Brüder der Drachen
zu konzentrieren.
Er duckte sich flach auf den Boden und hoffte, dass er in seiner jetzigen Lage vor den Blicken der Drachen sicher war, denn immer noch saß die Angst zu tief in ihm, um sich zu erheben und ein besseres Versteck zu suchen.
*
Zwei Drachen zogen ihre Bahn durch den nächtlichen Himmel. Schneebedeckte Gipfel leuchteten unter ihnen im silbernen Schein Eril-Firions. Die Drachen hatten das Himmelslicht in ihrem Rücken, und sie genossen den Blick auf das dunkle Land, das unter ihnen vorüberzog. Das Licht spielte auf den schimmernden Schuppen, die die Körper der Drachen umhüllten und sich mit den gewaltigen Flugmuskeln hoben und senkten. Die ledrigen Schwingen peitschten die Luft in einem gemächlichen Rhythmus. Über den Drachen breitete sich der wolkenlose Sternenhimmel aus, in einer Klarheit, die erdgebundenen Kreaturen fremd war. Die Drachen hielten ihre Körper im Flug lang gestreckt. Der lange, biegsame Hals bildete eine gerade Linie, an dessen Ende der mächtige Kopf residierte. Der Schwanz führte sanfte Bewegungen aus, die den Flug der mächtigen Wesen steuerten. Die Beine, die in den tödlichen Klauen endeten, waren eng an die Körper gepresst.
Die Drachen gingen tiefer und umflogen spielerisch die letzten hohen Gipfel des Gebirges. Ihre Körper streiften fast die Schneefelder an den Hängen der Berge. Dann fiel das Land vor ihnen ab, und die Berge gingen in ein bewaldetes Hügelland über. Keinen Schnee gab es hier mehr, und die Wälder erschienen wie schwarze Flächen gegen den helleren Fels und die Bergwiesen. Ein Bach, genährt von den schmelzenden Schneemassen des Gebirges, zog sich als dunkles Band unter ihnen dahin. Es war eine wunderbare Nacht zum Fliegen. Und dann wurde plötzlich ein kleiner leuchtender Fleck auf einem der nördlichen Hügel sichtbar – das Licht eines Feuers.
»Siehst du, was ich sehe?«, fragte Schwarzauge.
»Natürlich«, erwiderte Sternenschein. »Lass uns nachsehen, was dort vor sich geht.«
»Ich denke nicht, dass dies nötig ist. Wer sollte es wohl sein, der es wagt, in unserem Reich ein Feuer zu entzünden?«
»Wir sollten trotzdem nachsehen. Lass uns tiefer gehen.«
Die Drachen wandten sich nach Osten und gingen in einen gemächlichen Sinkflug über. Der Feuerschein lag noch weit vor ihnen, als Sternenschein, die etwas niedriger flog, plötzlich ihren Flug bremste.
»Da war etwas, direkt vor uns, in den Ruinen der alten Stadt. Als ob Eril-Firions Licht auf blankes Metall geschienen hätte.«
»Ich habe nichts gesehen«, sagte Schwarzauge.
»Glaube mir einfach und folge mir«, erwiderte Sternenschein, während sie ihre Flügel anlegte, um schneller an Höhe zu verlieren. Schwarzauge tat es ihr gleich und versuchte, ihren Vorsprung wieder einzuholen. Vor ihnen, zwischen den Trümmern der alten Stadt, glaubte auch er jetzt etwas gesehen zu haben. Die beiden Drachen überflogen die Ruinen zunächst in größerer Höhe und wendeten in einer weiträumigen Schleife, während der sie noch tiefer gingen.
»Du hattest recht, dort bewegte sich etwas«, sagte Schwarzauge. »Wie viele Wesen hast du gesehen?«
»Zwei«, erwiderte Sternenschein. »Und sie trugen die Macht des Bösen in sich. Thaur-Angoths Kinder wagen sich also wieder in seine Stadt zurück. Wir sollten sie vernichten.«
»Lass mich erst sehen, wie viele es sind. Dein Feuer soll mir Licht spenden.«
Der zweite Anflug führte die Drachen niedriger über die Ruinen hinweg. Sternenschein flog voraus, etwas niedriger als Schwarzauge. Kurz bevor sie sich über den beiden Gestalten befand, stieß sie ihren Feueratem aus, setzte ihren Flug jedoch mit unverminderter Geschwindigkeit fort. Die Flammenwolke umhüllte die Gestalten für einen Moment, und Schwarzauge sah, wie sich der Feuerschein auf glänzenden Rüstungen spiegelte. Zwei Craith-Echsen waren nahebei zu sehen, die in Richtung auf den nahen Wald flohen.
»Es sind zwei Ritter«, sagte Schwarzauge. »Das Feuer hat ihnen nicht geschadet. Ein Kampf bei Nacht in Angoths Stadt ist gefährlich. Es ist besser, wenn wir Eisenklaue informieren, bevor wir etwas unternehmen.«
»Also gut. Aber lass uns zuvor noch nachsehen, was das Feuer zu bedeuten hat.«
*
Langsam ging Carilon hin und her, um den Griff des Schlafes von sich abzuschütteln. Alles war still, und auch die Craith-Echsen zeigten keinerlei Zeichen von Unruhe. Seregon lag schlafend zwischen den nahen Bäumen, eingehüllt in warme Decken, denn die Nacht war kalt geworden. Eril-Firion
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