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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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den spärlichen Vorräten, die dorthin gebracht worden waren, fanden sie einen Wasserschlauch, aus dem sie abwechselnd tranken. Das Lager war voller Menschen, die erschöpft am Boden kauerten oder scheinbar ziellos herumliefen. Tirandor und Gerric beachteten kaum die anderen Soldaten, und sie bemerkten den König erst, als er bei ihnen stehen blieb.
    »Es freut mich, Euch wohlauf zu sehen, Tirandor. Und auch Euch, Gerric«, sagte Calidor. Er legte eine Hand auf die Schulter des jungen Soldaten.
    »Ihr kennt meinen Namen, Herr?«
    »Natürlich. Ihr kamt mit den Auserwählten aus dem Süden. Loridan hat Euch mir vorgestellt. Und Ihr habt tapfer gekämpft – in der Nacht, als Galadan starb.«
    »Ich hätte trotzdem nicht gedacht, dass Ihr Euch an meinen Namen erinnert.«
    »Ich kenne die Namen von vielen Männern, die mit mir in diese Schlacht gezogen sind. Und nun lasten sie auf meiner Seele, denn ich habe sie in ihren Tod geführt.«
    »Ihr habt getan, was die Not erforderte«, sagte Tirandor.
    »Ja, das habe ich – und nun gibt es noch mehr zu tun. Unsere Feinde haben sich zurückgezogen, doch vernichtet sind sie noch nicht. Wenn Eril-Angoth in den Himmel steigt, dann werden sie sich erneut sammeln. Und dann sind womöglich auch Dämonen da, um sie zu führen. Vielleicht werden wir hier überstürzt fliehen müssen, und dann wird keine Zeit mehr sein, uns um die Verletzten zu kümmern. Wollt Ihr dafür sorgen, dass alle, die nicht alleine laufen können, in den Hafen gebracht werden?«
    »Das will ich gerne tun, auch wenn es viele Männer erfordern wird. Und die Nacht ist nahe – es wird ein gefährlicher Weg sein.«
    »Ich will Euch einen großen Teil der Fußsoldaten mitgeben. Auch Gerric soll Euch begleiten. Nur mit meinen treuesten Rittern und denen von Beranion und Navaris will ich hier die Stellung halten.«
    »Also gut.« Tirandor nickte. »Ich will die Verwundeten auf den Aufbruch vorbereiten. Viele sind allerdings so schwach, dass ein Transport sie nun töten könnte, und an der Seite dieser Männer ist mein Platz. Ich werde nicht gehen.«
    »Ich danke Euch.« Calidor legte seine Hand auf die Schulter des Heilers. »Und ich werde Euer großherziges Angebot nicht ausschlagen – um des Lebens dieser Männer willen. Euch jedoch, Gerric, bitte ich, nach meinem Wunsch zu handeln. Ich sehe in Euren Augen, dass auch Ihr gerne bleiben würdet – doch seit Galadans Tod fehlen mir fähige Führer. Tindal wird befehlen über die, die jetzt zum Hafen gehen, und Ihr sollt ihm dabei helfen. Wenn Ihr bereit seid, einstweilen meine Farben zu tragen, dann soll dieser Umhang Euch gehören.«
    Der König reichte Gerric einen Umhang in den Farben Rot und Weiß. Am Kragen war ein scharlachroter Streifen angebracht.
    »Ich bin kein Offizier, Herr«, sagte Gerric.
    »Wenn Ihr diesen Mantel umlegt, dann seid Ihr es. Bringt die Verwundeten sicher zum Hafen und auf die Schiffe – das ist mein Wunsch. Und wenn das Böse siegen sollte, dann wartet nicht auf uns. Flieht zurück in den Westen.«
    Gerric verneigte sich ohne etwas zu sagen. Es dauerte einige Zeit, bis die Verwundeten zum Abmarsch bereit waren. Eril-Angoth hatte inzwischen den Himmel erobert, und sein heller Schein ließ in einem weiten Umkreis alle anderen Sterne verblassen. Eril-Firion schien vollständig erloschen zu sein. Endlich brachen die Verwundeten auf, viele auf Tragen gebettet, andere gingen selbst, gestützt auf ihre Kameraden. Viele Soldaten begleiteten sie, die blanken Schwerter in der Hand. Calidor und Tirandor blickten der Marschkolonne hinterher, die langsam in dem roten Zwielicht verschwand. Um sie herum standen die Ritter, die noch kräftig genug waren, um einen weiteren Kampf durchzustehen. Eine kleine Schar war es, alle in schimmernde Panzer gehüllt. Einige von ihnen hatten die Helme abgenommen, und ihre Gesichter waren gezeichnet von den Anstrengungen der letzten Tage. Alle Hoffnung schien aus ihnen verschwunden zu sein.
    »Lasst uns beten zu Firion«, rief Calidor plötzlich. »Denn ich spüre, dass der Moment der Entscheidung nahe ist.«
    Mühsam ließ der König sich auf ein Knie sinken, und die Ritter, die bei ihm standen, folgten seinem Beispiel.
    »Herr«, rief er. »Wir sind deine Diener, und wir haben in der Schlacht gesiegt über deine Feinde. Nun steht uns eine Prüfung bevor, die wir ohne deine Hilfe nicht bewältigen können. Lass das Böse nicht triumphieren, und gib uns die Kraft, noch ein letztes Mal standzuhalten.«
    Doch wie als
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