der Nacht zu entkommen. Gleichzeitig fiel auch der Schatten der Furcht von den Herzen der Menschen. Mit neuem Mut drängten sie voran, um ihre Gegner in die Flucht zu schlagen. Calidor jedoch kniete über dem toten Galadan, und Tränen waren in seinen Augen.
*
»Es ist unheimlich«, sagte der junge Soldat zu seinem Gefährten. »Dieses Licht macht mich krank.«
»Ja«, flüsterte der andere. »Ich wünschte, wir könnten nach drinnen gehen.«
Die beiden Männer standen an der Brüstung des großen Balkons, hoch über dem Burghof von Car-Tiatha, der von vielen Fackeln erleuchtet war. Eril-Angoth stand hoch am Himmel, und sein Licht war so hell, dass der Palast des Königs das rote Glühen widerspiegelte. Jede Mauer, jede Zinne schien mit Blut bedeckt zu sein. Auf dem Balkon stand ein gepolsterter Stuhl, und darauf saß Gweregon, der greise König. Seine gebrechliche Gestalt war in sich zusammengesunken.
»Ich glaube, dass er schläft«, murmelte der erste Soldat.
»Er sollte nicht schlafen – nicht unter diesem Licht. Es ist ein böses Omen. Der Wächter ist völlig verblasst.«
»Willst du ihn wecken? Rede nicht so laut, vielleicht schläft er gar nicht. Er war sehr nachdenklich in den letzten Wochen.«
»Nachdenklich ist er erst seit kurzer Zeit. Vor ein paar Tagen hat er noch getobt.«
»Ja, du hast recht. Es begann, als die Boten aus Car-Elnath kamen. Ein paar Tage lang hat er nur geschrien.«
»Aber dann war er wieder ruhig, bis zu dem Tag, als die Königin entführt wurde.«
»Und dann hat er umso lauter getobt. Obwohl es ihm nicht viel auszumachen schien, dass Jeslyn fort ist. Es hat ihn mehr getroffen, dass auch der Prinz fast entführt worden wäre. Und er hatte sich immer noch nicht beruhigt, als die nächsten Unglücksboten eintrafen.«
»So ist es.« Der Soldat nickte ernst. »Als er erfuhr, dass die Schlacht in Car-Osidia verloren war, hat es ihm den Rest gegeben.«
»Und seitdem ist er nachdenklich, wie ich gesagt habe. Jeden Abend sitzt er hier und blickt in die Sterne. Als ob sie ihm etwas sagen würden. Keiner weiß, was die Sterne sagen, seit Sad Adan gegangen ist – und nun auch Sad Serion.«
»Ich brauche keinen Priester, um die Botschaft der Sterne zu verstehen. Siehst du nicht das Auge des Bösen? Der Wächter ist besiegt. Ich glaube, dass das Ende der Welt kommen wird. Und auch der König sieht dies, deshalb ist seine Kraft dahingeschwunden. Er erkennt die Wahrheit und ist verzweifelt.«
»Trotzdem, ich wünschte, dass Sad Serion hier wäre. Vielleicht wüsste er einen Ausweg. Doch alle sind weg – die Königin, Angbold, Sad Serion, Sad Adan. Ich überlege mir, ob ich nicht auch gehen sollte. Weg aus dieser Stadt.«
»Du solltest aufpassen, was du sagst. Wenn Jotaan deine Worte hört, würde er dich peitschen lassen.«
»Jotaan ist ein Wichtigtuer. Er wird nie an Angbold heranreichen.«
»Sei jetzt still. Das Auge des Bösen weckt den Wahnsinn in dir. Wir müssen den König nach drinnen bringen, die Nacht wird kühl.«
»Es wäre die Aufgabe des Kammerdieners, ihn nach drinnen zu geleiten.«
»Du weißt, dass der Kammerdiener im Kerker sitzt.«
»Und das Gleiche wird auch uns geschehen, wenn wir den König verärgern. Willst du ihn wirklich ansprechen?«
»Ja, das will ich.«
Der Soldat näherte sich mit zögernden Schritten Gweregons Stuhl.
»Majestät?«, sagte er leise. »Mein König, schlaft Ihr?«
Noch näher trat er an den König heran, bis er sich tief über den alten Mann beugte.
»Was tust du?«, zischte der andere Soldat. »Geh nicht so nahe an ihn heran.«
Doch der erste Soldat richtete sich mit vor Schrecken
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