Brüder der Drachen
rechneten, dass einer der Türme einmal ausfallen könnte.«
Mit einem zufriedenen Lächeln trat Tan-Thalion einen Schritt neben die Karte, damit alle Anwesenden sie besser sehen konnten. Er hoffte nur, dass niemandem die kleinen Veränderungen auffallen würden, die gegenüber den herkömmlichen Karten des Reiches bestanden. In den Gesichtern seiner Zuhörer las er verschiedenste Gefühle – Verwirrung, Ablehnung und Staunen. Zu seinem Leidwesen war es der alte Priester, der als Erster seine Meinung kundtat.
»Nun, sonderlich überzeugend finde ich all Eure Mutmaßungen nicht.« Sad Serion erhob sich, um seinen Worten mehr Gewicht zu verleihen, und setzte zu einer längeren Rede an, doch der König unterbrach ihn.
»Nun, ich finde Tan-Thalions Erläuterungen sehr einleuchtend, und wir werden jetzt nicht weiter darüber diskutieren. Ich habe diese Versammlung einberufen, damit meine Heerführer erfahren, was auf sie zukommt. Ich vertraue auf Eure Pläne, Tan-Thalion, und ich denke, auch meine guten Fürsten hier vertrauen Euch. Der Gedanke, eine Armee an den Drachen vorbei durchs Drachenland zu führen, hat ihnen wenig behagt.« Gweregon unterbrach seine Rede mit einem meckernden Lachen, dann wandte er sich wieder an den Zauberer. »Seid Ihr mit Euren Ausführungen am Ende?«
»Ich wollte nur noch sagen, dass ich hoffe, in dem Turm einen Hinweis auf die Funktion des Bannzaubers gegen die Drachen zu finden. Aber vielleicht finden wir auch heraus, wie die Tür des Turms geöffnet werden kann, wenn wir sie von innen untersuchen. Dann könnten wir auch in die anderen Türme eindringen und dort die noch funktionierenden Mechanismen untersuchen. Das würde die Chancen erhöhen, den zerstörten Turm zu reparieren. Das ist alles, was ich sagen wollte.«
»Gut.« Der König bedeutete dem Zauberer, sich zu setzen, und wandte sich den beiden Fürsten zu. »Habt Ihr noch Fragen an meinen Hofzauberer?«
»Ich kann nur bemerken, dass auch ich die Erläuterungen des Hofzauberers äußerst beeindruckend finde«, meldete Fürst Palaris sich zu Wort. »Ich bin gerne bereit, die geplante Reise in jeder Beziehung zu unterstützen, die der König oder Tan-Thalion für erforderlich halten.«
»Das Gleiche gilt auch für mich«, fügte Fürst Istaron hinzu.
»Ihr habt meine Heerführer gehört, Tan-Thalion. Können die beiden irgendetwas für Euch tun?«
»Ich danke den Herren Fürsten für ihr Angebot.« Tan-Thalion verbeugte sich steif. »Aber der König und die Drachengilde haben bereits alles Erforderliche zur Verfügung gestellt. Es wird nur eine kleine Reisegruppe sein, und wir benötigen außer den Reittieren nur wenig Ausrüstung.«
»Dann bleibt also nur noch die Frage, wann Ihr aufbrechen werdet«, sagte der König.
»Ich selbst bin jederzeit dazu bereit«, sagte Tan-Thalion, und er blickte den Meister der Drachengilde fragend an.
»Ich würde gerne noch den Rest dieses Tages und den kommenden Tag damit verbringen, meine Ritter auf die Reise vorzubereiten«, sagte Eldilion. »Nur selten besuchen die Drachentöter das Gebiet, in dem der Turm steht. Trotzdem hoffe ich, noch ein paar Reiseberichte in den Annalen der Gilde zu finden, die für diese Reise nützlich sein können. Ich schlage daher vor, die Reise übermorgen zu beginnen.«
»Sehr gut, Ihr werdet also übermorgen aufbrechen.« Der König erhob sich, woraufhin auch alle anderen Männer hastig aufstanden.
»Darf ich als Treffpunkt vor dem Beginn der Reise die königliche Burgkapelle vorschlagen?«, meldete sich Sad Serion nochmals zu Wort. »Auch wenn diese Unternehmung meiner Meinung nach nicht Firions Wille ist, sollt Ihr nicht ohne seinen Segen aufbrechen.«
Auch nach diesem Schlusswort löste die Versammlung sich nur langsam auf, und Tan-Thalion sprach noch lange mit Eldilion, bevor er sich auf den Weg zurück zu seinen Räumen im Westflügel des Palastgebäudes machte. Als er sich seinem Quartier näherte, bemerkte er einen Mann, der auf einer der Bänke im Korridor Platz genommen hatte. Der Besucher erhob sich, als er Tan-Thalion erblickte, und ging diesem ein paar Schritte entgegen. Der Zauberer runzelte zunächst seine Stirn, denn er war müde von der Besprechung und nicht in der Laune für weitere Diskussionen. Als er seinen Gast erkannte, erschien allerdings ein Lächeln auf seinem Gesicht.
»Ah, Deryn. Ich habe Euch noch gar nicht für die Mühen gedankt, die Ihr auf Euch genommen habt, um meine Botschaft zu überbringen.«
»Es ist nicht der
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