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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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Als Tan-Thalion sich gerade erheben wollte, um Loridan zu wecken, bewegte sich dieser plötzlich und stand von seinem Lager auf. Er trat an den Zauberer heran und grüßte ihn mit leiser Stimme.
    »Guten Morgen, Tan-Thalion. Wie ist die Wache verlaufen?«
    »Guten Morgen, Loridan. Es war alles ruhig, und es war dunkel – zu dunkel für meinen Geschmack. Was hat Euch geweckt?«
    »Drachenritter haben einen leichten Schlaf«, sagte Loridan beiläufig. »Zumindest wenn sie im Drachenland sind.«
    »Sollen wir die anderen wecken?«, fragte Tan-Thalion.
    »Ja, wir wollen zeitig aufbrechen, aber zuvor sollten wir uns eine ordentliche Morgenmahlzeit gönnen.«
    Bald hatten sich alle gesammelt, und sie aßen gemeinsam, während das Licht des Tages sich langsam ausbreitete. In den Mienen seiner Gefährten glaubte Tan-Thalion zu erkennen, dass sie die ungemütliche Nacht besser überstanden hatten als er. Tirandor war offenbar ebenso vertraut mit dem Leben in der Wildnis wie die beiden Drachentöter, und unbekümmert sprach er mit ihnen über die Tiere und Pflanzen des Drachenlandes. Sad Adan und Gerric waren zwar schweigsam, schienen aber nicht sonderlich müde oder unzufrieden zu sein. Als sie aufbrachen, war der Himmel immer noch bewölkt, und zwischen die dicht stehenden Bäume des Waldes drang nur schwacher Lichtschein.
    Der Pfad, dem sie folgten, wurde schmaler, und die Reiter hatten Mühe, den immer noch regennassen Zweigen von Büschen und Bäumen zu entgehen. Nur an wenigen Stellen war immer noch erkennbar, dass dieser Weg einmal von Menschen angelegt worden war. Die meiste Zeit war es nicht möglich, zu zweit nebeneinander zu reiten, sodass Tan-Thalion sich damit beschäftigte, in Gedanken die diversen Zauber durchzugehen, die hier im Drachenland für ihr Überleben wichtig werden konnten. Es hatte ihm eine große Genugtuung bereitet, als Loridan ihm von der Wirksamkeit des Schutzzaubers gegen Drachenfeuer berichtet hatte, gegenwärtig wünschte er sich jedoch eher einen Zauber, der ihn vor der Feuchtigkeit bewahrte, die nur langsam aus seiner Kleidung weichen wollte.
    Erst als die Sonne sich blass durch einen Wolkenschleier hoch über den Wipfeln der Bäume abzeichnete, gönnten sich die Gefährten ihre erste kurze Rast. Als am Nachmittag tief hängende Wolken mit neuerlichem Regen drohten, hatten sie bereits eine gute Strecke zurückgelegt. Missmutig blickte der Zauberer zum Himmel auf und zog seinen Mantel enger um sich.
    »Ihr seht bekümmert aus«, sagte Herubald, der neben Tan-Thalion ritt. »Geht es Euch nicht gut?«
    »Ich hatte gehofft, die nächste Nacht im Trockenen zu verbringen – aber diese Wolken verheißen nichts Gutes.«
    »Ja, es wird wieder Regen geben. Wir sollten jetzt ein Lager aufschlagen, dann werden wir es gemütlicher haben als in der letzten Nacht.«
    Sie folgten dem Rat des Drachentöters und spannten Zeltplanen zwischen den dicht stehenden Bäumen auf, um einen Windschutz und ein Dach gegen den einsetzenden Regen zu bilden. Tan-Thalion war dankbar für die Unterbrechung der Reise, denn ein kalter Westwind war aufgekommen, und der Regen prasselte bald heftig auf sie nieder. Sie brachen erst am späten Vormittag des folgenden Tages wieder auf, als der Himmel endgültig aufklarte und die Sonne ihre wärmenden Strahlen durch die feuchten Zweige des Waldes schickte. Das freundliche Wetter ermutigte sie, auch nach Einbruch der Dämmerung weiterzureiten, denn Eril-Firions Licht war hell genug, um ihnen ihren Weg durch den lichter werdenden Forst zu zeigen. Als sie eine große Lichtung überquerten, stieß Tirandor plötzlich einen leisen Ruf aus.
    »Seht nur, dort!«
    Suchend blickte Tan-Thalion um sich, und dann sah er es: Leuchtende Wesen schwebten über der Lichtung, badeten sich im Licht Eril-Firions. Bald erkannte er, dass die Geschöpfe in einem eigenen blassen Licht schimmerten – blau, gelb und grün.
    »Es sind Urvos«, flüsterte Tirandor ehrfurchtsvoll. »Seit Jahren habe ich keine mehr gesehen. Trifft man sie oft, hier im Drachenland?«
    »Nein, sie sind auch hier sehr selten«, antwortete Herubald.
    Schweigend betrachteten die Männer den kleinen Schwarm der Nachtvögel, die sich in einem anmutigen Tanz umkreisten, während das Leuchten ihrer Federkleider sich stetig verstärkte. Der alte Zauberer versuchte sich zu erinnern, wann er dieses Schauspiel zum letzten Mal erlebt hatte. Mehr als zwanzig Jahre musste es her sein, in einer Zeit, als er noch viele Reisen unternommen hatte.

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