Brüder der Drachen
Drachen erleuchtete die Höhle, dort, wo sie gerade noch gestanden hatte. Ein Hauch sengend heißer Luft umspülte sie, als Grimstan sie in einen Gang schob, der von der Höhle abzweigte.
Im nächsten Augenblick erhellte ein Lichtblitz die Höhle, und der Drache wandte seine Aufmerksamkeit von Danira und Grimstan ab. Timon hatte seine Rune in die Tasche geschoben, nachdem der Kreis der Runen ohnehin unterbrochen war. Stattdessen hatte er die beiden magischen Kristalle hervorgeholt – den blauen Stein, der einst Tan-Thalion und Gerugrim gehört hatte, und den roten Stein aus Car-Niëllath. Das Licht ging von den beiden Steinen aus, die Timon hoch über seinen Kopf erhoben hatte.
»Nein, Timon. Tu es nicht.« Grimstans scharfe Stimme übertönte den Lärm in der Höhle. »Es ist noch nicht Zeit dafür. Komm zu uns.«
Widerwillig wandte Timon sich von dem Kreis der Alten ab und floh mit den anderen Gefährten zu dem schmalen Felsengang, wo Eldilion und Navaris mit den verbliebenen Rittern warteten. Der Meister der Drachengilde war aus dem Gang herausgetreten, seine blanke Klinge in der Hand. Mit der Linken bedeutete er den Fliehenden, sich zu beeilen. Schon war die Höhle erfüllt von dem Geräusch vieler Flügel. Dämonen kreisten in respektvollen Abstand unter der Höhlenkuppel, scheinbar bemüht, nicht zwischen den Drachen und seine Opfer zu geraten. Zhor wandte sich dem Durchgang zu und machte sich bereit, sein Feuer in die schmale Spalte zu senden. Grimstan zog Danira mit sich, tiefer in den engen Gang hinein, und die anderen folgten ihnen. Erst in einiger Entfernung von der Höhle ließ der alte Mann die Gefährten rasten, die sogleich müde und abgekämpft auf den Boden sanken. Doch schlimmer noch als die Erschöpfung ihrer Körper war die Gewissheit, die sich in ihren Gedanken festsetzte: Sie hatten den Kampf verloren.
*
Erschöpfte Soldaten schleppten sich durch die Ruinen von Car-Angoth, angezogen von den Signalen der Kriegspfeifen, die weithin hörbar durch das Zwielicht des Abends schallten. Die Sonne war hinter dem Horizont versunken, ihr Licht schwand aus dem Himmel, während immer mehr Sterne hervorkamen. Aus den zerfallenen Mauern der Stadt schienen die Schatten aufzusteigen, die das Licht der nun machtlosen Sonne fraßen. Und schon zeigte sich am östlichen Horizont ein roter Schein, der vom Kommen Eril-Angoths kündete. Immer wieder ließ Calidor die Pfeifen blasen, um vor dem Kommen der Nacht möglichst viele seiner zerstreuten Soldaten um sich zu scharen. Männer, die noch genügend Kraft besaßen, halfen den Verwundeten, in das Lager zu gelangen. Überall lagen Tote verstreut, Haufen der widerlichen Dunkelmenschen, doch dazwischen waren immer wieder auch Gesichter von Menschen zu sehen, grausam entstellt durch furchtbare Wunden. Das Stöhnen der Verletzten bildete eine Untermalung, so als habe die zerstörte Stadt selbst eine Stimme gefunden, mit der sie ihr Leid kundtun konnte.
Ein Soldat stolperte über das Schlachtfeld, seine Kettenrüstung zerrissen und blutig. Mühsam stützte er einen anderen Gerüsteten, um dessen Kopf ein blutiger Verband geschlungen war. Nur langsam kamen die beiden voran, dem Hang des Berges entgegen, von dem das Signal zu hören war. Mit eiligen Schritten kam ein Mann ihnen entgegen, der eine Lampe bei sich trug. Er näherte sich den beiden erschöpften Soldaten, und das Licht seiner Laterne beleuchtete ihre Gesichter.
»Gerric, seid Ihr es?«, fragte der Mann mit der Lampe.
»Tirandor – es freut mich, Euch zu sehen.« Gerrics Stimme klang erleichtert. »Dieser Mann braucht Hilfe.«
»Ich werde sehen, was ich für ihn tun kann.« Tirandor blickte zum Himmel hinauf. »Die Dämmerung kommt rasch, hier in dieser Stadt. Wir müssen ins Lager zurückkehren.«
Der Heiler half Gerric, den Verwundeten in die fragwürdige Sicherheit des Lagers zu bringen. Sofort machte er sich daran, die Wunde des Mannes zu untersuchen. Der junge Soldat sank neben ihm zu Boden, erschöpft bis zur Verausgabung, und für eine Weile sprach niemand. Erst als der Heiler die Wunde des Ritters versorgt hatte, so gut wie es die Umstände erlaubten, wandte er sich Gerric zu.
»Auch Ihr seid verwundet«, sagte er.
»Es ist nicht schlimm. Andere werden Eure Hilfe nötiger brauchen. Sagt mir nur, wo ich ein wenig Wasser finden kann.«
»Ich will Euch begleiten. Auch ich bin durstig.« Tirandor führte seinen Gefährten zu einem Zelt, das vor den Ruinen des Tempels errichtet worden war. Unter
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