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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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Drachentöter ritten so weit voraus, bis sie Eril-Firion über den Bäumen des Waldes sehen konnten. Ungeduldig verharrte Tan-Thalion zusammen mit den restlichen Gefährten, den Blick starr auf die Ritter gerichtet, die im vagen Licht des Himmelswanderers nur undeutlich zu erkennen waren. Endlich war zu sehen, wie ein Schatten sich über das Land schob, und die Ritter schwenkten die Arme.
    Auch wenn Eril-Firion verdeckt war, spendeten die Sterne noch genügend Licht, um das Gelände schemenhaft erkennen zu können. Tan-Thalion setzte sich als Erster in Bewegung, und die anderen Reiter bildeten eine einfache Reihe hinter ihm.
    »Schnell nun«, sagte Herubald, als sie ihn erreicht hatten. »Folgt Loridan, ich bilde die Nachhut.«
    Die sechs Männer hielten ihre Reittiere eng beieinander, um sicherzugehen, dass sie genau der Fährte ihres Vordermannes folgten. Trotz des spärlichen Lichts schienen die Reitechsen keine Schwierigkeiten damit zu haben, ihren Weg zu finden. Nervös blickte Tan-Thalion zum Himmel auf, doch keine Anzeichen einer Verfolgung waren zu erkennen. Als er sich umwandte, sah er zwischen den ziehenden Wolken den rötlichen Eril-Angoth schimmern. Obwohl dunkle Ahnungen in ihm aufstiegen, blieb sein Craith ruhig – zumindest schien also keine unmittelbare Gefahr durch einen Drachen zu bestehen.
    Schon hatten sie die Ruinen erreicht, und sie folgten dem Pfad, den die beiden Ritter am vorigen Tag ausgekundschaftet hatten. Trotz der Anspannung zogen die dunklen Ruinen die Aufmerksamkeit des Zauberers auf sich. Die Trümmer der zerstörten Stadt bildeten groteske Silhouetten, die den Pfad säumten, nur schemenhaft zu erkennen im spärlichen Licht der Nacht. Die Gefährten trieben ihre Echsen zur Eile an, so weit das unsichere Gelände dies zuließ. Manchmal gaukelten ihre Sinne ihnen seltsame Illusionen vor, wenn sie in den dunklen Formen die Umrisse von Menschen oder anderen Wesen zu sehen glaubten. Für einen Moment schimmerte wieder Eril-Angoth durch die Wolken, während Eril-Firion immer noch verhüllt war. Der Stein fing den rötlichen Schein des Himmelswanderers ein, und die Mauern glühten sanft in dem gespenstischen Licht. Plötzlich schien das Leuchten aus den Steinen herauszuwachsen, über sie hinauszugehen, und Tan-Thalion erkannte in dem Schimmern die Umrisse von Mauern und Gebäuden. Die Gefährten schienen sich zwischen hoch aufragenden Häusern durch die Straßen einer Stadt aus Licht zu bewegen.
    »Was ist das?«, fragte der Zauberer. »Seht Ihr auch dieses Leuchten?«
    Doch in diesem Moment hörte er Loridan fluchen und stoppte seine Echse, als auch ihr Führer abrupt anhielt. Tan-Thalion ritt direkt hinter Loridan, und er sah, dass der Ritter nur knapp vor einer Felsspalte zum Stehen gekommen war.
    »Das Leuchten hat mich vom Weg abgebracht. Wir müssen dort entlang.« Loridan wendete seine Echse nach rechts und ritt genau auf eines der Häuser zu, die die Straße hier zu säumen schienen.
    »Gebt acht, Loridan«, rief Tan-Thalion, doch seine Warnung war überflüssig. Die Echse des Drachentöters verweigerte den Gehorsam und stieß ein gereiztes Zischen aus. Sie wandte sich von dem geisterhaften Haus ab und kam der Felsspalte wieder gefährlich nahe.
    »Könnt Ihr etwas gegen diesen Zauber unternehmen, Tan-Thalion?«, fragte Loridan, als er sein Reittier wieder unter Kontrolle hatte.
    »Ich kann es versuchen«, antwortete der Zauberer und begann in seinen Manteltaschen herumzukramen. Einen Augenblick später hielt er eine kleine, silberglänzende Kugel zwischen seinen Fingern. Er streckte seinen Arm aus und räusperte sich, um seinen Zauberspruch klar artikulieren zu können, stockte dann aber und ließ den Arm wieder sinken.
    »Mein Zauber wird einen hellen Lichtblitz erzeugen«, sagte er. »Ich fürchte, dadurch könnte ich die Aufmerksamkeit auf uns lenken, falls Drachen in der Nähe sein sollten.«
    »Haltet ein, Tan-Thalion!«, vernahm man da Tirandors Stimme. Er sprach laut genug, sodass alle ihn hören konnten. »Seht! Eril-Firion wird uns gleich wieder sein Licht spenden. Lasst uns abwarten, was geschieht.«
    Die Männer hoben ihre Blicke zu dem Himmelswanderer, der bereits als bleiche Scheibe durch einen dünnen Wolkenschleier zu erkennen war. Einige Augenblicke später war auch dieser Schleier vorübergezogen, und Eril-Firions Licht flutete über das Trümmerfeld. Die leuchtende Stadt verblasste und verschwand, und nur der kalte Stein der Ruinen blieb zurück.
    »Lasst uns

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