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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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sie sich kauend auf die Treppenstufen eines kleinen Hauses, das am Rand des Platzes stand. Sie beobachtete für eine Weile das Treiben auf dem Markt, als plötzlich ein großer Arath vor ihr stehen blieb und sie neugierig beäugte. Die Echse war deutlich größer als Sardoc, und ihre ledrige Haut hatte ein Muster aus roten und grauen Farbtönen. Sie kam näher heran, und ihre lange, dünne Zunge bewegte sich schlangengleich vor und zurück. Danira streckte dem Arath ihre mittlerweile leeren Hände entgegen.
    »Tut mir leid, aber ich habe schon alles aufgegessen.«
    Trotzdem begann der Arath, Daniras Hände zu beschnüffeln und abzulecken. Als Danira nach einer Weile ihre Hände zurückzog, trat der Arath noch näher an sie heran und versuchte nun, auch ihr Gesicht zu erreichen. Während sie den Hals des Arath streichelte, gab sich Danira Mühe, seiner kitzelnden Zunge auszuweichen.
    »Sein Name ist Gorm«, sagte eine Stimme. Als Danira aufblickte, sah sie in das Gesicht eines Jungen mit blonden, lockigen Haaren. Er war etwa genauso alt wie sie und trug einen seltsamen Holzkasten an einem Lederriemen um den Hals. Danira wandte sich wieder dem Arath zu und brachte ihr Gesicht dicht vor den schmalen Kopf des Tieres.
    »Sei gegrüßt, Gorm, ich bin Danira«, sagte sie. Der Arath freute sich, seinen Namen aus dem Mund des Mädchens zu hören, richtete den Kopf nach oben und gab ein leises Keckern von sich. Während sie darauf bedacht war, ihr Gesicht außerhalb der Reichweite von Gorms Zunge zu halten, wandte Danira sich wieder dem Jungen zu.
    »Und wer bist du?«
    »Ich heiße Timon«, erwiderte der Junge, und er runzelte nachdenklich die Stirn, als er Danira ansah. »Haben wir uns nicht schon einmal irgendwo gesehen?«
    »Das ist unwahrscheinlich«, sagte Danira. »Oder warst du in letzter Zeit einmal in Car-Elnath?«
    »Car-Elnath?« Das Stirnrunzeln des Jungen vertiefte sich. »Du meinst die Stadt der Geister, in der nur Gespenster und Gesetzlose leben?«
    »Ich habe dort gewohnt«, sagte Danira, und ihr Blick umwölkte sich für einen Moment, doch gleich darauf lächelte sie wieder. »Was denkst du – bin ich ein Gespenst oder eine Gesetzlose?«
    »Es tut mir leid … ich wusste ja nicht … ich meine, ich weiß nicht viel über die Stadt der Geister.« Timons Gesicht färbte sich rot. »Allerdings habe ich manchmal schon von ihr geträumt – von der Stadt und den Drachen und …« Wieder erschienen die Falten auf seiner Stirn.
    »Schon gut, ich bin dir nicht böse«, sagte Danira. »Was hast du in dem Kasten?«
    Der Junge öffnete den Behälter und setzte sich neben Danira, damit sie einen Blick hineinwerfen konnte. Sie sah eine Reihe von kleinen Gegenständen, die aus den Hölzern verschiedener Bäume geschnitzt waren. Manche davon waren noch mit glänzenden Steinen, Federn oder Knochen verziert. Die meisten waren an dünnen Lederriemen befestigt, sodass man sie sich um den Hals hängen konnte.
    »Das sind magische Amulette«, erläuterte der Junge. »Diese hier sind in der Form von Zaubersymbolen aus dem Holz besonderer Bäume geschnitzt. Sie schützen ihren Träger vor Unfällen und Krankheit oder geben ihm Kraft oder Weisheit, je nach der Art des Baumes, aus dem sie gemacht sind. Eine besonders umfassende Wirkung erzielt man natürlich, wenn man mehrere dieser Amulette gemeinsam trägt. Die anderen hier«, er zeigte auf die verzierten Anhänger, »verfügen über zusätzliche Kräfte. Dieses zum Beispiel ist mit den Schuppen einer Baumechse verziert und gibt dir zusätzlich die Gabe, Gefahren zu erkennen und zu vermeiden. Natürlich sind diese Amulette auch etwas teurer als die einfacheren.«
    Während dieses Vortrages hatte Danira eines der Amulette in die Hand genommen und es vorsichtig betastet.
    »Ich fühle keine Magie«, sagte sie.
    »Natürlich nicht. Ein Gespür für die Magie besitzen nur die wenigsten Menschen. Selbst dann, wenn du nichts spürst, kann die Macht dieses Amuletts …«
    »Bevor du weiterredest, solltest du vielleicht wissen, dass ich durchaus in der Lage bin, Magie zu spüren«, unterbrach Danira den Jungen. »Und an diesem Amulett fühle ich nichts.«
    »Du spürst Magie?« Timon sah das Mädchen zweifelnd an. »Hast du denn schon einmal einen magischen Gegenstand in der Hand gehabt?«
    »Ja, Tan-Thalion hat mir einige gezeigt.«
    »Du machst Scherze, oder?« Der Junge sah verwirrt aus, fast ein bisschen böse. »Du willst mir erzählen, dass du Tan-Thalion kennst?«
    »Ich war nur

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