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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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widerstand dem Drang, den Heiler näher zu befragen, denn er glaubte, in dessen Stimme den Schatten einer traurigen Erinnerung wahrzunehmen.
    »Wir haben Eure Hilfe schon eher gebraucht, als ich erwartet hätte«, sagte er. »Schon bevor wir das Drachenland betreten konnten, haben wir unseren ersten Begleiter verloren.«
    »Ich konnte nicht viel für Baradin tun. Ohnehin war sein Zustand nicht lebensbedrohlich – ich denke, dass uns hier im Drachenland Schlimmeres widerfahren kann.«
    »Ja, das ist auch meine Befürchtung«, sagte der Zauberer. »Und ich denke, dass wir dann wirklich auf Eure Hilfe angewiesen sein werden. Doch ich werde mich bemühen, Euch nicht mit kleinen Unpässlichkeiten zu behelligen, und Euch erst zu Rate ziehen, wenn mein Leben in Gefahr ist.«
    »Solange wir im Drachenland unterwegs sind, dürften unsere Leben wohl ständig in Gefahr sein«, sagte Tirandor. »Aber nehmt mir meine Worte von eben nicht übel – auch wenn ich mir den Beruf des Heilers nicht ausgesucht habe, weise ich normalerweise niemanden ab, der Hilfe benötigt. Und wenn ich auch nicht der Menschenfreund bin, für den mich manche halten, so empfinde ich durchaus freundschaftliche Gefühle für meine Gefährten. Und für Freunde kümmere ich mich auch um Unpässlichkeiten.«
    Tan-Thalion wäre beinahe aus seinem Sattel gerutscht, als seine Echse abrupt stoppte. Nur schemenhaft erkannte der Zauberer, dass auch der Reiter vor ihm stehen geblieben war. Die Bewölkung schien sich verdichtet zu haben, und unter den Bäumen herrschte tiefe Dunkelheit. Die Gruppe der Reisenden sammelte sich, während die beiden Drachenritter kurz miteinander redeten.
    »Wir wollen jetzt rasten«, verkündete Herubald schließlich. »Es ist derzeit zu dunkel, um unseren Weg durch diesen Wald zu finden, und die Echsen brauchen ohnehin eine Pause. Bindet die Tiere hier an die Bäume. Falls der Himmel später wieder aufklart, können wir weiterreiten, ansonsten werden wir den Rest der Nacht hier verbringen. Morgen können wir ohnehin bei Tage reiten, denn der Wald schützt uns vor den Augen der Drachen.«
    Die sechs Männer setzten sich dicht beieinander unter die tief hängenden Zweige einer Earwain-Tanne, trotzdem konnten sie einander in der Dunkelheit nur schemenhaft erkennen. Gerric reichte einen Beutel mit getrockneten Fleischstreifen herum, und für eine Weile widmeten die Gefährten sich ihrer kärglichen Mahlzeit ohne etwas zu sprechen.
    »Ihr seid von uns allen wohl am meisten durch die Welt gereist, Tirandor«, sagte Tan-Thalion nach einer Weile. »Sogar den Südkontinent habt Ihr besucht, wie ich Euren Worten entnommen habe. Wollt Ihr uns nicht ein paar Geschichten aus diesem fernen Land erzählen?«
    »Es stimmt, ich war auf dem Südkontinent«, erwiderte Tirandor. »Aber nun fände ich es interessanter, ein paar Geschichten über die Drachen zu hören. Wollt Ihr uns nicht ein bisschen an Eurer Weisheit teilhaben lassen, Tan-Thalion?«
    »Ich wünschte, das könnte ich. Aber ich muss zugeben, dass mein Wissen über die Drachen sehr beschränkt ist. Ich denke, die Drachenritter könnten uns mehr erzählen.«
    »Ich fürchte fast, dass wir bei dieser Rast keine großen Geschichten zu hören bekommen werden«, lachte Herubald. »Dennoch will ich versuchen, ein wenig zu berichten. Dass die Drachen riesig sind und Feuer speien, wisst Ihr alle. Wenn die Drachenritter weit im Norden des Landes unterwegs sind, sehen sie manchmal Drachen, die in nordöstlicher Richtung fliegen, in das wilde Land, wo nie Menschen gelebt haben. Irgendeinen Ort muss es dort geben, an dem sie sich gerne aufhalten – oder vielleicht finden sie dort irgendetwas, das sie zum Leben benötigen. Von dort kamen sie wohl auch damals, als sie die Küstenstädte überfielen.
    Wenn ein Drache vorhat, ein Opfer zu töten, fliegt er dicht darüber hinweg und gibt einen Feuerstoß ab. Sie versuchen aber fast nie, aus der Luft mit ihren Krallen anzugreifen, dafür sind sie nicht wendig genug. Und das gibt uns Drachenrittern eine Chance. Wenn die Drachen merken, dass ihr Feuer uns nichts anhaben kann, dann landen sie, um uns mit Zähnen und Klauen anzugreifen. Und dann können wir ihnen mit unseren Schwertern beikommen.
    Die Drachen jagen meistens bei Tag, deshalb ist es sicherer, nachts zu reisen. Ich denke, sie sehen im Dunklen nicht besser als wir es tun, allerdings zieht ein Feuer in der Nacht sie an. Und wie Ihr wisst, können Craith-Echsen Drachen spüren. Die Drachenritter

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