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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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kennt sicher die vier geheimnisvollen Türme, die wahrscheinlich vor langer Zeit von den Ahnen errichtet wurden. Man nennt sie auch die Schwarzen Türme, und einer von ihnen steht in Eurem Fürstentum, Herr Istaron, einer im Westreich und …«
    »Es gibt kein Westreich!« Fürst Palaris unterbrach den Zauberer und erntete dafür ein beifälliges Nicken des Königs.
    »Verzeiht, Hoheit«, fuhr der Magier fort, für einen Moment verunsichert durch den barschen Einwurf des Fürsten. »Ich … wollte sagen, dass der zweite Turm in den abtrünnigen Westlanden steht und der dritte im Drachenland. Ein weiterer steht auf der Nebelinsel, weit im Süden. Soweit wir dies beurteilen können, hat seit dem Untergang der Ahnen niemand mehr diese Türme betreten, obwohl zahlreiche Versuche unternommen wurden.«
    »Das kann ich bestätigen«, warf Fürst Istaron ein. »In Faladhon gibt es viele Geschichten über Abenteurer, die versuchten, in den Turm einzudringen. Aber kein Rammbock konnte seine Tür sprengen, und kein Steinmetz konnte den seltsamen schwarzen Stein des Turms auch nur ankratzen. Zweifellos ist hier ein mächtiger Zauber wirksam.«
    »Ja, und wer sonst sollte einen solch mächtigen Zauber wirken, wenn nicht die Ahnen?«, fuhr Tan-Thalion fort. »Und was mag es sein, das die Ahnen auf so wirkungsvolle Weise schützen wollten? Niemand kann es mit Gewissheit sagen, denn niemand hat bisher in den Türmen nachsehen können. Trotzdem glaube ich zu wissen, welchem Zweck diese Bauwerke dienen. Ihr alle habt sicher die Erzählungen der Drachenritter gehört, die berichten, dass der Turm im Drachenland beschädigt ist. Niemand wunderte sich offenbar bisher darüber, denn die Drachen haben schließlich auch drei ganze Städte in Trümmer gelegt, warum also nicht auch ein so abgelegenes Gemäuer? Ich sage jedoch: Der Turm wurde auf andere Weise beschädigt – bevor die Drachen in das Land kamen. Denn ich vermute, dass es eben der Sinn dieses Turms war, die Drachen aus dem Land fernzuhalten, und erst die Zerstörung irgendeiner Apparatur in seinem Inneren führte dazu, dass die Drachen die Küstenstädte vernichten und Car-Carioth belagern konnten.«
    »Ihr verfügt über eine blühende Fantasie, Herr Zauberer«, meldete sich Sad Serion zu Wort. »Aber könnt Ihr mir auch sagen, wer den Turm zerstört hat, wenn er derart unzugänglich war, wie Ihr eben erläutert habt.«
    »Darüber kann ich natürlich nur Vermutungen äußern. Aber ich bin nach wie vor der Überzeugung, dass ein Eindringen in den Turm von außen nicht möglich war. Die Zerstörung muss daher von innen ausgegangen sein. Meine Erklärung lautet, dass der Zaubermechanismus, der die Drachen ferngehalten hatte, sich auf irgendeine Weise überladen hat und dabei zerstört wurde. Und die dabei freigesetzten Energien haben dann sogar die Außenhülle des Turms gesprengt. Was uns nun die Möglichkeit bietet, in ihn einzudringen und seine Geheimnisse zu ergründen.«
    »Ihr sagt selbst, dass dies alles nur Vermutungen sind«, sagte Sad Serion. »Recht kühne Vermutungen, wie mir scheint. Ich denke, Ihr solltet Eure Pläne verschieben, bis Ihr ein paar Eurer gewagten Schlussfolgerungen beweisen könnt.« Der alte Priester blickte zwischen Tan-Thalion und dem König hin und her.
    »Die beste Methode, Beweise zu erhalten, ist es, zu dem Turm zu gehen und nachzusehen«, erwiderte Tan-Thalion. »Mir erscheint alles so klar zu sein. Die Drachen suchen nur das Zentrum des Reiches heim, von den Gebieten im Westen und Osten halten sie sich fern – denn dort stehen noch die Türme. Habt Ihr jemals die Lage der Schwarzen Türme auf einer Landkarte genauer betrachtet?« Tan-Thalion erhob sich von seinem Stuhl und trat ein paar Schritte zurück zu der Karte, die an einem Holzgestell hinter seinem Sitzplatz aufgehängt war. »Wenn ich um jeden der vier Türme einen Kreis mit einem Radius von etwa zweihundertfünfzig Meilen lege, habe ich dadurch die gesamte Fläche des Reiches abgedeckt. Ich nehme an, dass von den Türmen ein Zauber ausgeht, der in eben diesem Umkreis die Drachen fernhält. Außerdem erkennt man, dass die ältesten Städte des Reiches, die schon zur Zeit der Ahnen gegründet wurden, jeweils genau zwischen zwei Türmen liegen. Car-Tiatha befindet sich zwischen dem östlichen Turm und dem Turm im Drachenland, während Car-Osidia zwischen letzterem und dem westlichen Turm liegt. Dadurch sind diese Städte doppelt geschützt, was bedeutet, dass auch die Ahnen schon damit

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